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Das war hier?!

Das war hier?!
Düsseldorf, 7. August 2024

Aufstehen gegen das Vergessen

In der Düsseldorf Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus wird zurzeit eine spannende Fotoausstellung über Erinnerungsorte in der Landeshauptstadt gezeigt.

Die Aufnahmen stammen von dem Fotografen Thomas Stelzmann. Sie zeigen, dass sich das Erinnern an eine düstere Zeit inmitten der pulsierenden Großstadt vollzieht.

Die abgelichteten Mahnmale erinnern an alle Gruppen der Verfolgten: Juden, Sinti & Roma, Widerständler, Pfarrer, KZ-Häftlinge, die während der NS-Diktatur bedrängt, verurteilt, verschleppt, gequält oder ermordet wurden.

Es begann mit den Gräueltaten nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, fand seinen widerwärtigen Höhepunkt in der Deportation von mehr als 5.000 Düsseldorfer Juden in die Vernichtungslager und endete nicht bis zum letzten Tag des Krieges.

Noch wenige Stunden vor der Einnahme Düsseldorfs durch die Alliierten wurden vier Bürger, die die Stadt kampflos den anrückenden Amerikanern übergeben wollten, standrechtlich als Verräter am Deutschen Volk erschossen.

Das Grauen war an vielen Stellen präsent, auch das wird in den Fotografien deutlich. Damit nicht einfach Gras über die Sache wächst, ist das Erinnern so wichtig. Eine bewegende Ausstellung, wie ich finde.

( MITI )

Herr von Goethe bleibt am Ball

Herr von Goethe bleibt am Ball
Düsseldorf, 6. August 2024

Hans Traxler zeichnet Goethe – seit mehr sechsJahrzehnten

Bis vor wenigen Tagen wusste ich gar nicht, dass Düsseldorf ein Goethe-Musuem mit der nach Weimar bedeutendsten Sammlung von Goethe-Schriften, Dokumenten und Ausstellungstücken besitzt.

Tatsächlich hat der große deutsche Dichter im Laufe seines Lebens nur wenige Wochen in der damaligen Residenzstadt am Rhein verbracht.

Doch Düsseldorf ist in den 1950 Jahren in den Besitz einer riesigen Goethe-Sammlung aus dem Vermächtnis von Anton Kippenberger gelangt, dem langjährigen Leiter und Inhaber des berühmten Insel-Verlags zu Leipzig.

Die Landeshauptstadt hat sich im Stiftungsvertrag vom 13. Februar 1953 zu Ausstattung, Unterhalt und Entwicklung der Sammlung verpflichtet und diese im prächtigen Schloss Jägerhof am Rande des Hofgartens untergebracht.

Die Sammlung ist viel zu groß, um sie vollständig dort auszustellen und gemäß moderner Museumspädagogik werden stets nur Teile gezeigt und durch aktuelle Sonderausstellungen ergänzt.

Herr von Goethe bleibt am Ball

Goethe-Werk vor dem Schloss

Derzeit werden im Schloss Zeichnungen von Hans Traxler als Sonderausstellung präsentiert. Der Autor, Zeichner und Illustrator Traxler ist ein Meister der komischen Kunst und ein Goethe-Kenner. Seit mehr als sechs Jahrzehnten widmet er sich dem Weimarer Klassiker in Büchern und Cartoons.

Traxler porträtierte den Schabernack treibenden Autor in Rom genauso wie den Meister im Garten, am Computer oder bei der Morgengymnastik.

In diesem Jahr wird Goethes 275. und Traxlers 95. Geburtstag gefeiert. Das Genie der Wortkunst und das Genie des Cartoons begegnen einander in dieser Sonderausstellung, die passend zur Fußball-EM zeigt, dass Goethe stets am Ball bleibt.

( MITI )

Hypeobjekt Sneaker

Hypeobjekt Sneaker
Forum NRW, Düsseldorf, 27.02.2024

Inszenierung im Forum NRW

Als ob’s nur Schuhe wären: Der Sneaker, ursprünglich ein reiner Sportschuh, genießt seit den 1980er Jahren Kultstatus. Durch Einflüsse aus dem Basketball- und der Hip-Hop-Kultur eroberte er die Straßen. Später wurde zum Designobjekt der Massenkultur und schaffte es sogar auf die Laufstege großer Luxusmarken.

In Zusammenarbeit mit bedeutenden Stars und Künstler*innen entstehen heute Modelle, die weltweit gesammelt werden, zuweilen tausende Euro kosten und via Internet binnen weniger Augenblicke ausverkauft sind.

Das Forum NRW widmet dem Kultschuh eine Ausstellung, in der vor allem der Hype um die schönsten, coolsten und ausgefallensten Sneaker thematisiert wird. Daneben wird gezeigt, wo der Sneaker herkam und wie alles begann.

( MITI )

Tim Berresheim im Forum NRW

Tim Berresheim im Forum NRW
Forum NRW, Düsseldorf, 27.02.2024

Tumblewweed Moon, 2014

Es gibt Kunstausstellungen, die erschlagen einen regelrecht durch die Anzahl der Exponate und die Intensität der Objekte. So ist es uns ein wenig mit der Ausstellung von Tim Berresheim im Forum NRW gegangen. Hinterher mussten wir erst einmal eine Runde durch den angrenzenden Stadtpark drehen, um die Vielzahl der Reize zu verarbeiten.

Tim Berresheim (*1975) hat an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und gilt heute als einer der Pioniere computerunterstützten Kunst. Seine Arbeiten sind schwer zu beschreiben und teilweise auch nicht einfach zu fassen.

Beim Rundgang durch die Ausstellung fragt man sich eingangs vielleicht „was soll das?“. Aber dann entdeckt man nach und nach in den Bildern einen roten Faden aus Elementen der Kunstgeschichte, Technologie, Wissenschaft und Natur. Berresheim selbst spricht von „Künstlerischer Gegenwartsarchäologie“.

Der gebürtige Aachener ist ein äußerst produktiver Künstler. Seine neuesten Arbeiten bezeichnet er als „Fundleere Schicht“ – ein Begriff aus der Archäologie, wenn zwei aufeinandertreffende Epochen keine gemeinsamen Artefakte hinterlassen. Berresheims will mit seinen Werken diese Lücke schließen.

Immerhin hat er es damit bereits in die Sammlungen des Museum of Modern Art (New York), und die Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland (Bonn) geschafft. Vielleicht gefallen seine Werke nicht auf den ersten Blick, aber sie sind in jedem Fall beeindruckend.

( MITI )

Tony Cragg – Please Touch

Tony Cragg – Please Touch
Kunstpalast Düsseldorf, 22.02.2024

Early Form, Bronze, 2003

Eine große Kunstausstellung, bei der wir zu den ersten Besuchern gehören, das gibt es nicht oft. Noch seltener ist, dass wir die Exponate ausdrücklich anfassen dürfen, wie bei der neuen Ausstellung von Tony Cragg im Düsseldorfer Kunstpalast.

„Please Touch“, heißt es hier, und das ist wirklich etwas Besonderes, denn Cragg’s Skulpturen aus Metall, Holz oder Plastik laden mit ihren bionischen Formen geradezu ein, berührt zu werden.

Im physischen Kontakt entsteht eine Dinglichkeit und Nähe zu den Werken, die man sonst nicht hat. Das schafft ein ganz berührendes Kunsterlebnis, im wahrsten Sinne des Wortes. Besonders die Arbeiten aus Holz und poliertem Marmor fühlen sich toll an, finde ich.

Vor wenigen Monaten haben wir noch Cragg’s Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal besucht. Dort wären wir aus Ehrfurcht gar nicht auf die Idee gekommen, die Plastiken anzufassen. Aber hier, da möchte man sich an so manchen Augen- und Handschmeichler gleich rankuscheln 😉 Eine tolle Ausstellung!

( MITI )

Rosenmontag in Düsseldorf

Rosenmontag in Düsseldorf
Düsseldorf, 12. Februar 2024

Ausgelassene Stimmung auf der Kö

Kaum zu glauben, dass ich 57 Jahre gebraucht habe, um mir zum ersten Mal so richtig den Düsseldorfer Rosenmontagszug anzuschauen. Und bei Heike waren es kaum weniger Lenze 🙂

Pünktlich zum Beginn des Zuges um 12:22 standen wir in erwartungsvoller Stimmung an der Zufahrt zur Königsallee zwischen ganz vielen Familien mit Kindern, fast alle verkleidet. Und dann ging das große Helau auch schon los.

Wer am lautesten schrie oder durch eine besondere Kostümierung auffiel, wurde von den Mottowagen mit reichlich Kamelle eingedeckt – und alle anderen eigentlich auch.

Ich hatte gar nicht damit gerechnet, wie lang dieser Zug ist: 110 liebevoll gestaltete Mottowagen waren in diesem Jahr dabei, viele mit politischen Themen und bissiger Satire zu den Mächtigen aus der Politik.

Dazwischen immer wieder Fußgruppen, viele davon mit Musik am Start. Gut drei Stunden hat es gedauert, bis alle Wagen an uns vorübergerollt waren.

Zu diesem Zeitpunkt waren die ersten bereits wieder am Ende des Zugwegs wenige hundert Meter hinter uns angekommen. Zwischendurch hat es zwar einmal kurz geregnet, aber insgesamt war es ein freundlicher Tag und ein schönes Erlebnis, das bunte Treiben einmal live und in ganzer Vollständigkeit gesehen zu haben. Auch, wenn wir dabei nüchtern geblieben sind …

( MITI )