Auf der Rückfahrt von Gent ins Rheinland machen wir in Leuven, rund 20 Kilometer östlich von Brüssel, halt. Ich hatte gelesen, dass die Hauptstadt der Provinz Flämisch-Brabant über ein Altes Rathaus mit einer einzigartigen gotischen Fassade verfügen soll. Das möchte ich mir gerne anschauen.
Leuven am Fluss Dilje ist heute vor allem als Universitätsstadt bekannt – die katholische Universität wurde 1425 durch Papst Martin V, begründet. Außerdem ist Leuven der Unternehmenssitz von Anheuser-Busch InBev, der weltgrößten Brauereigruppe.Die Stadt blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Bis ins 14. Jahrhundert war sie größer und bedeutender als das benachbarte Brüssel. Ab 1430 kam Leuven unter burgundische Herrschaft und blühte durch die Ansiedlung von Leinenwebereien auf.
Unter spanischer Herrschaft war die Stadt im 16. Jahrhundert mehrfach das Opfer von Belagerungen. Ab 1714 wurde sie Teil der Österreichischen Niederlande. 1794 von französischen Truppen erobert, wurde Leuven nach dem Wiener Kongress 1815 Teil des Königreichs der Vereinigten Niederlande. Und nach der belgischen Revolution von 1831 wurde die Stadt schließlich belgisch.
Im Ersten Weltkrieg war Leuven (dt. Löwen) von deutschen Truppen besetzt, die in der Stadt Gräueltaten an der Zivilbevölkerung verübten und zahlreiche Häuser niederbrannten. Zur Zeit meines Besuchs findet gerade eine Ausstellung mit Fotos dieser Epoche vor einhundert Jahren statt. An der großen St. Pieterskerk sind Verlautbarungen des Deutschen Stadtkommandanten aus dieser Zeit angeschlagen, die sich wirklich schrecklich lesen.
Neben der großen Kirche treffe ich schließlich auf das Alte Rathaus, das zwischen 1439 und 1469 erbaut wurde. Ich bin im ersten Moment wirklich sprachlos, ob der Vielfalt an Figuren und Schmuckelementen in der Fassade. Wie ich erfahre, gilt es als eines der schönsten Bauwerke der Spätgotik in Europa und ist eines der berühmtesten historischen Rathäuser weltweit. Wirklich beeindruckend! Schon dafür hat sich unser kleiner Abstecher absolut gelohnt.