Archiv der Kategorie: Unterwegs

Stadtbummel durch Parchim

Stadtbummel durch Parchim
Parchim, 30. Juni 2020

Ehemaliges Kaiserliches Postamt am Schuhmarkt

Eigentlich wollten wir nach unserem Besuch in Plau am See das ehemalige Kloster Dobbertin besichtigen, bis 1918 eines der größten Landgüter und Wirtschaftsbetriebe in Mecklenburg.

Doch als wir nach einer halbstündigen Autofahrt in Dobbertin eintreffen, werden wir noch an der Zufahrt freundlich, aber bestimmt abgewiesen: Die gesamte Anlage, auf der heute psychisch-kranke und hilfebedürftige Menschen durch die Diakonie betreut werden, steht unter Corona-Quarantäne.

Spontan entschließen wir uns, nach Parchim weiterzufahren, rund 30 km weiter südwestlich. Parchim ist die Kreisstadt des Landkreises Ludwigslust-Parchim und liegt am Südrand der Sternberger Seenlandschaft.

Die Stadt war das Siedlungsgebiet des westslawischen Stammes der Smeldinger. Durch die Stadt fließt die Elde, der sich hier in mehrere Flussarme aufteilt und Inseln gebildet hat.

Das erweiterte Stadtrecht erhielt Parchim 1226. In den darauf folgenden Jahrzehnten wurde eine massive Stadtmauer mit einer Höhe von bis zu 6 Metern errichtet. Auf einer Länge von rund 3 km ist diese Mauer noch heute erhalten.

Schon um 1530 fand in Parchim die Reformation statt. Im Dreißigjährigen Krieg, durch die Pest und mehrere große Brände, wurde die Stadt im ausgehenden Mittelalter stark in Mitleidenschaft gezogen. Von einstmals mehr als 5.000 Einwohnern überlebten kaum mehr als 1.200.

Wie auch andere Städte der Region wurde Parchim 1806 durch napoleonische Truppen geplündert. Erst nach 1815 erholte sich die Stadt allmählich und kam durch die einsetzende Industrialisierung zu Wohlstand.

Nach der Wiedervereinigung wurde die historische Altstadt im Rahmen der Städtebauförderung und des Programmes „Städtebaulicher Denkmalschutz“ grundlegend saniert. Rund um das Rathaus und den Marktplatz findet man dadurch heute viele schöne Häuser, die wir uns auf einem Spaziergang durch die Altstadt anschauen. Anschließend geht es für uns weiter in Richtung Elbe zum Storchendorf Rühstädt.

( MITI )

In Plau am See

In Plau am See
Plau am See, 30. Juni 2020

Blick über die Elde zur Altstadt von Plau am See

Bevor wir den schönen Plauer See verlassen, besuchen wir noch die namensgebende Stadt an der Mündung der Elde in den See. Über die Müritz-Elde-Wasserstraße ist Plau am See mit den jeweils rund 250 km entfernt liegenden Städten Hamburg und Berlin verbunden.

Bis 1994 trug die Stadt lediglich ihren ursprünglichen Namen Plau, der dann ergänzt wurde, um Verwechselungen mit Plaue, Plauen und Plaue (Brandenburg an der Havel) zu vermeiden.

Die Stadt ist im 13. Jahrhundert aus einer slawischen Siedlung von Fischern und Flößern hervorgegangen.

Die nördlich gelegene slawische Burg und Siedlung Quetzin bildete ein kulturelles Zentrum des slawischen Stammes der Warnower.

Im Mittelalter hatte die Stadt unter der Pest, dem Dreißigjährigen Krieg und mehreren verheerenden Stadtbränden zu leiden, bei denen wiederholt ein großer Teil von Plau zerstört wurde.

Im November 1806 plünderten die französische Revolutionsarmee mit 18.000 Mann drei Tage lang die Stadt und verursachten enorme Schäden. Erst danach begann der wirtschaftliche Aufschwung, u. a. durch eine große Tuch- und Maschinenfabrik.

Heute, 30 Jahre nach der Deutsch-deutschen-Wiedervereinigung, präsentieren sich viele der historischen Häuser im Stadtkern fein renoviert und mit hübscher Fassade. Die Lage an der Elde und am Plauer See verleihen der Stadt ein maritimes Flair. Richtig gut gefällt es uns hier. Schön, dass wir diesen Abstecher unternommen haben, bevor es weiter an die Elbe geht.

( MITI )

Die Türen von Plau am See

Die Türen von Plau am See
Plau am See, 30. Juni 2020

Häuserzeile in Plau am See

Zweieinhalb Stunden in der Altstadt von Plau haben ausgereicht, um wieder einen wahren Schatz prächtiger Haustüren und Portale zu entdecken. Hier eine Auswahl meiner schönsten Auf ahmen.

( MITI )

Seeadler am Moorochsen

Seeadler am Moorochsen
Plauer See, 29. Juni 2020

Blick vom Moorochsen auf das Feucht- und Seengebiet, in dem viele Wasservögel leben

Am zweiten Abend auf der Insel Werder fahren wir mit den Rädern zum 6 Kilometer entfernten Aussichtspunkt „Moorochse“ am Nordrand des Sees.

„Moorochse“ ist die volkstümliche Bezeichnung für die Rohrdommel, einem Vogel aus der Familie der Reiher.

Im Frühjahr geben die Männchen dumpfe Balzrufe von sich, die kilometerweit zu hören sind und eher nach einem kapitalen Rind klingen, als nach einem Wasservogel.

In dem Naturschutzgebiet am Rande des Plauer Sees leben und brüten zahlreiche wasserliebende Vögel, darunter Kormorane, Eisvögel und sogar Seeadler.

Fünf Brutpaare soll es rund um den See geben und vor allem ihretwegen sind wir zu diesem Aussichtsturm gekommen.

Oben im Dach brüten ein Dutzend Paare von Mehlschwalben, deren Nachwuchs begierig nach Futter schreit. Ständig kommen und gehen Elternteile, um Nahrung heranzuschaffen. Nur wenige Handbreit gleiten sie pfeilschnell an uns vorbei. Mehrmals haben wir das Gefühl, gleich knallt es.

Mit dem Fernglas suchen wir zunächst vergeblich die Bäume rund um das Ufer ab, doch dann entdecken wir tatsächlich einen kapitalen Adler gleich neben einer Gruppe von rund 70 Schwarzkormoranen, die auf bereits abgestorbenen Bäumen hocken (abgestorben von deren Kot).

Seeadler am Moorochsen

Der hölzerne Aussichtsturm „Moorochse“

Fasziniert beobachten wir aus knapp einem Kilometer Entfernung, wie der mächtige Vogel regelmäßig seinen Kopf von links nach rechts dreht und uns dabei seinen gelben Schnabel zuwendet. Auch die Krallen sind auffallend gelb, das Gefieder hingegen in Tarnfarben braun gemustert.

Irgendwann breitet der Adler dann tatsächlich seinen Schwingen aus und erhebt sich in die Luft. Jetzt wird seine ganze Größe deutlich. Knapp über der Wasserfläche segelt er zu einem Baum am anderen Ende des Sees und bleibt dort sitzen.

Und dann entdecken wir auch noch zwei Eisvögel, ein Paar, das ganz nah am Fuße des Aussichtsturms sein Nest zu haben scheint. Mehrmals kommt eines der Elternteile mit einem ordentlich großen Fisch im Maul zurück zum Nest.

Von oben kann man im Flug wunderbar das leuchtend blauen Gefieder auf dem Rücken beobachten. Und dann zieht auch noch ein großer Schwarm Wildgänse an uns vorbei.

Wir sind ganz begeistert, so mitten drin in einer wunderbar lebendigen Vogelwelt zu sein. Mehr als anderthalb Stunden bleiben wir dort.

( MITI )

Die Türen von Malchow

Die Türen von Malchow
Malchow, 28. Juni 2020

Markanter Hauseingang in Malchow

Malchow ist vielleicht nicht sehr groß, aber einige prächtige Haustüren und Eingangsportale hat es dennoch zu bieten. Hier eine Auswahl meiner schönsten Aufnahmen.

( MITI )

Inselstadt Malchow

Inselstadt Malchow
Malchow, 28. Juni 2020

Blick über den Hafen zur Klosterkirche Malchow

Am ersten Abend unseres Aufenthalts am Plauer See fahren wir mit den Rädern in das zehn Kilometer entfernte Malchow. Das historische Zentrum der Stadt befindet sich auf einer Insel im Malchower See, weshalb die Stadt seit 2011 offiziell den Namenszusatz „Inselstadt“ trägt.

Malchow wurde 1147 erstmals urkundlich erwähnt und erhielt 1235 Stadtrechte. Nach zwei verheerenden Stadtbränden wurde die Stadt ab 1721 zum Festland hin erweitert.

Das östliche Seeufer von Malchow wurde über Jahrhunderte durch eine große Klosteranlage geprägt, die seit dem 18. Jahrhundert durch einen Damm mit der Insel verbunden ist. Der Westteil wurde früher über eine hölzerne Hubbrücke angebunden.

Heute befindet sich an dieser Stelle eine moderne Drehbrücke, die jährlich von rund 18.000 Booten auf der Müritz-Elde-Wasserstraße passiert und mehrmals am Tag vom Brückenmeister geöffnet wird.

Wir kommen genau richtig, um dieses Schauspiel zu verfolgen, das nur wenige Minuten in Anspruch nimmt: Kaum ist die Brücke vollständig zur Seite weggeschwenkt, fahren einige Motorboote durch. Unmittelbar darauf schließt die Brücke auch schon wieder, und der Brückenmeister verabschiedet sich in Richtung Abendbrot.

( MITI )