Dass die Deutsch-deutsche Grenze vor der Wiedervereinigung vor allem auf DDR-Seite schwer gesichert und nahezu undurchdringlich war, ist bekannt. Wie nahe man sich dabei teilweise gegenüberstand, konnte ich heute noch einmal in Vacha erleben.
Im gesamten Werra-Tal zwischen Hessen und Thüringen bildete der verschlungene Fluss die Grenze. Und rechts und links davon gab es uralte Siedlungsgebiete.
Vielfach konnten die Menschen aus ihren Häusern am Fluss oder etwas oberhalb direkt auf die andere Seite blicken – und diese doch niemals erreichen.Zwischen Vacha und Philipstal führte die steinerne Werra-Brücke, Teil des uralten Handelsweges zwischen den Messestädten Frankfurt und Leipzig, über den Fluss.
Die Brücke gehörte noch zum DDR-Gebiet, das sich rechts der Brücke auch auf der anderen Flussseite fortsetzte. Doch links der Brücke begann am anderen Ufer Hessen und damit Bundesgebiet.
Das Haus der Familie Hossfeld gleich hinter der Brücke befand sich zu einem Zwölftel im Osten, der Rest im Westen. Weil aber die Haustür in Thüringen lag, wurde das Haus der DDR zugeschlagen. Die Familie hätte es über kurz oder lang räumen müssen, das war ihr klar.
In einer Nacht- und Nebelaktion vermauerte die Besitzerfamilie in der Sylvesternacht 1951/52 die Haustür und setzte auf der Westseite eine neue Haustür ein. Damit gehörte das Haus formal zur Bundesrepublik, doch erst der Grundlagenvertrag zwischen der BRD und der DDR von 1972 machte dies rechtsgültig.
So nahe und so fern sich die Menschen waren, so groß war die Freude, als am 12. November 1989 auch hier die Mauer fiel. Auf der Werra-Brücke, die heute Brücke der Einheit heißt, lagen sich die Menschen in den Armen.
Schnell wurden die Grenzanlagen abgebaut, doch ein steinerner DDR-Grenzturm direkt neben der Brücke, inklusive einiger Grenzelemente, erinnert bis heute an dieses traurige Kapitel der Teilung Deutschlands. Sehr spannend und berührend finde ich das.