Heute habe ich das Arithmeum im Forschungsinstitut für Diskrete Mathematik der Universität Bonn besucht. Die Ausstellung widmet sich der Kulturgeschichte des Rechnens von den Sumerern und Ägyptern, über das Mittelalter, bis in die Neuzeit.
Das Institut verfügt über eine unglaubliche Anzahl an Rechenhilfen und Rechenmaschinen, insgesamt mehr als 7.500 Exponate, die gar nicht vollständig in der großen Ausstellung gezeigt werden können.Es beginnt mit der Erfindung des Zählens und der Zahlensysteme vor etwa 6.000 Jahren. Dann folgen einfache Rechenhilfen wie der Abakus oder Multiplizierstäbe, die von der Antike bis ins Mittelalter genutzt wurden.
Den Übergang von der Rechenhilfe zur Rechenmaschine markieren die ersten mechanischen Apparaturen aus der Zeit der Aufklärung wie die Maschine von Wilhelm Schickard aus Tübingen (1623) oder die berühmte Pascaline (1642) von Blaise Pascale.
Erstmals erfolgte der Zehnerübertrag beim Addieren und Subtrahieren dabei automatisch mit Hilfe eines mechanischen Rechenwerks – deshalb spricht man nicht mehr von Rechenhilfe, sondern von Rechenmaschine.
Weiter geht es mit kunstvoll aufgebauten Rechenwerken des großen Mathematikgelehrten Leibniz, die erstmals auch Multiplizieren und Dividieren konnten. Weil es in der Zeit des Barocks noch gar keinen wissenschaftlichen oder kommerziellen Bedarf für solche Maschinen gab, landeten sie teilweise als Kuriosum in den Schatzkammern großer europäischer Fürstenhäuser.
Im 19. Jahrhundert entstehen die ersten mechanischen Vorläufer unserer heutigen Computer, wie die Maschine von Charles Babbage. Noch mit sehr bescheidenen Fähigkeiten, aber bereits mit den meisten Elementen ausgestattet, die man heute in elektrischen Computern findet.
Im Zuge der Industrialisierung folgen immer kompaktere und in Massenproduktion hergestellte mechanische Rechenmaschinen, die die Büros erobern. Dann die ersten Lochkartenmaschinen, wie die von Hollerith, die erstmals eine massenhafte Datenerfassung und Auswertung möglich machen.
Die aktuelle Zeit wird repräsentiert durch Computer und Mikrochips, wie sie auch am Institut für Diskrete Mathematik entwickelt werden. Sie verkörpern die komplexesten Strukturen, die unsere Spezies bisher erdacht und gefertigt hat.
Für Menschen wie mich, die Interesse an Mathematik und Rechnen haben, ist das eine höchst interessante Ausstellung, noch dazu in einem architektonisch sehr ansprechenden Gebäude. Schön, dass ich das entdeckt habe.