Heute habe ich meinen Yoga-Kumpel Nils in Sonneberg, im fränkisch geprägten Süden von Thüringen, besucht.
Sonneberg liegt am Rande des Thüringer Waldes und war vor dem Ersten Weltkrieg als „Weltspielwarenstadt“ bekannt.
Damals kamen fast 20 % der auf dem Weltmarkt gehandelten Spielwaren aus Sonneberg. An diese große Tradition erinnert heute das Deutsche Spielzeugmuseum im Stadtzentrum.Puppen, Teddybären und anderes Spielzeug wurde vorwiegend in Klein- und Kleinstbetrieben hergestellt, von denen am Ende des 19. Jahrhundert fast 2.500 im Ort existierten. Oft musste die gesamte Familie in Heimarbeit unter elenden Bedingungen mitwirken.
Weil sie sich entschieden gegen diese Form der Ausbeutung stellten, waren die Sozialdemokraten und Kommunisten in der Stadt eine starke politische Kraft.
Abnehmer der Spielzeugproduktion waren auch Großkonzerne aus den USA, die dazu in der Stadt eigene Handelshäuser errichteten, teilweise mit eigenem Gleisanschluss.
Architektonisch interessant sind in diesem Zusammenhang einige Gebäude rings um den Bahnhofsplatz, die aus den 1920er-Jahren stammen. Das Neue Rathaus, ein neoklassizistischer Prachtbau von 1928, dominiert das Stadtbild.
Gleich daneben steht das AOK-Haus von 1927, ein Bürohaus expressionistischer Prägung. Es entstand aus einem 1922 errichteten Lagerhaus.