Wenn man so gemütlich mit dem Wohnmobil unterwegs ist, mal hier mal dort halt macht, wo es etwas Interessantes zu sehen gibt, kann man leicht das Ziel aus den Augen verlieren. Ich bin in den Osten Brandenburgs gekommen, um den Orderbruch zu entdecken. Also, los geht’s!
Oderbruch („Bruch“ im Sinne von „Feuchtgebiet“) bezeichnet die Niederung direkt an der polnischen Grenze. Die flache Landschaft ist als Hohlform in der letzten großen Eiszeit vor rund 15.000 Jahren entstanden.Bis ins 18. Jahrhundert schlängelte sich die Oder in mehreren Armen durch diese Niederung. Mehrmals im Jahr wurden großen Teile vom Hochwasser überflutet, wodurch sich auch der Verlauf und die Bedeutung der Oderarmen änderte. Die Landschaft ähnelte dem heutigen Spreewald nur mit weitaus mehr Dynamik in ihrem Wandel.
Ab 1753 begannen die Preußen, die Oder über Durchstiche bisheriger Schleifen zu begradigen, um ein einheitliches Flussbett zu schaffen und die Auenflächen für die landwirtschaftliche Nutzung trockenzulegen. Seitdem fließt der Fluss am Ostrand der Niederung, an die sich auf polnischer Seite Hügelland anschließt.
Damit das jährliche Hochwasser Raum hat sich auszudehnen und das weiter nördlich gelegene Stettin verschont, hat man landeinwärts in ein bis zwei Kilometer Entfernung Deiche errichtet. Davor erstrecken sich in Richtung Oder endlose Wiesenflächen, die im Sommer bei Niedrigwasser als Weideraum dienen.
Einen Eindruck von dieser Landschaft konnte ich mir heute östlich von Bad Freienwalde verschaffen. Bei Güstelieser Loose kann man über den Deich bis ans Oderufer fahren. Dort sollte eigentlich eine Fähre hinüber nach Polen verkehren, doch von der war heute weit und breit nichts zu sehen.
Die Landschaft wirkt tatsächlich sehr naturbelassen – endlose Wiesen, hier und da eine Kuhherde, weites Land. Die nächste Brücke ist dutzende von Kilometern entfernt. Man spürt, dass hier der Fluss regiert und der Mensch nur Gast ist