Nach unserer Waldwanderung in der Haard fahren wir weiter zur Fundstätte des ehemaligen Römerlagers bei Oberaden, einem Ortsteil von Bergkamen im Kreis Unna. Eigentlich sind es dorthin nur 15 Kilometer, aber weil die Lippebrücke bei Ahsen dauerhaft gesperrt ist, müssen wir einen langen Umweg nehmen.
Das Römerlager Oberaden ist ein ca. 56 Hektar großes römisches Militärlager aus der Zeit um 11 v. Chr., das im Zuge der Drusus-Feldzüge in Germanien entstand. Zu dieser Zeit war es das größte Militärlager der Römer nördlich der Alpen.Das riesige befestigte Areal, das bis zu drei römischen Legionen Schutz bot, wurde im Jahr 1905 von Pfarrer Otto Prein entdeckt. Es liegt auf einer Anhöhe südlich der Lippe und wies eine Seitenlänge von rund 840 × 680 Meter auf.
Geschützt war es durch eine 2,7 Kilometer lange Umwehrung, bestehend aus einem vier bis fünf Meter breiten Spitzgraben, der zwei bis drei Meter tief war. Zum Lagerinnern hin folgte eine drei Meter breite Holz-Erde-Mauer, die alle 25 Meter mit Türmen befestigt war. Toranlagen fanden sich im Norden, Osten, Süden und Westen der Umwehrung.
Im Innern des Areals stießen die Archäologen bei ihren Ausgraben auf eine komplexe Bebauung mit Mannschaftskasernen, Häuser für die Centurionen, ein Kommandeurshaus und zugehörige Versorgungseinrichtungen wie Brunnen und Wasserableitungen.
Allerdings wurde das gesamte Lager vermutlich schon im Jahre 8 v. Chr. beim Rückzug der Römer von diesen selbst niedergebrannt und die Brunnen vergiftet, damit die Anlage nicht in die Hände der Germanen fiel.
Heute erinnert ein ausgeschilderter Rundweg um das Areal an dessen Größe und verschiedene bedeutende Fundstellen. Ein kleiner Römerpark zeigt zudem den Nachbau eines Teilstücks der Befestigungsanlagen. Es ist viel Fantasie erforderlich, um sich das Lager in seiner ganzen Größe vorzustellen. Ich hatte mir irgendwie etwas mehr erhofft, aber was will man erwarten nach zweitausend Jahren und intensiver nachfolgender Besiedlungsgeschichte in dieser Region?