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Das Herbstbunt ist da 2021

Das Herbstbunt ist da 2021
Büttgen, 2. November 2021

Da ist richtig Farbe drin

Als ich vor einer Woche mit dem Womo in die Vulkaneifel aufgebrochen bin, war in den Baumschulen rund um mein Heimatdorf noch nicht viel vom Herbstbunt zu sehen. Hier und da etwas Gelb, nur ganz wenig Rot und noch ganz viel Grün.

Doch das hat sich in den letzten acht Tagen dramatisch geändert. Nun hat das Herbstbunt seine ganze Farbenpracht entfaltet. Auf Sonnenschein darf man in dieser Woche zwar nicht hoffen, aber dafür entschädigt das Leuchten der Bäume.

( MITI )

Senfsuppe in Doesburg

Senfsuppe in Doesburg
Doesburg (NL), 28.09.2021

Blick über den Teich am Turfhaven zum Stadtzentrum von Doesburg

Die siebzehnte und letzte Station unserer Holland-Tour ist Doesburg an der Ijssel, gerade einmal 130 Km von unserem Zuhause entfernt.

Das 10.000-Einwohner-Städtchen mit seinem gut erhaltenen historischen Stadtkern ist in den Niederlanden weithin für seine Senfproduktion bekannt. Im prominenten Bierhaus am Markt wird eine Senfsuppe serviert, die für Besucher seit Jahrhunderten ein Muss ist.

Die Stadt kam durch den Handel und die Schifffahrt auf der IJssel im 15. Jahrhundert zu Wohlstand und trat 1447 der Hanse bei. Als die IJssel von niedrigen Wasserpegeln heimgesucht wurde und der Doesburger Flusshafen zu versanden begann, erlebte sie einen wirtschaftlichen Niedergang.

Die Stadt wird überragt von der Großen Martinikirche, die in ihrer Geschichte mehrmals durch Blitzeinschläge und Brände zerstört wurde. Im Jahre 1783 erhielt die Kirche deshalb als erste in den Niederlanden einen Blitzableiter.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs war Doesburg heftig umkämpft. Deutsche Truppen zerstörten beim Rückzug im April 1945 unter anderem den Turm der Martinikirche aus dem 15. Jahrhundert. Später wurde er wieder originalgetreu aufgebaut.

Wir wollten eigentlich einen Tag in Doesburg bleiben und unsere Holland-Tour hier gemütlich abschließen. Aber der Womo-Stellplatz am Yachthafen gefällt uns nicht so gut. Also machen wir uns nach einer ausgiebigen Stadtbesichtigung auf den Heimweg.

( MITI )

Zutphen bei Nacht

Zutphen bei Nacht
Zutphen (NL), 27. September 2021

Blick von unserem Womo über die Vispoortgracht zum frühnächtlich erleuchteten Stadttor von Zutphen

Wir haben auf dieser Tour durch Nord-Holland so viele schöne historische Städte gesehen – aber nur bei Tage. Jetzt, zum Abschluss der Tour, haben wir endlich mal einen Nachtspaziergang unternommen – durch Zutphen.

Und sofort wird klar, was wir da in Groningen, Leeuwarden, Kampen, Dokkum, Franeker, Deventer etc. verpasst haben. Aber meist waren wir abends von den vielen Aktivitäten des Tages einfach zu k.o oder wollten auf das abendliche Yoga nicht verzichten. Na, ja, so ist das. Man kann leider nicht alles haben.

( MITI )

Im Flüsterboot durch Zutphen

Im Flüsterboot durch Zutphen
Zutphen (NL), 27. September 2021

Ablegestelle der Flüsterboote in der Molengracht am früheren Wassertor der Stadtbefestigung

Am Nachmittag unternehmen wir eine schöne Bootsfahrt durch die Grachten von Zutphen. Für nur 6 Euro geht es fast 90 Minuten mit einem elektrisch angetriebenen Holzboot unter ortskundiger Führung eines Fährmanns durch die Stadt.

Unterwegs erfahren wir viel über die Geschichte der Stadt und lokale Besonderheiten. So etwa, dass das Wasser der Grachten nicht aus der Ijssel stammt, sondern aus der Berkel, die aus dem Münsterland kommt und hier bei Zutphen in die Ijssel mündet.

Oder dass es am Rande des Zentrums schon im späten Mittelalter Sozialsiedlungen und Altersheime für die weniger Betuchten gab.

Berührend die Geschichte von einer versteckten Jüdin, die unter deutscher Besatzung eines natürlichen Todes starb, aber natürlich nicht offiziell von jemandem als tot gemeldet oder beigesetzt werden konnte.

Also setzte man die Tote auf ein Fahrrad und ließ sie in die Berkel gleiten. Für die Nazis sah es so aus, als sei die Dame nachts heimlich in der Stadt unterwegs gewesen und in den Kanal gestürzt. So konnten man sie keinem Beschützer oder Unterschlupf zuordnen und diesen bestrafen.

Wir unterqueren viele Brücken und müssen teils ordentlich den Kopf einziehen, was immer wieder zur allgemeinen Erheiterung beiträgt. Als dann zum Ende der Tour noch Nieselregen einsetzt, spannen wir den Schirm auf und kuscheln uns im Boot eng aneinander. So wird es noch gemütlicher

( MITI )

Bezauberndes Zutphen

Bezauberndes Zutphen
Zutphen (NL), 27.09.2021

Blick über den Zaadmarkt zum Weinhausturm

16 Städte haben wir auf unserer Tour durch die Niederlande bislang besucht, und Zutphen (gespr. Süttfen) gehört eindeutig zu meinen Favoriten. Die 50.000-Einwohner-Stadt an der Ijssel hat einen ganz bezaubernden historischen Stadtkern, der von Wasserläufen eingegrenzt wird.

Zutphen war im Mittelalter Mitglied der Hanse. Am Rande der Stadt mündet der Fluss Berkel, der aus dem Münsterland gen Westen strömt, in die Ijssel.

Drei historische Türme überragen die Stadt: der Turm der St.-Walburgis-Kirche, die mächtige Weinhausturm am Markt und der Drogenapsturm als früheres Stadttor.

Wir stehen auf dem kleinen Wohnmobilstellplatz an der Vispoortgracht und haben über das Wasser einen wunderbaren Blick auf den Drogenapsturm. Bis ins Zentrum der Stadt sind es nur wenige Gehminuten.

Eine Besonderheit sind die zahlreichen „Hofjes“ aus dem späten Mittelalter, Hinterhöfe in karreeförmigen Wohnblocks, die als Gemeinschaftsgärten mit Obstbäumen und Spielplätzen dienen.

Die Menschen sind sehr freundlich hier und es herrscht ein entspanntes Flair. Bei den letzten Kommunalwahlen schnitten die Grünlinken der Niederlande als stärkste Partei ab. Ich finde, das passt.

( MITI )

Deventer an der Ijssel

Deventer an der Ijssel
Deventer (NL), 26.09.2021

Blick von der Anlegestelle der Fähre hinüber zur Skyline von Deventer

Wir arbeiten uns weiter in südlicher Richtung voran. Unsere nächste Station ist die alte Hansestadt Deventer, unmittelbar an der Ijssel gelegen.

Deventer war im Mittelalter eine blühende Handelsstadt. Davon zeugt beispielsweise das prächtige Haus der Waage auf dem Marktplatz „Brink“, heute Sitz des Stadtmuseums. Außerdem besitzt die Stadt mit Lebuinuskirche eine sehr große Kirche mit hohem, weithin sichtbaren Turm.

In der historischen Altstadt stehen noch viele Häuser aus dem 17. Jahrhundert neben klassizistischen Bauten aus dem 19. Jahrhundert. Das älteste Haus stammt von 1273.

Wie auch die anderen Handelsstädte an der Ijssel setzte in Deventer am Ende des Mittelalters ein wirtschaftlicher Niedergang ein, nachdem fallende Wasserstände der Ijssel keine Fahrten mit großen Handelsschiffen bis zur Nordsee mehr zuließen.

Heute ist die Wirtschaft Deventers von der Druck- und Verpackungsindustrie geprägt. Produkte aus Deventer sind z. B. Blechdosen und Kunststoffbecher.

Die Stadt ist bei Touristen sehr beliebt. Als wir am Samstagnachmittag auf dem Camping-Platz am Ijsselufer gegenüber der Altstadt eintreffen, ist dieser schon komplett belegt. Zunächst werden wir abgewiesen, doch dann gibt sich der Platzwart einen Ruck, setzt sich aufs Fahrrad und sucht für uns ein kleines Eckchen, wo wir uns noch hineinquetschen können.

Als dann am Sonntagmorgen viele Wochenendgäste abreisen, ergattern wir einen perfekten Platz direkt am Ijsselufer. Von dort haben wir einen wunderbaren Blick auf das Wasser und die Skyline der Stadt am anderen Ufer.

Auf unserem langen Spaziergang durch die Stadt entdecken wir nicht nur viele schöne Häuser und Plätze, sondern auch Gedenkhaus für Etty Hillesum. die „Anne Frank von Deventer“. Die assimilierte Jüdin und studierte Juristin führte während der deutschen Besetzung der Niederlande bis zu ihrer Ermordung im KZ Auschwitz 1943 ein Tagebuch.

Darin spiegelt sich ihre menschliche und spirituelle Entwicklung unter den Bedingungen von Krieg und Verfolgung wider. Auszüge daraus wurden erstmals 1981 international veröffentlicht und fanden großes Interesse. Es ist nicht der erste Moment auf unserer Holland-Reise, in dem ich mich als Deutscher für die Sünden unserer Großväter-Generation schäme, aber vielleicht der eindringlichste.

( MITI )