Man, ist das nett hier. Auch in der Provinz kann man zuweilen richtig positiv überrascht werden – so wie in Güstrow.
Die siebtgrößte Stadt von Mecklenburg-Vorpommern begeistert mich mit ihrer gut erhaltenen und restaurierten Altstadt und einem imposanten Stadtschloss, das gerade komplett renoviert wird.Das historische Zentrum fühlt sich für mich an, als hätte es den Zweiten Weltkrieg und anschließend die DDR niemals gegeben.
Das Schlossanlage geht auf eine wendische Burg zurück, die wohl im Jahre 1219 am Standort des jetzigen Schlosses inmitten sumpfiger Wiesen erbaut wurde.
Güstrow war für lange Zeit das wirtschaftliche Zentrum des mecklenburgischen Kernlandes. Die Stadt wurde geprägt durch Handwerker und Kaufleute, Bierbrauer und Wollweber. Weithin bekannt im deutschsprachigen Raum war das Kniesenack-Bier, ein Starkbier, das ursprünglich in einem Haus am Güstrower Markt gebraut wurde.
Von 1556 bis 1695 war Güstrow Residenzstadt der Herzöge von Mecklenburg. In dieser Zeit wurde das Schloss mehrmals erweitert und umgebaut, bis es sein heutiges Antlitz im Stile der Renaissance erhielt.
Eng verbunden ist die Stadt mit dem berühmten Bildhauer Ernst Barlach (1870-1938). Er lebte und arbeitete seit 1910 für viele Jahre in Güstrow und schuf hier einige seiner bis heute bedeutendsten Werke, darunter das Ehrenmal „der Schwebende“ für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, von dem eine Kopie im Güstrower Dom zu sehen ist.
Bärlach wurde 2010 posthum zum Ehrenbürger von Güstrow ernannt. Die Ernst-Barlach-Stiftung in Güstrow bewahrt und pflegt wesentliche Teile des Barlach-Nachlasses und macht sie durch museale Präsentation der Öffentlichkeit zugänglich.