Meine letzte Station in Mecklenburg-Vorpommern ist die westlichste Stadt des Landes: Boizenburg an der Elbe, rund 50 km östlich von Hamburg. Tatsächlich war ich auf dieser Reise schon einmal in Boitzenburg, aber mit T, und mehr als 150 km weiter östlich.
Aufgrund ihrer strategischen Lage war Boizenburg an der Elbe im Mittelalter ein wichtiges Bindeglied im Salzhandel zwischen Wismar und Lüneburg. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand hier eine bedeutende Fliesenmanufaktur, an deren Geschichte heute im „Ersten Deutschen Fliesenmuseum“ erinnert wird.Die Stadt liegt an der Mündung des Flusses Boize in die Elbe und war im Mittelalter von einer ringförmigen Wallanlage umgeben. Der im 18. Jahrhundert abgetragene Wall ist auf ganzer Länge beidseitig von Wassergräben umschlossen.
Die vielen kleinen Fachwerkhäuser, die unmittelbar an den Wassergraben grenzen und das gesamte Stadtbild maßgeblich prägen, sind über 45 Brücken mit dem Wall verbunden. Das hat der Elbestadt auch den Namen „Klein Venedig des Nordens“ eingetragen.
Während der Teilung Deutschlands war Boizenburg eine isolierte Grenzstadt. Die Einwohner unterlagen starken Kontrollen der DDR-Behörden. Zum Einreisen in die Fünf-Kilometer-Sperrzone war ein Passierschein erfroderlich. Hafen- und Grenzbesichtigungen waren nicht gestattet. Entsprechend groß war die Erleichterung der Menschen, als 1989 die Mauer fiel. Für die Boizenburger waren es tatsächlich nur ein paar Schritte in den Westen.