In Worms gab es seit dem frühen Mittelalter ein reiches jüdisches Leben. Bis heute existiert der alte jüdische Friedhof „Heiliger Sand“, der 1076 n. Chr. vor der Stadtmauer, aber in Sichtweite zum Dom eingerichtet wurde. Er gilt heute als ältester noch erhaltener jüdischer Friedhof in ganz Europa. Einige der Gräber dort sind bald eintausend Jahre alt.
Während die Synagoge von Worms durch die Nazis zerstört und in den 1960er Jahren wiedererrichtet wurde, blieb der große jüdische Friedhof auch in der NS-Zeit unangetastet, so wie in vielen deutschen Kommunen. Die Nazis hatten eben nichts gegen tote Juden, so zynisch das auch ist.Bis heute erhalten ist die alte Judengasse an der Stadtmauer, in der sich das mittelalterliche jüdische Leben konzentrierte, und wo auch die Synagoge residiert.
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war die jüdische Gemeinde von Worms eine der bedeutendsten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde von Mainz und Speyer bildete sie die sogenannten SchUM-Städte.
Ab etwa 960 sind Juden in Worms belegt, die besonders im Fernhandel tätig waren und seit dem 11. Jahrhundert kaiserliche Zollfreiheiten und Handelsfreiheit im ganzen Reichsgebiet genossen. In Worms entstand außerdem eine berühmte Talmudschule.
Die jüdische Gemeinde überlebte im Mittelalter mehrere Pogrome und Vertreibungen. Nach der Revolution von 1848 erlangten die Juden die rechtliche Gleichstellung mit den Christen.
Im darauffolgenden Jahr wurde mit Ferdinand Eberstadt sogar erstmals ein Jude zum Bürgermeister der Stadt gewählt. Doch den Nazi-Terror ab 1933 überstand die Gemeinde nicht.
Aus Scham über das Geschehene ignorierte man den Friedhof nach dem Krieg und ließ ihn verwildern. Erst in den 1969er Jahren trieben junge Menschen die Bereinigung und Wiederzugänglichmachung des Areals voran. Heute ist er ein bedeutendes Zeugnis der jüdischen Geschichte in Deutschland.