Bei der Beschäftigung mit dem Spessart und seinen früheren Herrschern habe ich viel über die Herren von Rieneck gelesen. Deshalb wollte ich unbedingt einmal deren Burg sehen. Diese Gelegenheit ergibt sich bei unserer Fahrt durch das Sinntal in Richtung Gemünden am Main.
Wenige Kilometer vor Gemünden liegt das historische Zentrum von Rieneck mit der alten Burg auf einem Bergsporn.Ludwig I., Graf von Loon und Rieneck, ließ das sogenannte „castrum Rinecke“ um das Jahr 1150 an der nordöstlichen Grenze der Grafschaft Rieneck bauen
Damit wollte er seinen Machtbereich gegen die Interessen der umliegenden Territorien von Kurmainz, dem Hochstift Würzburg und dem Stift Fulda absichern.
Mit der Burg kontrollierte er außerdem die Birkenhainer Straße, den wichtigsten mittelalterlichen Verkehrsweg der Region.
Die Burganlage bestand zunächst nur aus dem von Befestigungsmauern umgebenen Burghof und dem siebeneckigen Bergfried mit seinen vier bis acht Meter starken Mauern.
Etwa um das Jahr 1200 wurde die Burganlage stärker befestigt und der heute 29 m hohe achteckige „Dünne Turm“ zum Schutz einer größeren Burgbesatzung erbaut. Beide Türme hatten ursprünglich keine Fenster und keinen ebenerdigen Zugang. Holztreppen, die im Angriffsfall entfernt werden konnten, führten zu Eingängen in der ersten Etage.
Auf verschlungenen und unter Historikern umstrittenen Pfaden kamen der Ort und die Burg später zum Herzogtum Hanau. Heute befindet sich die Burg im Besitz des Verbandes christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Sie dient als internationales Schulungs- und Begegnungszentrum.
Als wir die Burg besuchen, reisen dort gerade zwei Dutzend junge Leute ab. Die Stimmung ist prächtig. Offensichtlich hat es ihnen auf der Pfadfinderburg Rieneck gefallen.