Sonntagmorgen in Wiesbaden

Sonntagmorgen in Wiesbaden
Wiesbaden, 10. März 2024

Blick aus dem Park „Warmer Damm“ auf das Hessische Staatstheater

Wenn man städtische Architektur fotografieren will, ist der Sonntagmorgen nach meiner Erfahrung bestens geeignet. Einfach, weil dann ganz wenige Menschen auf der Straße sind. Es muss nur das Licht stimmen, und das war heute Morgen bei meinem Besuch in Wiesbaden leider nicht durchgängig der Fall. Aber das kann man sich ja nicht aussuchen.

Die hessische Landeshauptstadt ist eines der ältesten Kurbäder Europas. Sie liegt am Rhein, unmittelbar gegenüber vom Mainz und gilt als ein der wohlhabendsten Städte Deutschlands.

Das schlägt sich im Stadtbild unmittelbar nieder: Die Mehrzahl der Gebäude ist zwischen 1850 und 1914 in einer Zeitspanne von nur etwa 60 Jahren errichtet worden.

In dieser Zeit zog Wiesbaden neben dem Kaiser und seinem Hofstaat zahlreiche einkommensstarke Gäste und Neu-Einwohner an, die ihrem Wunsch nach Repräsentation Rechnung verleien wollten.

Und weil die Wiesbadener Innenstadt während des Zweiten Weltkrieges nur wenig zerstört worden, präsentiert sie bis heute ein sehr homogenes Erscheinungsbild. Die meisten Bauten sind dem Klassizismus, dem Historismus oder dem Jugendstil zuzurechnen.

Ich parke mit Doxi etwas außerhalb und laufe rund 2,5 km entlang der Liebricher Allee ins Zentrum, einer Prachtstraße mit vielen noblen Gründerzeitvillen. Im Stadtkern fallen u.a. die Großbauten rund um die Kuranlagen auf. In den Nebenstraßen blühen vor vielen Villen bereits die ersten rosa Zierkirschen. Toll sieht das aus.

( MITI )

Abstecher nach Offenbach

Abstecher nach Offenbach
Offenbach, 9. März 2024

Einfahrt zum Büsing-Palais in Mainnähe

Wenn man mit dem Fahrrad aus der Frankfurter City kommt und dem Main ostwärts folgt, gelangt man schon nach wenigen Kilometern nach Offenbach. Die früher deutlich separierten Städte sind in den letzten Jahrzehnten räumlich zusammengewachsen.

Offenbach mit seinen 130.000 Einwohnern ist heute ein wichtiges Dienstleistungszentrum und ein Hochschulstandort im Designbereich. Außerdem befindet sich in Offenbach der Sitz des Deutschen Wetterdienstes.

Offenbach war die erste Stadt, in der ab 1799 das Verfahren der Lithografie u.a. für die Vervielfältigung von Noten genutzt wurde. Wolfgang Amadeus Mozart besuchte mehrmals die aufstrebende Industriestadt, um hier seine Noten verlegen zu lassen.

Vom historischen Offenbach ist leider nur wenig erhalten geblieben. Dafür sorgten die Bombenangriffe der Alliierten im Zweiten Weltkrieg und später die Verdichtung der einst lockeren Bebauung im Zuge der Stadterneuerung.

Rund um das Zentrum sieht man viele Straßenzüge mit Bebauung aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Die alte Pracht ist längst verblasst, aber die Haustüren und Portale sind teilweise noch gut in Schuss, wie hier zu sehen.

( MITI )

Jüdisches Leben in Frankfurt

Jüdisches Leben in Frankfurt
Frankfurt, 9. März 2024

Modell der ehemaligen großen und von den Nationalsozialisten zerstörten Frankfurter Synagoge

Unter den vielen Frankfurter Museen ist das Jüdische das am besten gesicherte – nicht ohne Grund. Vor dem Gebäude gibt es dauerhaft Polizeipräsenz, man wird von den Museumsmitarbeitern einzeln eingelassen und muss sich einer Taschenkontrolle unterziehen.

Das Museum residiert in einem Neubau am Mainufer und bezieht das ehemalige Palais-Rothschild ein, in dem ein Großteil der Ausstellung untergebracht ist.

Es wurde am 9. November 1988, dem 50. Jahrestag des Novemberpogroms, von Bundeskanzler Helmut Kohl eröffnet und widmet sich religiösen, gesellschaftlichen und sozialen Aspekten der Jüdischen Gemeinde seit dem 18. Jahrhundert.

Frankfurt besaß seit dem Mittelalter eine bedeutende jüdische Gemeinde, die im Lauf ihrer Geschichte immer wieder Anfeindungen und Pogromen ausgesetzt war.

Zwischen 1462 und 1796 durften sich die Frankfurter Juden ausschließlich in der engen Judengasse an der ehemaligen stauferzeitlichen Stadtmauer ansiedeln. Es war das erste und eines der letzten jüdischen Ghettos in Deutschland vor der Epoche der Emanzipation im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.

Bis zum Beginn des Nationalsozialismus lebte hier die größte jüdische Gemeinde Deutschlands. Im Zuge der NS-Judenverfolgung wurden 11.134 Juden aus Frankfurt deportiert. Nur 367 von ihnen überlebten den Holocaust.

Auch davon berichtet das jüdische Museum, das aber vor allem über eine umfangreiche und herausragende Sammlung an zeremoniellen Objekten und wertvollen Textilien aus dem 17. bis 20. Jahrhundert verfügt.  Außerdem werden zahlreiche Objekte und Dokumente zu jüdischem Alltagsleben und zur jüdischen Wirtschaftsgeschichte Frankfurts präsentiert.

Da ich mich aufgrund unserer Geschichte dem jüdischen Volk verbunden fühle, wollte ich diese Ausstellung unbedingt sehen. Und ich muss sagen, das hat sich absolut gelohnt.

( MITI )

Hip-hop-Culture in der Schirn

Hip-hop-Culture in der Schirn
Frankfurt, 9. März 2024

Black Power, please smile

Irgendwie scheint es gerade ein Trend zu sein, dass sich renommierte Kunsteinrichtungen Aspekten der zeitgenössischen Massenkultur zuwenden, um auch junge Leute ins Museum zu locken. So zeigt die Schirn Kunsthalle noch bis Mai unter dem Titel „The Culture“ den tiefgreifenden Einfluss von Hip-Hop auf die zeitgenössische Kunst und Kultur der Gegenwart.

Den Anlass dazu liefert der 50. Geburts­tag dieses Genres, das in der New Yorker Bronx in den 1970er-Jahre als kultu­relle Bewe­gung unter Schwar­zen und Latein­ame­ri­ka­ni­schen Jugend­li­chen begann.

Es fing mit DJ-ing, Graf­fiti und Break­dance an. Von Beginn an verstand sich die Bewegung auch als Kritik an vorherr­schen­den Struk­tu­ren und weißen kultu­rel­len Normen.

Heute hat sich Hip-Hop zu einem globa­len Phäno­men entwi­ckelt, das zahl­rei­che Inno­va­tio­nen in Musik, Mode, Tech­no­lo­gie sowie bilden­der und darstel­len­der Kunst angeregt hat. Und auf diesem langen Weg hat der Kommerz den Widerstand längst besiegt, scheint mir.

Die Schirn legt den Fokus auf Kunst und Musik der letz­ten 20 Jahre und zeigt mehr als 100 Gemälde, Foto­gra­fien, Skulp­tu­ren und Videos sowie Fashion und Vinyl von inter­na­tio­nal bekann­ten Künst­ler*innen der Gegen­wart. Zudem werden zeit­ge­nös­si­sche Themen und Debat­ten wie Iden­ti­tät, Rassis­mus, Femi­nis­mus und Empower­ment aufgegriffen.

Unter den Besuchern an diesem Morgen zählte ich eindeutig zu den Ältesten. Ich würde deshalb meinen: Das Konzept geht auf.

( MITI )

Museum für Angewandte Kunst

Museum für Angewandte Kunst
Frankfurt, 9. März 2024

Moderner Bau: Das Museum für angwandte Kunst

Als angewandte Kunst bezeichnet man die Disziplinen der Kunst, die sich mit der Gestaltung von Alltagsgegenständen beschäftigen. In einem wunderschönen Museumsbau am Mainufer widmet sich das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt diesem Themenkomplex mit wechselnden Ausstellungen.

Die Sammlungen des Museums umfassen mehr als 65.000 Objekte aus fünf Jahrtausenden. Ihre Schwerpunkte liegen im europäischen Kunsthandwerk und Design vom 12. bis zum 21. Jahrhundert.

Das Museumsgebäude integriert sich in den bestehenden Park der Villa Metzler und bezieht auch die historische Villa mit ein. Die drei miteinander verbundenen weißen Kuben des Neubaus sind den Proportionen der klassizistischen Villa nachempfunden.

Ich habe mir dort drei Ausstellungen angeschaut: „Was wir sammeln“, „Elementarteile. Aus den Sammlungen.“ und „Wohnkultur aus zweihundert Jahren“.

Was wir sammeln

Von banalen Alltagsgegenständen wie bunten Spülschwämmen und Einwegbesteck bis hin zu Leuchtreklamen von bekannten Marken: In dieser Ausstellung lässt das Museum Gestalter aus dem Großraum Frankfurt zu Wort kommen und zeigt, was diese privat sammeln.

Elementarteile

Das Museum verfügt über einen riesigen Fundus an Objekten. Hier werden herausragende Exponate gezeigt, die nicht einem bestimmten Interpretationsansatz oder stilgeschichtlichen Gattungsbegriffs folgen. Vielmehr geht es darum, die Objekte selbst zum Erzählen zu bringen.

Stilräume aus zwei Jahrhunderten

In der historischen Villa Metzler wird in neun Stilräumen die Wohnkultur aus über zweihundert Jahren sinnlich erfahrbar, mit nachempfundenen Interieurs aus erlesenen Möbeln, Tapeten, Fayencen und Porzellanen. Jede der historischen Raumcollagen erzählt von dem sich wandelnden Geschmack und Zeitgeist und lässt die Besucher eintauchen in Wohngefühl und Lebensstil vergangener Zeiten.

( MITI )

Jetzt wird’s floral

Jetzt wird’s floral
Städel Museum Frankfurt, 9. März 2024

Das Städel Museum Frankfurt zeigt aktuell als Wechselausstellung noch bis zum April 2024 rund 20 Aquarelle des deutsch-rumänischen Künstlers Miron Schmückle (*1966).

Es sind surreale Mischwesen aus Pflanzen und Tierwelt, die Schmückle mit feinem Pinselstrich zu Papier bringt. Seine Arbeiten bewegen sich zwischen Hyperrealismus, präziser Naturbeobachtung und einer fast barocken, überbordenden Vorstellungskraft.

Man könnte die Darstellungen für Anleihen aus der Kunstgeschichte halten, doch hinter seinen Bildkompositionen steckt viel mehr: hier verschmelzen Schönheit und Vergänglichkeit, Anatomie und Sexualität.  Wer ausschließlich Blumen sieht, hat vielleicht noch nicht genau hingeschaut …

( MITI )