Was heute gerne vergessen wird: Die DDR hatte in den 1950er Jahren noch den ernst gemeinten Wunsch und auch die Hoffnung, das bessere Deutschland zu werden. Und das bei deutlich schlechteren Startbedingungen als die Bundesrepublik – in vielerlei Hinsicht.
So fehlte es beispielsweise komplett an einer Stahl- und Schwerindustrie, weil die im Westen an der Ruhr lag.Deshalb beschloss man bald nach dem Krieg die Errichtung eines gigantischen Eisenhüttenkombinats Ost (EKO), das südlich von Frankfurt/Oder angesiedelt werden sollte. Im Jahre 1950 erfolgte der erste Spatenstich.
Und weil es dort im Lausitzer Sand nichts gab, wo man die vielen Stahlarbeiter (geplant waren bis zu 45.000) unterbringen konnte, wollte man gleich daneben die erste sozialistische Musterstadt auf deutschem Boden errichten: Stalinstadt, später in Eisenhüttenstadt umbenannt.
Bei der Städteplanung gab man sich richtig viel Mühe, weshalb die Stadt heute als Baudenkmal gilt: Keine hässlichen achtstöckigen Plattenbauten, so wie später in den 1970er Jahren, sondern drei bis viergeschossige Wohn- und Verwaltungsgebäude, dezent sozialistisch geschmückt.
Dazwischen viel Grün, Kunst im öffentlichen Raum, sowie Parks, Kultur-, Sport- und Erholungseinrichtungen, damit die Einwohner ihr ganzes Potenzial als Werktätige und Kulturmenschen entfalten konnten.
Deshalb sieht Eisenhüttenstadt bis heute ganz anders aus, als man sich zumindest im Westen Deutschlands die DDR vorgestellt hat. Ich finde das sehr spannend. Nur schade, dass der DDR bald schon das Geld ausging, um weiterhin so anspruchsvoll zu bauen.