Wir sind am Oberlauf der Wutach („wütende Ach“) unterwegs, einem bemerkenswerten Fluss, der fast die gesamte südöstliche Abdachung des Schwarzwaldes entwässert.
Auf kaum 20 Kilometer Luftlinie haben sich die Wutach und einige ihrer Nebenbäche durch fast alle Gesteinsschichten der Süddeutschen Schichtstufenlandschaft gegraben, die hier in enger Scharung nacheinander an der Oberfläche ausstreichen.
Dabei sind drei imposante Schluchten entstanden, von denen insbesondere die erste Wutachschlucht jährlich bis zu einhunderttausend Besucher anzieht.Im Verlauf der Schluchten treten nacheinander die verschiedenen Gesteinsschichten von Granit-Gneisen (das eigentliche Grundgebirge), über Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper, Brauner Jura, Weißer Jura bis hin zum Schwarzen Jura zutage.
Eine Besonderheit der mittleren Schlucht ist die Versickerung des Flusswassers im Muschelkalk.
Bei geringer Wasserführung kann die Wutach auf einer Länge von mehr als einem Kilometern völlig trockenfallen, bis das Wasser kataraktartig wieder zutage tritt.
Wir beginnen unsere Wutach-Erwanderung am Oberlauf im Gemeindegebiet von Bonndorf (was einem echten Rheinländer wie mir natürlich ein wenig merkwürdig vorkommen muss). Vom Ortsteil Holzschlag folgen wir zunächst dem Reichenbächle, das der Wutach zufließt und sich dabei sehr schnell schluchtartig immer tiefer in die Landschaft eingräbt.
An der alten Stallegger Brücke, die schon im frühen Mittelalter für die Wutach-Querung von überregionaler Bedeutung war, erreichen wir die Wutach und folgen dem Fluss auf teils schmalen und felsigen Graten. Wir passieren die riesige, mehr als zweihundert Jahre alte Stallegger Tanne und kommen an einem der wenigen Stauwehre im Oberlauf der Wutach vorbei.
Der Fluss wird nun immer wilder, die Wege am Flussrand enger, steiler und steiniger. Immer wieder müssen wir über schmale Stege die Flussseite wechseln. Besonders schwierige Passagen sind mit Seilen gesichert.
So wandern wir rund zweieinhalb Stunden an der Wutach entlang, bis wir den Fluss verlassen und uns durch Wälder und die Hochebene auf den Rückweg zu unserem Stellplatz machen. Morgen geht es am nächsten Flussabschnitt weiter.