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Wiebke Siem: Das maximale Minimum

Wiebke Siem: Das maximale Minimum
Bonn, 26. Juni 2023

Arbeit von Wiebke Siem

Das Kunstmuseum Bonn bietet mit seiner aktuellen Ausstellung einen spannenden Überblick über das plastische Werk von Wiebke Siem (*1954) von den 1980er-Jahren bis heute.

Die in Berlin lebende Künstlerin wurde in den 1990er-Jahren mit raumgreifenden Installationen bekannt. Zu ihrer Kunst gehört es, Alltagsgegenstände zu verfremden oder in überdimensionierte Objekte zu transformieren, darunter Kleidungs­stücke oder Spielzeug.

Auch skurrile, marionetten-artige Figuren aus Stoff spielen in Siems Werk eine wiederkehrende Rolle. In Verbindung mit Möbelstücken und Haushaltsgegenständen erschafft die Künstlerin einzigartige Installationen, die teilweise beklemmend, teilweise humorvoll wirken.

Ihre For­mensprache und Präsentationsweise lassen regelmäßig Bezüge zu ethnologischen Objekten und Sammlungen erkennen. Sie rücken damit die fragwürdigen Aneignungsstrategien von außereuropäischer Kunst im Zuge des Kolonialismus ins Blickfeld. Das macht ihr Werk heute aktueller denn je.

Die Ausstellung zeigt auch die interaktive Installation „der Traum“, die in der Tradition der Konzeptkunst eines Franz Erhard Walther und anderen steht. Darin können die Besucher:innen eigenständig lebensgroße Figuren oder abstrakte Gebilde aus hölzernen Einzelteilen zusammenstellen, die von Wiebke Siem bereitgestellt wurden.

Die Besucher als Künstler: Das habe ich in diesem Rahmen vorher auch noch nirgendwo erlebt.

( MITI )

Macke und die Rheinischen Expressionisten

Macke und die Rheinischen Expressionisten
Bonn, 25. Juni 2023

August Macke, „Gemüsefelder“ von 1911

August Macke (1887 – 1914) war einer der bekanntesten deutschen Maler des Expressionismus. Er wurde in Meschede geboren und lebte später in Bonn, wo das Kunstmuseum Bonn heute über eine der umfangreichsten Macke-Sammlungen mit Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen verfügt.

Macke wurde im Alter von nur 27 Jahren als Soldat im Ersten Weltkrieg an der Westfront getötet. Bis dahin hatte er bereits ein umfangreiches Werk geschaffen, das sich unter dem Einfluss der vielfältigen Kunstströmungen der Zeit stilistisch mehrfach wandelte.

Der heute als typisch für Macke empfundene Stil ist geprägt durch die Beschäftigung mit der Wirkung des Lichts und durch die Verwendung reiner, leuchtender, harmonierender Farben.

Seine Bilder wirken heiter und leicht. Sie zeugen von der Sehnsucht nach einer intakten Welt, in der der Mensch im Gleichklang mit den Dingen steht, die ihn umgeben.

Das Kunstmuseum präsentiert seine Werke im Kreis der Rheinischen Expressionisten dieser Zeit. Dazu zählen u.a. Franz M. Jansen, Helmuth Macke, Carlo Mense, Heinrich Nauen, Paul Adolf Seehaus und Hans Thuar.

Die Bilder zeugen von einem spannenden Aufbruch in die Moderne, Die Rahmungen aus dieser Zeit wirken teilweise noch „Kaiserlich“ verstaubt, doch die Bildinhalte und der Stil sind es bereits nicht mehr.

( MITI )

Deutsche Kunst nach 1945

Deutsche Kunst nach 1945
Bonn, 24. Juni 2023

Raum mit großformatigen Werken im Obergeschoss des Kunstmuseums Bonn

Den Schwerpunkt der Sammlung des Kunstmuseums Bonn bilden Werke deutscher Künstler, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind. Die Sammlung zeichnet wichtige Strömungen der Kunstgeschichte nach.

Aus den Fünfzigerjahren stammen Werke von Fritz Winter, Willi Baumeister, Gerhard Hoehme, Emil Schumacher und Ernst Wilhelm Nay.

Auf sie folgte eine jüngere Generation mit Sigmar Polke, Gerhard Richter und Georg Baselitz, die in der Künstlergruppe ZERO engagiert waren.

Dem angestaubten Konzept der Skulptur verhalfen Joseph Beuys und Franz Erhard Walther durch radikale Impulse zu neuem Ansehen. Beuys-Schüler wie Blinky Palermo, Imi Knoebel und Anselm Kiefer wurden zu führenden Künstlern des Rheinlands.

In den frühen 1980er Jahren waren es die Neuen Wilden um Hans Peter Adamski, Werner Büttner, Walter Dahn und die Oehlen-Brüder, die Furore machen.

Außerdem sind in der umfangreichen Sammlung Werke von Rosemarie Trockel, Ulrich Rückriem, Hanne Darboven, Reinhard Mucha, Andreas Gursky, Georg Herold und Katharina Grosse vertreten.

Unter dem Titel „Raum für phantasievolle Aktionen“ werden zur Zeit viele Werke der Sammlung präsentiert. Sehr sehenswert finde ich das.

( MITI )

Kunstmuseum Bonn

Kunstmuseum Bonn
Bonn, 23. Juni 2023

Kunst vor einem der beiden Eingänge zum Kunstmuseum Bonn

Das Kunstmuseum Bonn ist Teil der Museumsmeile Bonn und ein faszinierender Bau, der von dem Berliner Architekten Axel Schultes entworfen und 1992 eröffnet wurde. Schultes ist auch Architekt des Bundeskanzleramts in Berlin.

Mit seinem „fließenden“ Raumkonzept gilt das Kunstmuseum Bonn als Musterbeispiel neuer Museumsarchitektur in Deutschland. Gleich gegenüber befindet sich die Bundeskunsthalle.

Markant sind die weit gespannten Dachlandschaften, der kreisförmig gefasste Treppenaufgang sowie die Sammlungs- und Ausstellungsräume mit ihren über Eck gelegten Durchgängen.

Das Treppenhaus wirkt wie ein modernes Amphitheater und bildet den Mittelpunkt des Hauses, das auf einem quadratischen Grundriss basiert.  Es verbindet das Foyer mit den oberen Sammlungsräumen.

Diese werden durch großzügige Dachfenster mit Tageslicht geflutet. Nach außen öffnet sich das Museum durch markante Fensterfronten. Nicht nur die gezeigte Kunst, sondern auch der Bau selbst sind absolut sehenswert, wie ich finde.

( MITI )

Die 1920er in der Bundeskunsthalle

Die 1920er in der Bundeskunsthalle
Bonn, 18. Juni 2023

Revolution des Möbelbaus in den 1920er Jahren

Ich bin nach Bonn gekommen, um das Arithmeum zu besuchen. Aber wenn ich schon einmal da bin, lasse ich mir auch die aktuelle Ausstellung in der Bundeskunsthalle nicht entgehen.

Die 1920er Jahre sind das Thema einer großen Show, die die Veränderungen nach dem Ersten Weltkrieg beleuchtet in Gesellschaft, Kultur, Medien, Sport und Arbeitswelt.

Es war eine Zeit des Aufbruchs. Frauen wurden unabhängiger, gingen arbeiten, ließen ihre langen Haare und überkommene Kleiderordnungen fallen. Es wurde sich amüsiert, getanzt, geflirtet und Drogen konsumiert.

Viele Gemälde aus dieser Zeit bringen diese Entwicklungen zum Ausdruck, daneben audiovisuelle Medien, Möbel, Kleider und Designobjekte.

Einhundert ist das nun her, doch es weht ein Geist der Modernität durch diese Zeit, der bis heute anhält.

( MITI )

Rechnen einst und heute

Rechnen einst und heute
Bonn, 17. Juni 2023

Prächtig verzierte Rechenmaschine aus der Barock-Zeit

Heute habe ich das Arithmeum im Forschungsinstitut für Diskrete Mathematik der Universität Bonn besucht. Die Ausstellung widmet sich der Kulturgeschichte des Rechnens von den Sumerern und Ägyptern, über das Mittelalter, bis in die Neuzeit.

Das Institut verfügt über eine unglaubliche Anzahl an Rechenhilfen und Rechenmaschinen, insgesamt mehr als 7.500 Exponate, die gar nicht vollständig in der großen Ausstellung gezeigt werden können.

Es beginnt mit der Erfindung des Zählens und der Zahlensysteme vor etwa 6.000 Jahren. Dann folgen einfache Rechenhilfen wie der Abakus oder Multiplizierstäbe, die von der Antike bis ins Mittelalter genutzt wurden.

Den Übergang von der Rechenhilfe zur Rechenmaschine markieren die ersten mechanischen Apparaturen aus der Zeit der Aufklärung wie die Maschine von Wilhelm Schickard aus Tübingen (1623) oder die berühmte Pascaline (1642) von Blaise Pascale.

Erstmals erfolgte der Zehnerübertrag beim Addieren und Subtrahieren dabei automatisch mit Hilfe eines mechanischen Rechenwerks – deshalb spricht man nicht mehr von Rechenhilfe, sondern von Rechenmaschine.

Weiter geht es mit kunstvoll aufgebauten Rechenwerken des großen Mathematikgelehrten Leibniz, die erstmals auch Multiplizieren und Dividieren konnten. Weil es in der Zeit des Barocks noch gar keinen wissenschaftlichen oder kommerziellen Bedarf für solche Maschinen gab, landeten sie teilweise als Kuriosum in den Schatzkammern großer europäischer Fürstenhäuser.

Im 19. Jahrhundert entstehen die ersten mechanischen Vorläufer unserer heutigen Computer, wie die Maschine von Charles Babbage. Noch mit sehr bescheidenen Fähigkeiten, aber bereits mit den meisten Elementen ausgestattet, die man heute in elektrischen Computern findet.

Im Zuge der Industrialisierung folgen immer kompaktere und in Massenproduktion hergestellte mechanische Rechenmaschinen, die die Büros erobern. Dann die ersten Lochkartenmaschinen, wie die von Hollerith, die erstmals eine massenhafte Datenerfassung und Auswertung möglich machen.

Die aktuelle Zeit wird repräsentiert durch Computer und Mikrochips, wie sie auch am Institut für Diskrete Mathematik entwickelt werden. Sie verkörpern die komplexesten Strukturen, die unsere Spezies bisher erdacht und gefertigt hat.

Für Menschen wie mich, die Interesse an Mathematik und Rechnen haben, ist das eine höchst interessante Ausstellung, noch dazu in einem architektonisch sehr ansprechenden Gebäude. Schön, dass ich das entdeckt habe.

( MITI )