Walbeck ist ein kleines Dorf westlich von Geldern, das für seinen Spargelanbau bekannt ist. In der Spargelsaison zwischen Mitte April und Ende Juni pilgern tausende Menschen in das Dorf an der Deutsch-Niederländischen Grenze, um dort den originalen Walbecker-Spargel zu genießen.
Neben dem Spargelanbau werden in der Region vor allem Gartenpflanzen gezüchtet, wie ich heute bei einer rund 20 Kilometer langen Wanderung rund um Walbeck feststellen konnte. Stellenweise reiht sich über Kilometer ein Gartenbaubetrieb an den nächsten. Jetzt, zum Ende der Saison, werden in den Treibhäusern und Freiflächen vor allem Heidesträucher kultiviert.Wir starten unsere Wanderung im Ortszentrum von Walbeck und laufen zunächst an der Pfarrkirche St. Nikolaus und der Steprather Mühle vorbei, einer der ältesten noch vollkommen funktionsfähigen Windmühlen in Deutschland. Die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtete Mühle war jahrhundertelang der wichtigste Gewerbebetrieb in Walbeck.
Sie trägt ihren Namen nach dem Haus Steprath, einem ehemaligen Adelssitz nördlich von Walbeck mitten im Wald. Bevor wir Haus Steprath erreichen, kommen wir hinter Walbeck zunächst am ehemaligen Schloss Walbeck vorbei, einer Wasserburg, die 1403 erstmalig erwähnt wurde und sich heute im Besitz des Christlichen Jugenddorfwerkes befindet.
Wir laufen in nördlicher Richtung durch den herbstlich bunten Wald an der Deutsch-Niederländischen Grenze, bis wir bei Lüllingen den Nierskanal erreichen. Der um 1777 errichtete Kanal dient als Hochwasserentlastung für die untere Niers und mündet auf niederländischer Seite bei Arcen in die Maas.
Der Nierskanal benutzt teilweise das ehemalige Bett der Fossa Eugenia, einem 1626 begonnenen und niemals fertiggestellten Wasserbauprojekt. Der rund 50 km lange Kanal sollte eine Verbindung zwischen Rhein und Maas schaffen, um die damals von Spanien abtrünnigen nördlichen Provinzen der Niederlande vom gewinnbringenden Handel an diesen Flüssen abzuschneiden.
Entlang des schnurgeraden Nierskanals wandern wir mehrere Kilometer an zahllosen Gartenbaubetrieben vorbei in Richtung des Dorfes Veert. Dann drehen wir Richtung Walbeck ab und laufen durch eine uralte Allee mit schönen Bäumen an der Grift entlang, einem Reststück der ehemaligen Fossa Eugenia.
Nach viereinhalb Stunden erreichen wir schließlich wieder unseren Ausgangspunkt in Walbeck, ein wenig durchgefroren und erschöpft von der langen Wanderung, aber auch erfüllt von vielen schönen Eindrücken dieser reichen Kulturlandschaft am linken Niederrhein.