Dessau hat sich in den letzten Jahren zu einer Art Pilgerort für mich entwickelt. Das Bauhaus, die Garten- und Parklandschaft Dessau-Wörlitz – ich bin einfach total fasziniert davon. Jetzt war ich schon zum dritten Mal in Dessau, weil die Meisterhäuser an der Ebertallee frisch renoviert wurden und erstmals wieder vollständig der Öffentlichkeit zugänglich sind.
Dort, in der Nähe des Bauhauses, baute Walter Gropius vor knapp einhundert Jahren die wegweisenden Häuser als Unterkunft für die Meister des Bauhauses. Gleichzeitig dienten sie als Musterhäuser für modernes Wohnen. Als Bauherr trat die Stadt Dessau auf, die Bauhausmeister wohnten zur Miete.Umringt von Kiefern stehen dort von Ost nach West das Einzelhaus Gropius, sowie jeweils die Doppelhäuser Moholy-Nagy/Feininger, Muche/Schlemmer und Kandinsky/Klee. Die drei Doppelhäuser weisen identische Grundrisse auf, wobei die eine Hälfte jeweils um 90 Grad gegenüber der nachfolgenden gedreht wurde.
Kennzeichnend für die Architektur der Häuser und stilistisch wegweisend waren die kubische Form mit Flachdach, große einfarbige Flächen und enorme Fenster. Diese schufen eine Verbindung zwischen Innen und Außen, die auch durch die großen Terrassen und Balkone betont wurde. Prägende Bauelemente in den verschiedenen Räumen waren auch die massiven Heizkörper der Zentralheizung, zu dieser Zeit ein starkes Symbol für den Komfort der „Moderne“.
Ein Teil der Häuser wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, die anderen verblassten über die Jahrzehnte. Die noch bestehenden Häuser wurden nun instand gesetzt und unter der Federführung des britischen Architekten David Chipperfield durch passende Neubauten ergänzt. Dabei wurde auch versucht, die ursprüngliche farbliche Gestaltung der Innenräume gemäß der Farbenlehre des Bauhauses wieder herzustellen.
Die abstrakten weißen Formen, ihre starke Öffnung nach außen, kombiniert mit den lebendigen, sehr harmonisch wirkenden Farben der Innenräume – ich bin wieder einmal total begeistert von den Meisterhäusern. Und der große Besucherandrang zeigt: viele andere Menschen auch. Als ich Dessau wieder verlasse, fühle ich mich richtig ein wenig beseelt. Keine Frage: So würde ich auch gerne wohnen.