Ich habe Wien nach fünf schönen Tagen verlassen und bin 100 km weiter nach Südwesten an den Rand der Steiermark gefahren. Mein Ziel ist das Raxberggebiet, ein Bergmassiv der Nördlichen Kalkalpen. Doch auch hier kann ich der Hauptstadt noch nicht so ganz entkommen.
Zum einen, weil das Gebiet zu den Wiener-Hausbergen zählt, den ersten richtigen Bergen, in die sich die Großstädter flüchten, wenn sie mal etwas Bergluft schnuppern wollen. Zum anderen, weil hier seit 1873 die I. Wiener Hochquellenleitung entlangführt.Über die 95 Kilometer lange Leitung, in vierjähriger Bauzeit errichtet, wurde Wien erstmals mit einwandfreiem Trinkwasser aus den schneereichen Bergen versorgt. Bis heute liefert sie fast die Hälfte des Wiener Trinkwassers,
Ursprünglich erfolgte die Wasserversorgung der Stadt Wien durch Hausbrunnen. Da mangels einer funktionierenden Kanalisation die Qualität des Grundwassers immer weiter abnahm und dadurch Krankheiten und Epidemien begünstigte, wurde nach einer Alternativ gesucht.
In dem 16 km langen Höllental zwischen Schwarzau im Gebirge und Hirschwang wurde eine ergiebige Quelle gefunden, erschlossen und das Wasser seither bis nach Wien geführt.
Zum Jubiläum des 125. jährigen Bestehens der Wasserleitung hat der Wiener Magistrat 1998 den 1. Wiener-Quellwasserweg durch das Höllental erschließen lassen, auf dem ich heute ein Stück weit mit Doxi gewandert bin.
Wir starten an der Rax-Seilbahn und laufen an der Schwarza entlang durch das enge Tal. Der Weg ist anspruchsvoll, an einigen Stellen schmal, rutschig und steil.
Da merke ich einmal wieder, dass ich das Bergwandern gar nicht gewohnt bin. Doch eben deshalb sind wir ja hier. Und die Landschaft ist wirklich wunderschön. Genau so, wie sich das Großstädter und Landeier wie ich eträumen …