Erich Kästner: Der Februar

Erich Kästner: Der Februar
28. Februar 2025

Heuer ziehen die Narren der Alemannischen Fastnacht erst im März, aber das konnte Erich Kästner ja nicht wissen.

In vier Tagen ist Rosenmontag, der Höhepunkt der Karnevalsaison. Reichlich spät in diesem Jahr, und deshalb kommt das obligatorische Februar-Gedicht auch erst jetzt, am letzten Tag des Monats. Schließlich dreht sich darin alles um den Karneval und der findet seinen Abschluss heuer erst im März. Aber ist ja nicht mehr weit. Alaaf und Helau!

Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht
bleibt ja doch nur eins: die Zeit.

Pünktlich holt sie aus der Truhe
falschen Bart und goldnen Kram.
Pünktlich sperrt sie in die Truhe
Sorgenkleid und falsche Scham.

In Brokat und seidnen Resten,
eine Maske vorm Gesicht,
kommt sie dann zu unsren Festen.
Wir erkennen sie nur nicht.

Bei Trompeten und Gitarren
drehn wir uns im Labyrinth
und sind aufgeputzte Narren
um zu scheinen, was wir sind.

Unsre Orden sind Attrappe.
Bunter Schnee ist aus Papier.
Unsre Nasen sind aus Pappe.
Und aus welchem Stoff sind wir?

Bleich, als sähe er Gespenster,
mustert uns Prinz Karneval.
Aschermittwoch starrt durchs Fenster.
Und die Zeit verläßt den Saal.

Pünktlich legt sie in die Truhe
das Vorüber und Vorbei.
Pünktlich holt sie aus der Truhe
Sorgenkleid und Einerlei.

Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht,
bleibt uns doch nur eins: die Zeit.

( MITI )