Heute haben wir eine 15 km lange Wanderung durch den Meroder Wald unternommen, der den nördlichsten Teil des Hürtgenwaldes am Rande der Eifel bildet. Die Wanderung beginnt mit einem echten Knaller. Kurz nachdem wir von unserem Parkplatz am Schloss Merode in den Meroder Wald aufgestiegen sind, ertönt in unserer unmittelbaren Nähe ein Schuss. Ich zucke erschreckt zusammen und nehme Doxi ganz schnell an die Leine. Das hört sich nach Jagd an.
Tatsächlich treffe ich hinter der nächsten Wegbiegung auf zwei Jäger, die soeben eine kapitale Rotwildkuh erlegt haben, wie sie mir auf Nachfrage berichten. Die Männer sehen zufrieden aus. Zwanzig Meter weiter liegt das tote Tier auf dem Waldboden.Wir laufen weiter und erreichen oberhalb von Jüngersdorf den nordöstlichsten Zipfel des Meroder Walds. Von dort hat man einen wunderbaren Blick hinunter in das flache Rheintal. Links erscheint das Kraftwerk Brauweiler, in der Mitte der Indemann und dahinter Jülich und rechts die Sophienhöhe vor der Ville.
Dann setzen wir unseren Weg in südwestlicher Richtung fort und tauchen tiefer in den Wald ein. Nach einer Passage durch das romantische Tal des Sührbachs erreichen wir auf einer Anhöhe im Wald die hübsche Laufenburg, die heute ein beliebtes Ausflugslokal beherbergt.
Die Burg wurde im 12. Jahrhundert von den Limburgern als Ritterburg zur Sicherung ihres Territoriums gegründet. 1359 fiel die Gegend an die Herrschaft von Jülich, wodurch sie ihre militärische Bedeutung verlor. Heute befindet sich die Burg und der umgebende Wald im Privatbesitz der Stolberger Fabrikantenfamilie Prym.
Hinter der Laufenburg geht es noch etwas tiefer in den Wald, bis wir das sogenannte „Franzosenkreuz“ erreichen. Dort wurde im Jahre 1679 ein französischer Offizier ermordet und begraben.
Auf teils schmalen Pfaden wandern wir durch dichte Farnbestände weiter zur Klosterruine Schwarzenbroich, die am Rande eines Sumpfgebiets versteckt mitten in Wald liegt. Das Kloster wurde um das Jahr 1340 gegründet. Der Sage nach war dem Herren Werner von Merode bei einer Rast nach der Jagd im Wald der Apostel Matthias erschienen und hatte ihm Gottes Auftrag zur Klostergründung überbracht.
Der Kreuzherrenorden, der sich dem Studium der Bibel und der Seelsorge widmete, baute die Klosteranlage im Laufe der folgenden Jahrhunderte immer weiter aus. In den Revolutionswirren flüchteten die Klosterbrüder 1792 vor den französischen Truppen. Im Jahre 1835 brannte das Kloster schließlich ab. Die beschädigten Gebäude wurden nie wieder aufgebaut.
Kurz hinter der Klosterruine erreichen wir den St. Matthias Bildstock, der auf die Klostergründung verweist. Nun geht es auf der sogenannten Münsterstraße, dem alten Zuweg zum Kloster, über mehrere Kilometer stetig geradeaus bis zum Waldrand. Oberhalb von Schlich kreuzen wir den Rotbach und erreichen wenig später wieder unseren Startpunkt am Schloss Merode.
Das auf das 12. Jahrhundert zurückgehende Schloss gilt als eines der schönsten Wasserschlösser des Rheinlands im Renaissance-Stil. Es befindet sich seit 1174 bis um heutigen Tag im Besitz der Herren, späteren Grafen und heutigen Fürsten von Merode. Aktueller Burgherr ist Charles-Louis Francois Marie Prinz von Merode, Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies und Prior des Ritterordens vom Heiligen Sebastian in Europa. Leider ist das Schloss öffentlich nicht zugänglich.
Hier endet unsere Wanderung. Obwohl wir fast die gesamte Zeit durch dichten Wald gelaufen sind, haben wir doch einige geschichtsträchtige Orte passiert. Eine wirklich interessante Wanderung.