Tag 7Ich habe aber auch ein Glück heute Nachmittag: Erst gab es in Lübbecke keinen Kuchen für mich, dann in Herford keine Kunst.
Ich wollte doch unbedingt einmal das Marta Herford besuchen, wenn ich in der Gegend bin, ein berühmtes Museum für zeitgenössische Kunst.
Das Gebäude ist eine Perle der Museumsarchitektur, weil es eine Brücke zu Design und Architektur schlägt. Entworfen wurde es von dem Stararchitekten Frank Gehry und 2005 eröffnet. Gründungsdirektor war der Belgier Jan Hoet.
MARTa, das steht für „Museum“, ART und „Architektur“. Im Dezember 2014 erklärte die deutsche Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbandes (AICA) das Marta zum Museum des Jahres.
Ich finde den Bau wirklich großartig. Schade nur, dass gerade umgebaut wird und deshalb keine Ausstellung läuft. Muss ich wohl noch einmal wiederkommen, wenn ich durch Ostwestfalen komme.
Tag 7Es ist Sonntagnachmittag und ich will Kuchen! Für mich und meine Leute zu Hause. Die erste größere Stadt, durch die ich auf meiner Rückfahrt ins Rheinland komme, ist Lübbecke in Ostwestfalen.
Also parke ich mein Wohnmobil nahe der Innenstadt und mache mich zu Fuß auf die Suche nach einer Konditorei. Doch Fehlanzeige!
Eine geschlagene Dreiviertelstunde bin ich im stellenweise etwas trostlos wirkenden Zentrum unterwegs, aber ohne Erfolg.
In meiner Verzweiflung spreche ich irgendwann sogar den Pfarrer an, der mir an der Kirche zufällig über den Weg läuft. Doch der schüttelt nur resigniert den Kopf. Die letzte Konditorei im Ort habe vor wenigen Wochen geschlossen.
Na, wenn schon die Geistlichkeit mir in dieser Hinsicht nicht weiterhelfen kann, dann ist aber wirklich Kuchen und Krümel verloren. Das gibt’s doch gar nicht, bei einer Stadt mit 26.000 Einwohnern. Menno!
Tag 7Dass der Marktführer bei Geld- und Glücksspielgeräten, die Merkur-Stiftung der Unternehmerfamilie Gauselmann, ihre kulturellen Aktivitäten durch eine Sammlung historischer Automaten aller Art krönt, liegt ja ein wenig auf der Hand. Schön ist, dass diese Sammlung auch öffentlich zugänglich ist.
Die Geräte aus dem eigenen Unternehmen spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Im Laufe der Jahre und durch Übernahme anderer, bereits existierender Sammlungen sind knapp 2.000 Geräte zusammengekommen, von denen etwa 200 in wechselnder Kombination in der Ausstellung im Deutschen Automatenmuseum auf Schloss Benkhausen präsentiert werden.
Darunter befinden sich überraschend viel historische Automaten und neben Glückspielgeräten auch Musikboxen, Kirmesorgeln, Flipper, Wahrsageautomaten und manch anderes skurriles Gerät. Ich finde das äußerst sehenswert.
Tag 7Ich möchte das Deutsche Automatenmuseum besuchen, das auf Schloss Benkhausen bei Espelkamp seinen Sitz hat. Weil ich etwas zu früh dran bin, schaue ich mir zuvor die Umgebung ein wenig an.
Die Schlossanlage nahe des Mittellandkanals befindet sich seit 2010 im Beszt der Espelkamper Unternehmerfamilie Gauselmann (Merkur Spielgeräte). Das vormalige Gut Benkhausen entstand 1510, wurde in späterer Zeit zum Schloss umgebaut und nach dem Zweiten Weltkrieg von der Britischen Rheinarmee in Beschlag genommen.
1962 gelangte die Anlage in den Besitz der Diakonischen Stiftung Wittekindshof und wurde von dieser bis 2009 als Wohn- und Betriebsstätte für Menschen mit Behinderung genutzt.
Die Gauselmanns bauten das Schloss Benkhausen mit allen Nebengebäuden und der Parkanlage von 2011 bis 2013 zu einem Schulungszentrum der Gauselmann AG mit Beherbergungsmöglichkeit um.
Neben dem Seminarbetrieb finden traditionelle Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt, Kulturveranstaltungen sowie standesamtliche Trauungen auch weiterhin statt. In einer Scheune der Vorburg ist das Deutsche Automatenmuseum untergebracht.
Man sieht sofort, dass die Eigentümer mit einem geschätzten Jahresumsatz ihrer Gruppe von mehr als 2 Mrd. Euro nicht knausern müssen. Alles total proper hier und wirklich schön anzusehen.
Tag 7Die erste größere Stadt südlich des nördlichsten Punkts von NRW ist Rahden. Dort gibt es einen sehenswerten Museumshof, der das bäuerliche Leben im 19. Jahrhundert anhand von Gebäuden, Werkzeugen und Alltagsgegenständen illustriert.
Das Museumsgelände grenzt unmittelbar an die Ruine der Burg Rahden. Es repräsentiert ein vollständig eingerichtetes Bauerngehöft. Auch eine kleine Schafherde gehört dazu.
Das Freilichtmuseum wurde in den Jahren 1962 bis 1966 vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe eingerichtet.
Mit Ausnahme der Scheune stammen die Gebäude von verschiedenen Gehöften des früheren Amtes Rahden. Dort wurden sie abgetragen, restauriert und auf dem 3 ha großen Gelände im Ortsteil Rahden-Kleinendorf wieder aufgebaut.
Im Dorf wird auch regelmäßig „gelebt“. Es gibt einen gut bewirtschafteten Bauerngarten sowie ein Backhaus, in dem es intensiv nach Feuerrückständen riecht. Man kann die Honigerzeugung in alter Zeit kennenlernen, sich mit der Herstellung von Wolle, Flachs und dem Weben beschäftigen oder den traditionellen Stoffdruck beobachten. Ich mag so etwas ja gerne.
Tag 7Wer dem Polarkreis möglichst nahe sein möchte, ohne dafür NRW zu verlassen, der oder die ist hier genau richtig: Am nördlichsten Punkt von NRW auf. 52.5315 Nord und 8.65232 Ost. Noch einen Schritt weiter in die falsche Richtung und man landet im hochgefährlichen Niedersachsen.
Der Ort befindet sich in Ostwestfalen bei der Ortschaft Preußisch Ströhen, die zur Stadt Rahden im Kreis Minden-Lübbecke gehört.
Auf der anderen Seite der Grenze schließt sich Hannoversch Ströhen an, ein Ortsteil der Gemeinde Wagenfeld im Landkreis Diepholz.
Bis zum nächstgelegenen Punkt an der Nordseeküste sind es von hier gerade einmal 100 km, während die Landeshauptstadt Düsseldorf über 200 km entfernt ist.
Mit Bremen, Hannover und Hamburg liegen drei Landeshauptstädte damit wesentlich näher, Kiel und Schwerin sind bis auf wenige Kilometer fast gleich weit entfernt wie Düsseldorf. Die Grenzziehung geht auf einen Staatsvertrag zurück, mit dem die Königreiche Preußen und Hannover diese Angelegenheit am 25. November 1837 regelten.
Der Ort liegt mitten im Grünen in einem im 19. Jahrhundert trocken gelegten Moorgebiet, das heute als Wiesenfläche landwirtschaftlich genutzt wird. Gegenüber befindet sich ein Gehöft, das bereits zu Niedersachsen gehört. Ein typisches Landschaftsbild der norddeutschen Tiefebene.
Der Punkt ist zum Kult geworden, seit die Dorfgemeinschaft Preußisch Ströhen dort in Eigenleistung ein kleines Haus zum Feiern errichtet hat. Daneben wurde über dem alten Grenzstein eine Skulptur errichtet und eine Marmortafel in Form des NRW-Umrisses aufgestellt. Jahrhundertelang war man hier praktisch im Nichts, jetzt befindet man sich an einem Ort von beinahe weltpolitischer Bedeutung 😉
Das Haus am Nordpunkt
Kunstwerk über dem Grenzstein
Infotafel am Nordpunkt
Umliegende Landschaft
Der nächstgelegene Ort in NRW, zu dem der Punkt gehört
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