Mitte Oktober im Chiemgau: Wir bewegen uns auf einem schmalen Grat zwischen Spätsommer und Herbst. In der Sonne ist es noch richtig schön warm, doch wenn Nebel aufzieht, wird es schnell kalt. Und mit einem Mal fällt einem auf, wie viele Bäume schon von Grün auf Gelb umgeschaltet haben. Das konnten wir bei unserer Wanderung heute wieder erleben.
Wir starten am frühen Morgen bei tollem Sonnenschein und blauem Himmel am Chiemsee und laufen hinauf in den Seeort Bernau. Dahinter erheben sich die Chiemgauer Alpen, und als wir diese erreichen, tauchen schlagartig dicke Schatten über uns auf – Wolken, die aus den Bergen in Richtung See ziehen.Eben dachte ich noch, ich hätte besser eine kurze Wanderhose angezogen, jetzt muss ich mir bereits eine Jacke überziehen. Die Gipfel sind in dicke Nebelschwaden gehüllt, keine Vogelstimmen sind zu vernehmen.
Die Stimmung wird herbstlich trüb, aber auch ein wenig bunt. Je höher wir steigen, desto farbenfroher leuchten uns einzelne Laubbäume entgegen. Das dunkle Grün des Nadelswalds ist durchsetzt mit roten, gelben und orangen Sprengseln.
Wir laufen zunächst an der Mariengrotte vorbei und steigen zur Seiseralm auf. Dort hat man einen fantastischen Blick über Bernau und den Chiemsee – sofern das Wetter mitspielt. Also heute nicht 🙁
Weiter geht es immer bergauf auf der Asphaltstraße, die in Richtung Kampenwand führt. Diese verlassen wir nach einer Weile und laufen durch dichten und dunklen Wald in Richtung der Herrnalm.
Bald erreichen wir die ersten Almwiesen, die jedoch bereits verwaist sind. Die Kühe befinden sich bereits wieder im Tal. Auch das Bauernhaus liegt verlassen da, eine Bewirtung gibt es jetzt nicht mehr. Wir legen dort trotzdem eine Pause ein.
Dann beginnt unser Abstieg in Richtung Bernau oberhalb der sogenannten Wolfsschlucht, einem tiefen Taleinschnitt, der vom wild rauschenden Schauergraben durchflossen wird. Auf halber Strecke kommen wir am „Stachl“ vorbei, einem ehemaligen Bauernhof, von dem jetzt nur noch einzelne, von Baumwurzeln umschlungene Kellermauern stehen.
Bald erreichen wir wieder den Ortsrand von Bernau und nach insgesamt 15 Wanderkilometern und knapp vier Stunden auch wieder unseren Stellplatz am Chiemsee. Auch hier haben die Wolken aus den Bergen die Sonne mittlerweile vertrieben, aber so ist das eben in dieser Jahreszeit auf dem schmalen Grat zwischen Spätsommer und Herbst.