Grenzfähre im Nirgendwo

Grenzfähre im Nirgendwo
Güstelieser Loose, 5.06.2024

Jenseits der Oder liegt Polen

Wenn man so gemütlich mit dem Wohnmobil unterwegs ist, mal hier mal dort halt macht, wo es etwas Interessantes zu sehen gibt, kann man leicht das Ziel aus den Augen verlieren. Ich bin in den Osten Brandenburgs gekommen, um den Orderbruch zu entdecken. Also, los geht’s!

Oderbruch („Bruch“ im Sinne von „Feuchtgebiet“) bezeichnet die Niederung direkt an der polnischen Grenze. Die flache Landschaft ist als Hohlform in der letzten großen Eiszeit vor rund 15.000 Jahren entstanden.

Bis ins 18. Jahrhundert schlängelte sich die Oder in mehreren Armen durch diese Niederung. Mehrmals im Jahr wurden großen Teile vom Hochwasser überflutet, wodurch sich auch der Verlauf und die Bedeutung der Oderarmen änderte. Die Landschaft ähnelte dem heutigen Spreewald nur mit weitaus mehr Dynamik in ihrem Wandel.

Ab 1753 begannen die Preußen, die Oder über Durchstiche bisheriger Schleifen zu begradigen, um ein einheitliches Flussbett zu schaffen und die Auenflächen für die landwirtschaftliche Nutzung trockenzulegen. Seitdem fließt der Fluss am Ostrand der Niederung, an die sich auf polnischer Seite Hügelland anschließt.

Damit das jährliche Hochwasser Raum hat sich auszudehnen und das weiter nördlich gelegene Stettin verschont, hat man landeinwärts in ein bis zwei Kilometer Entfernung Deiche errichtet. Davor erstrecken sich in Richtung Oder endlose Wiesenflächen, die im Sommer bei Niedrigwasser als Weideraum dienen.

Einen Eindruck von dieser Landschaft konnte ich mir heute östlich von Bad Freienwalde verschaffen. Bei Güstelieser Loose kann man über den Deich bis ans Oderufer fahren. Dort sollte eigentlich eine Fähre hinüber nach Polen verkehren, doch von der war heute weit und breit nichts zu sehen.

Die Landschaft wirkt tatsächlich sehr naturbelassen – endlose Wiesen, hier und da eine Kuhherde, weites Land. Die nächste Brücke ist dutzende von Kilometern entfernt. Man spürt, dass hier der Fluss regiert und der Mensch nur Gast ist

( MITI )

Frei im Walde baden

Frei im Walde baden
Bad Freienwalde, 5. Juni 2024

Rathaus am Markt

Von Strausberg fahren wir weiter nach Bad Freienwalde, dem nördlichen Zentrum der Märkischen Schweiz.

Die Stadt liegt am Nordwestrand des flachen Oderbruchs und bildet dort den Übergang zum deutlich höher gelegenen Barnimplateau.

Das sorgt für einen Höhenunterschied von mehr als 150 m innerhalb des Stadtgebiets, was in Brandenburg mehr als ungewöhnlich ist.

Eigentlich wollte ich in den ausgedehnten Wäldern rund um Bad Freienwalde mit Doxi wandern. Doch nach den anstrengenden Touren gestern belassen wir es erst einmal bei einem Stadtspaziergang.

In Bad Freienwalde ist noch der typische historische Grundriss vieler mittelalterlicher Städte mit vorderer Straße, mittlerer Straße und hinterer Straße erkennbar.

Die Stadt verfügt über einige sehenswerte Bauten. Dazu gehören die Pfarrkirche St. Nikolai und die frühere Kirche St. Georg, die heute als Konzerthalle genutzt wird.

Das Schloss Freienwalde wurde 1799 im Auftrag Friedrich Wilhelms III. am Rande der Altstadt als Sommersitz für die Königinmutter Friederike Luise errichtet. Nach deren Tod erwarb der Industrielle und Politiker Walther Rathenau 1909 das Schloss.

Nach Rathenaus Ermordung 1922 vermachten seine Erben das Schloss dem Landkreis Oberbarnim mit der Auflage, an diesem Ort für alle Zeit das geistige Erbe und Andenken Rathenaus zu bewahren. Neben einer Ausstellung zum Leben Rathenaus finden in dem hübschen Schlösschen heute regelmäßig Kulturveranstaltungen statt.

( MITI )

Am Straussee

Am Straussee
Strausberg, 5. Juni 2024

Häuser im Fischerkietz

Okay, jetzt habe ich es verstanden: Nicht jede Stadt am See kann schön sein, dafür gibt es in Brandenburg einfach zu viele Binnengewässer.

Strausberg am Straussee ist in weiten Teilen so trostlos, dass gleich mehrere Parteien auf ihren Plakaten im Kommunalwahlkampf fordern: Strausberg aufpolieren!

Dabei zeigen einige Häuserzeilen im ehemaligen „Fischerkietz“ doch, wie es aussehen könnte. Nur herrscht drumherum leider noch ganz viel DDR-Tristesse. Auch 35 Jahre nach der Wende. Was mag da schiefgelaufen sein?

Dabei hat die Stadt mit der Bundeswehr als größten Arbeitgeber (2.200 Beschäftigte) doch einen zuverlässigen Zahler.

Das reicht aber offensichtlich nicht, um Wohlstand nach Strausberg zu bringen. Oder wohnen die vielen Bundeswehrangehörigen mit ihren Familien vielleicht lieber woanders und geben dort ihr Geld aus? Man weiß es nicht.

( MITI )

Durch die Märkische Schweiz

Durch die Märkische Schweiz
bei Buckow, 4.06.2024

Am Großen Turowsee

Heute habe ich den Osten von Brandenburg mal auf eine ganz andere Art kennengelernt: In der Märkischen Schweiz hat es richtige kleine Berge mit eingefassten Seen und ausgedehnten Bachtälern.

Die Landschaft knapp 30 km nordöstlich von Berlin auf der Hochfläche des Barnim wurde in den Eiszeiten geformt und durch die Gletscher stellenweise tief eingekerbt.

Das größte Fließgewässer im Süden der Märkischen Schweiz ist der Stobber, der bei Buckow in den Schermützelsee mündet.

Von Buckow aus sind wir am Nachmittag rund 12 km entlang der Stobber auf zwei der umliegenden Berge gewandert. Das Gebiet ist reich an naturkundlichen Sehenswürdigkeiten: Dachsberg, Wolfsschlucht, Stobbertal, Teufelsstein, Poetenweg, Großer und Kleiner Tornowsee und mehr.

Mitten im Steilhang liegt dann schon einmal ein riesengroßer Findling, den die Gletscher aus Skandinavien bis hierhin vorgeschoben und auf seiner langen Reise glatt geschliffen haben, wie einen kleinen Kieselstein.

Nur die Mücken sind echt nervig. Am besten im Wald gar nicht stehen bleiben, auch nicht zum Fotografieren oder Wasserlassen, dann geht es 🙂

( MITI )

Am Schermützelsee

Am Schermützelsee
Buckow, 4.06.2024

Pfarrhaus an der ‚Kirche

Wir sind in Buckow eingetroffen, dem Hauptort des Naturparks Märkische Schweiz. Die Stadt liegt in einem Talkessel zwischen dem Schermützelsee und waldreichen Bergen, die zum Tal der Stobber steil abfallen.

Das Tal wurde durch eine glaziale Schmelzwasserrinne geformt, die sich in den letzten beiden Phasen der Weichsel-Eiszeit zwischen dem von Toteis gefüllten Oderbruch und dem Berliner Urstromtal (heutiges Spreetal) gebildet hat.

Buckow ist Kneippkurort und Sitz mehrerer Rehabilitationskliniken. Der hübsche Ortskern, der von der Stobber durchflossen wird, ist touristisch gut erschlossen. Am Ortsrand ist das Naturparkzentrum Märkische Schweiz angesiedelt. Richtig nett ist es hier.

( MITI )

Forschungsstadt Müncheberg

Forschungsstadt Müncheberg
Müncheberg, 4.06.2024

Stadtpfarrkirche Sankt Marien, Südansicht

Auf dem Weg von Fürstenwalde in die Märkische Schweiz kommen wir an einem gar nicht so großen Ort mit einer wirklich sehr großen Kirche vorbei. Ich trete spontan auf die Bremse und parke ein, um mir den Ort gemeinsam mit Doxi ein wenig anzuschauen.

Wir sind in Müncheberg gelandet, einer Stadt, die zu DDR-Zeiten landesweit für ihre Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Landwirtschaft bekannt war.

Wir folgen zunächst der mittelalterlichen sieben Meter hohen Stadtmauer, die noch fast vollständig enthalten ist und uns zum Berliner Tor führt.

Über den Marktplatz mit dem Rathaus geht es anschließend zur Stadtpfarrkirche Sankt Marien, die auch deshalb sie mächtig wirkt, weil sie auf einem Hügel errichtet ist.

Es handelt sich um einen gotischen Backsteinbau aus dem Mittelalter, der in der Neuzeit nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel um einen Turm ergänzt wurde.

Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kirche wurde in den 1990er Jahren wiederaufgebaut und dient seither sowohl kirchlichen wie kulturellen Zwecken. In der Kirche befindet sich auch die Stadtbibliothek, die architektonisch sehr interessant eingegliedert ist.

Hat sich also gelohnt, dass wir hier für ein Stündchen Station gemacht haben.

( MITI )