Ich bin nach Bad Frankenhausen am Kyffhäuser gekommen, weil ich unbedingt einmal eines der größten Leinwandbilder unserer Zeit sehen wollte.
Das Bauernkriegspanorama des Leipziger Malers und Kunstprofessors Werner Tübke ist ein monumentales Panoramabild über den Bauernkrieg mit dem Titel „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“.
Es entstand noch zu DDR-Zeiten im Auftrag der Staatsführung und wird in einem eigens dafür geschaffenen Museum gezeigt.Die DRR wollte damit den Bauernführer Thomas Müntzer ehren, dessen Heer hier vor den Toren des Kyffhäusers von kaiserlichen Truppen 1525 vernichtend geschlagen wurde. Das war das Ende der ersten Revolution auf deutschem Boden.
Der Künstler, der sich seine Kunstfreiheit vertraglich hatte zusichern lassen, wich jedoch deutlich von der Parteilinie ab. Und zwar sowohl inhaltlich, als auch beim Stil des zwischen 1976 und 1987 geschaffenen Gemäldes. Erich Honecker strafte ihn dafür durch seine Abwesenheit bei der Eröffnung.
Das Bild ist 123 m lang und 14 m hoch. Die Leinwand mit einem Gewicht von mehr als einer Tonne, wie auch die Farben, wurden in der Sowjetuntion hergestellt. Der damalige Kulturminister der DDR, Hans-Joachim Hoffmann, dem das Projekt sehr am Herzen lag, kümmerte sich persönlich darum.
In dem Bild sind mehr als 3.000 Menschen und Fabelwesen abgebildet, darunter viele historische Persönlichkeiten. Die größte Abbildung misst mehr als drei Meter.
Entgegen den Intentionen der SED schuf Tübke das Abbild einer ganzen Epoche, der Renaissance. Er beschränkte sich dabei keineswegs auf eine zeitlich oder räumlich genau bestimmbare Momentaufnahme.
In Anlehnung an Breughel und Bosch zeigt das Bild eine Vielzahl allegorischer Anspielungen auf Ereignisse und menschliche Ängste, Aberglauben, apokalyptische Visionen und biblische Themen in einer gewaltigen suggestiven Bildersprache.
Heute, zwanzig Jahre nach dem Tod des Künstlers, gibt es zwei unterschiedliche Interpretationsansätze für dieses schwer deutbare Monumentalgemälde. Die eine geht davon aus, dass Tübke durch seine Darstellung eine Allegorie auf die zum Scheitern verurteilte DDR schaffen wollte.
Die zweite Deutungshypothese, die auch Gerd Lindner, Direktor des Panorama Museums, vertritt, sieht in Bild vor allem die grundsätzliche Vergänglichkeit allen Seins betont.
In jedem Fall zieht das gewaltige Bild den geneigten Betrachter extrem in seinen Bann. Ein wirklich und im wahrsten Sinne des Wortes epochales Werk. Das gesamte Bild kann auf der Internetseite des Museums betrachtet werden.