Nach einer Woche verlassen wir das schöne Sauerland und machen uns langsam auf den Weg zu meinen Verwandten in Thüringen. Doch bis dahin warten noch einige interessante Etappenziele in Hessen auf uns.
Den Anfang macht Alsfeld im mittelhessischen Vogelsbergkreis. Ich habe gelesen, dass die Stadt über eine sehr schöne Altstadt mit geschlossener mittelalterlicher Bebauung aus sieben Jahrhunderten verfügt. Das möchte ich mir gerne anschauen.Der Wohnmobil-Stellplatz am Rande der Altstadt ist bei unserer Ankunft ordentlich gefüllt, das ist schon einmal ein gutes Zeichen. Und tatsächlich begegnet mir ein überaus sehenswertes Städtchen, wie ich bei einem ausgiebigen Rundgang mit Doxi feststelle.
Dies verdankt die Stadt einer Entscheidung des Europarats aus dem Jahr 1975. Damals wurde Alsfeld zur „Europäischen Modellstadt“ erklärt und erhebliche finanzielle Mittel für die Restauration von vielen der 400 Fachwerkhäuser bereitgestellt. Mit diesem Geld wurden u. a. das Rathaus, der Pranger und eines der ältesten Häuser Deutschlands restauriert.
Um den Marktplatz mit dem Rathaus im Zentrum verläuft in einiger Entfernung die gut erhaltene und nahezu kreisförmige Stadtmauer. Sie enthält Stadttore als Öffnungen und Zugänge zu den verschiedenen regionalen und überregionalen Verkehrswegen, die größtenteils bereits in der Spätantike entstanden sind. Von diesen Stadttoren gelangt man auf meist geradem Weg zum Mittelpunkt der Stadt.
Am Markt im Zentrum der Altstadt befindet sich das Fachwerk-Rathaus in früher Rahmenbauweise, das von 1512 bis 1516 errichtet wurde. Der steinerne Unterbau wurde früher als Markthalle genutzt.
In der Nähe des Rathauses steht das Weinhaus, das im Jahre 1538 als städtisches Weinlager und Ausschank errichtet wurde. An einer Ecke des Hauses befindet sich noch heute der mittelalterliche Pranger, der mit einem Trittstein ausgestattet ist und deutliche Gebrauchsspuren aufweist.
An das Weinhaus ist das älteste Fachwerkhaus der Stadt angebaut. Es wurde in Ständerbauweise errichtet. Die ältesten Teile des Hauses stammen von 1350. Dahinter steht die Walpurgiskirche aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und daneben das spätgotische Beinhaus, das 1368 zum ersten Mal erwähnt wurde. Es diente zur Aufbewahrung der Gebeine aus dem Friedhof.
Am südlichen Ende der Altstadt steht die Dreifaltigkeitskirche, eine ehemalige Klosterkirche der Augustiner aus dem 14. Jahrhundert. Bei den Ruinen der Klosterbauten ist ein Stück der alten Stadtmauer mit dem Leonhardsturm erhalten, einem Wehrturm der ehemaligen Stadtbefestigung, der 1386 erbaut wurde.
Viele der Gebäude werden durch zweisprachige Infotafeln beschrieben, sodass man sich einen guten Überblick über deren Geschichte und Bedeutung verschaffen kann. Das finde ich natürlich super. Nur Doxi fragt sich, warum wir immer so lange stehen bleiben müssen, obwohl Herrchen doch gar nicht herum schnuppern will … So ein komischer Typ 🙂