Im Hinterland der Ahr

Im Hinterland der Ahr
Kesseling, 30. August 2025

Blick hinunter nach Kesseling

Heute mal eine Abendwanderung im Hinterland der Ahr. Von Kesseling, rund 10 km von den Weinorten Mayschoß, Rech und Dernau entfernt, geht es auf die Höhen links und rechts des Weidenbachs.

In Kesseling besuche ich zunächst die Pfarrkirche St. Petrus und Maternus oberhalb des Ortes. Der Küster will gerade die Kirche abschließen, als ich dort eintreffe. Auf mein Bitten hin darf ich noch kurz eintreten. Ich bin erstaunt über die barocke Pracht des Hochaltars. Das hätte ich hier in einem so kleinen Ort nicht vermutet.

Tatsächlich wurde der Altar um 1695 für die viel größere Abteikirche Maria Laach geschaffen. Dort stand er unter dem Ziborium bis zur Aufhebung der Abtei 1802. Als das Inventar der säkularisierten Abtei versteigert wurde, gelangte der Altar in die 1791 erweiterte Pfarrkirche von Kesseling.

Nach dem Kirchenbesuch beginnt am südöstlichen Ortsrand mein langgezogener Aufstieg in die Berge zwischen Kesseling und Fronrath. Fast 300 Höhenmeter geht es steil bergauf. Von oben ist gut zu erkennen, wie stark das Ahrgebirge zerklüftet ist. Außerhalb der Bachtäler geht da zivilisatorisch nicht viel, und der Wald scheint fast grenzenlos.

Auf meiner 13 km langen Tour begegne ich nicht einer Menschenseele. Im Wald ist es ganz still, nur ab und zu hört man einen Vogel singen. Nach zweieinhalb Stunden erreiche ich wieder meinen Ausgangspunkt in Kesseling, ganz beseelt von dieser schönen Wanderung im Sonnenuntergang.

( MITI )

Böhm-Kirche St. Konrad

Böhm-Kirche St. Konrad
Neuss-Gnadental, 29. August 2025

Kirchenschiff von St. Konrad mit leuchtender Glasfassade, entworfen von Gottfried Böhm

Vergangene Woche habe ich entdeckt, dass der von mir sehr geschätzte Architekt Gottfried Böhm (1920-2021) auch in Neuss einen für ihn typischen Kirchenbau hinterlassen hat: die Kirche St. Konrad in Gnadental, keine acht Kilometer Luftlinie von meinem Heimatort entfernt. Da war ich doch ein wenig baff, dass ich das erst jetzt mitbekommen habe.

Böhm kam mir zum ersten Mal ins Bewusstsein, als ich vor einigen Jahren den Mariendom zu Neviges besucht habe, ein wirklich herausragendes Werk moderner Kirchenarchitektur (Link). Später habe ich weitere Böhm-Bauten besichtigt, etwa das markante Bensberger Rathaus (Link).

Böhm war die letzte Persönlichkeit jener Generation junger Architekten, die den Wiederaufbau nach 1945 und die westdeutsche Nachkriegsmoderne maßgeblich geprägt hat. Bauten von ihm finden sich in der gesamten Republik. Von 1963 bis 1985 war Böhm Professor an der RWTH-Aachen. Als erster deutscher Architekt wurde er 1986 mit dem angesehenen Pritzker-Preis für Architektur ausgezeichnet.

Sein vergleichsweise kleiner Kirchenbau St. Konrad in Neuss wurde 1958 eingeweiht. In der katholisch geprägten und eng mit dem Kölner Domkapitel verbundenen Stadt hatte man sich für den markant-reduzierten Entwurf Böhms entschieden, weil man den geistigen Neuanfang der Nachkriegszeit auch architektonisch in Szene setzen wollte.

Die Kirche St. Konrad ist in gewisser Weise typisch für Böhms Kirchenbauten zwischen 1950 und 1965: Sie wird von einem schlanken Stahlbetonskelett getragen und das schlichte, annähernd quadratische Hauptschiff von vier Betonrahmen überragt. Die aus Sichtbeton gegossene Chorapsis hat Böhm baldachinartig in dieses Rahmenwerk eingefügt und sie an drei Seiten mit großen Glasfenstern umrahmt, die er selbst entworfen hat.

Auch die breiten Lichtfenster im Zugang zur Kirche, der als Tauf- und Tageskapelle dient, gehen auf ihn zurück. In diesen abstrakt-ornamentalen, an Blumengärten erinnernden Motiven zeigt sich Böhms Liebe zur bildenden Kunst. Tatsächlich hatte er als junger Mann neben Architektur auch Bildhauerei studiert. Ganz wunderbar sehen diese großen, bunten und lichtdurchfluteten Glasfenster aus, finde ich. Mir kommen sie vor, wie eine Einladung ins himmlische Paradies.

( MITI )

Erstes Studienjahr abgeschlossen

Erstes Studienjahr abgeschlossen
Büttgen, 28. August 2025

Kurse im ersten Studienjahr: Grundlagen der Psychologie + Statistik

Mit meiner heutigen Statistik-Klausur habe ich die ersten zwei Semester als spät berufener Psychologie-Student hinter mich gebracht. Im Rückblick hatte ich es mir nicht so aufwändig und fordernd vorgestellt. Aber das geht vielen meiner Kommilitonen an der Fernuni Hagen genauso, ganz gleich ob Jung oder Alt.

Psychologie, das hört sich für manche Ohren vielleicht ein wenig seicht an, aber es ist definitiv eine echte Wissenschaft – mit allem, was dazugehört. Und dazu zählt auch Statistik als Teil der psychologischen Methodenlehre.

Auch wenn das Ergebnis der Klausur einige Wochen auf sich warten lassen dürfte: Ich bin recht zuversichtlich, dass ich bestanden habe. Dafür habe ich einfach zu viel gelernt und geübt und mich intensiv vorbereitet. Auf die Note darf man gespannt sein, aber bis dahin brauche ich jetzt erst mal wieder etwas Zeit für mich.

Die letzten zwei Monate des Paukens waren anstrengend und zeitfüllend. Einige meiner Aufgaben rund um Haus, Arbeit und Leben sind deshalb liegen geblieben. Aber nun habe ich erst einmal fünf Wochen studienfrei. Ich hoffe, ich kann neben den anstehenden Aufgaben auch etwas mit dem Womo wegfahren, wenigstens eine Woche. Und dann geht es bald schon wieder mit dem Wintersemester 2025/26 weiter. Glücklicherweise ohne Statistik, hoffe ich. Denn davon habe ich jetzt erst einmal definitiv genug.

( MITI )

Malen wie Mark Bradford

Malen wie Mark Bradford
27. August 2025

Alle Bilder erstellt nach meinen Vorgaben

Neu aus der KI auf meiner Festplatte: Frisch imaginierte Bilder in der Art von Mark Bradford (*1961).

Bradford, der in Los Angeles aufwuchs und ursprünglich eine Friseurlehre absolviert hatte, studierte später Kunst am Santa Monica College und am California Institute of the Arts. Der heute vielfach ausgezeichnete afroamerikanische Künstler ist bekannt für seine strukturierten abstrakten Gemälde, die Collage mit Farbe kombinieren.

Die teils großformatigen Arbeiten bestehen aus Schichten von Papier und manchmal auch Schnüren, die er mit verschiedenen Werkzeugen und Techniken formt, darunter Reißen, Zerkleinern, Kleben, Waschen und Schleifen.

Regelmäßig sammelt er dafür in den Vierteln seiner Umgebung Plakate, die sich an ärmere Bevölkerungsschichten richten und diesen günstige Übergangswohnungen, Nahrungsmittelhilfe, Schuldenerlass, schnelles Geld oder Rechtsberatung bei Scheidung und Sorgerechtsstreits versprechen.

Bradford betreffen solche Sorgen nicht. Seit 2015 ist er der lebende afroamerikanische Künstler mit den höchsten Auktionspreisen. Sein monumentales Gemälde Helter Skelter I wurde im März 2018 für 12 Millionen US-Dollar verkauft. Einige seiner Werke hängen auch bei uns um die Ecke in den Ausstellungshallen der Museuminsel Hombroich, aber diese Arbeiten  sind älter und kleinformatig. Von daher waren sie ganz sicher nicht so teuer.

( MITI )

Wieder auf Kurs 3.000

Wieder auf Kurs 3.000
Büttgen, 26. August 2025

Wanderprognose Jahresende: Auch für 2025 wieder über 3.000 km

Ich bin ein wenig stolz darauf, dass es mir mit Disziplin und Wanderfreude in den vergangenen vier Jahren gelungen ist, jeweils mehr als 3.000 km zu walken. Das sind rund 8,2 km pro Tag und in der Summe dreimal die Strecke von der dänischen bis zur österreichischen Grenze pro Jahr.

Heuer sah es lange so aus, als könne ich dieses ehrgeizige Ziel in 2025 keinesfalls erreichen: zu viel zu tun mit dem Studium. Ende Juni war ich noch meilenweit von meinem Halbjahres-Soll entfernt.

Doch im Juli und August habe ich durch extra lange Abendrunden aufgeholt. Meistens mit den aktuellen Vorlesungen auf den Ohren.

Mit der gestrigen Abendrunde von 12 km bin ich nun wieder auf Kurs. Die Jahresprognose ist zum ersten Mal in diesem Jahr über die 3.000 km-Marke gesprungen, wie schön. Eigentlich kommt es auf so eine symbolische Marke ja gar nicht an. Aber das Ziel hält mich am Laufen. Und ich bin fest überzeugt, dass mir das körperlich und in meiner Verbindung zur Natur guttut. Deshalb bleibe ich dran.

( MITI )

Wandern in der Eifel-Toskana

Wandern in der Eifel-Toskana
Ripsdorf, 25. August 2025

Blick vom Kalvarienberg bei Alendorf

Mein erster, noch halb verschlafener Blick am Morgen gilt stets meinem Kalenderblatt auf bloxi.de. Was habe ich heute vor einem Jahr, vor fünf Jahren, vor zehn Jahren gemacht? Häufig bringen die Beiträge von damals schöne Erinnerungen zurück, manchmal auch melancholische oder inspirierende. So, wie heute.

Vor elf Jahren war ich zum ersten Mal in der Eifel-Toskana bei Ripsdorf, Gemeinde Blankenheim, um mit Jutta und der noch ganz jungen Doxi durch das schöne Lampertstal zu wandern. Eine Dekade später ist Jutta längst auf anderen amourösen Wegen unterwegs, meine liebe Doxi kann nicht mehr so lange Strecken laufen, aber ich bin heute wieder da: nach 70 Minuten und rund 110 Kilometern Autofahrt.

Früh am Morgen starte ich eine 17 km-Runde von Ripsdorf hinunter ins Lampertstal, wo Bäche mitten in der Landschaft verschwinden, weil sie das ausgehöhlte Kalkgestein im Untergrund regelrecht verschluckt. Die Luft ist noch frisch, aber es verspricht ein wunderbarer Wandertag zu werden, mit Sonne und weißen Wolken vor blauem Grund.

Über ein Teilstück des Eifelsteigs führt mich der Weg zunächst nach Mirbach zur wunderschönen Erlöserkirche im neuromanischen Stil, erbaut 1902. Dort machen auch die Pilger aus meinem Heimatdorf regelmäßig Halt, wenn sie auf ihrem Vier-Tages-Marsch von Büttgen nach Trier sind.

Weiter geht es durch stille Waldabschnitte nach Alendorf, wo mich auf dem Kalvarienberg ein wunderbarer Fernblick in die Ahr-Eifel erwartet. Am Horizont sind der flache Aremberg und die Spitze der Hohen Acht am Nürburgring deutlich erkennbar.

Ein Hauch von Toskana liegt über der Landschaft. Nicht zuletzt wegen der vielen an Zypressen erinnernden Wacholderbäume auf den nur vereinzelt bewachsenen Kalk-Magerwiesen der Region. Mit schönen Ausblicken steige ich entlang des Waldrandes nach Waldorf hinab. Anschließend geht es über wenig begangene Wege parallel zum Bonnesbach ins Eichholzbachtal.

An der alten Ripsdorfer Mühle beginnt der Wiederaufstieg nach Ripsdorf, wo ich nach dreieinhalb Stunden wieder meinen Startpunkt an der Kirche St. Johann Baptist erreiche. Gerne würde ich noch ein wenig in der schönen Eifel-Toskana verweilen, doch ich muss zurück nach Hause, an meinen Schreibtisch. In vier Tagen ist Klausur …

( MITI )