Schlagwort-Archive: tourBrandenburg2024

Nationalpark Unteres Odertal

Nationalpark Unteres Odertal
Stolpe , 6. Juni 2024

Blick auf den Kanal, Stolpe und den Bergfried

Tag
5
Von Angermünde sind wir knapp zehn Kilometer nach Stolpe gefahren. Die kleine Gemeinde liegt am südlichen Rand des Nationalparks Unteres Odertal, der sich von hier entlang der Oder hinauf bis nach Schwedt zieht.

Geschützt ist ein Streifen mit einer Breite von zwei bis acht Kilometer links der Oder. In diesen Überflutungsflächen (Polder) werden im Herbst die flussnahen Deiche geöffnet, damit sich der Fluss bei Hochwasser ausbreiten kann.

Im Frühjahr werden die Deiche dann wieder geschlossen und verbleibendes Restwasser abgepumpt, damit die Weiden in diesem Streifen bewirtschaftet werden können. Es ist das größte zusammenhängende Poldergebiet in der Bundesrepublik.

Stolpe liegt an der Bruchkante zum Odertal. Dort, wo die Hügel enden und in die flache Landschaft übergehen, befindet sich die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße. Der Kanal folgt weitgehend dem früheren Verlauf der Oder und begleitet sie in 2 bis 3 Kilometer Abstand.

Gleich hinter dem Kanal folgt der Winterdeich (der nie geöffnet wird), dann die Polderwiesen, der Sommerdeich (der im Winter geöffnet wird) und schließlich die Oder, die auch hier die Grenze zu Polen bildet.

Am Nachmittag unternehme ich mit Doxi eine Wanderung durch diese Landschaft. Es geht zunächst hinauf auf eine Anhöhe am Rand von Stolpe, auf der seit dem frühen Mittelalter eine Burg stand. Heute ist noch ein Rest des Bergfries erhalten.

Durch dichten Buchenwald steigen wir anschließend hinab zu großen Fischteichen, die zu DDR-Zeiten von einer LPG für die kommerzielle Fischzucht genutzt wurden. Zwischen den Teichen und der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße gibt es einen Wirtschaftsweg, dem wir bis zur nächsten Brücke über den Kanal folgen.

Dahinter geht es in die Überflutungsflächen und bis zum Sommerdeich an der Oder. Auf dem Deich führt auch der Oder-Radweg entlang, dem wir ein kleines Stück folgen, bevor wir durch den Polder zurück nach Stolpe laufen. Eine ganz bezaubernde Tour war das.

( MITI )

Bezauberndes Angermünde

Bezauberndes Angermünde
Angermünde, 6.06.2024

Typischer Fachwerkhof

Tag
5
Nun habe ich die Uckermark erreicht. Das hübsche Angermünde am Mündesee bildet den Südosten des Landkreises Uckermark. Die Stadt gehört zu den größten Gemeinden Deutschlands und ist bezogen auf ihre Fläche inklusive aller Teilgemeinden kaum kleiner als Dresden.

Auf dem Stadtgebiet gibt es zahlreiche Seen. Beliebt ist Angermünde aufgrund der gut erhaltenen Altstadt mit vielen gepflegten Fachwerkhäusern. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Gebäude saniert. In der Stadtansicht dominieren das frühere Franziskaner-Kloster und die Sankt-Marien-Kirche mit ihrem äußerst mächtigem Turm.

( MITI )

Die Türen von Angermünde

Die Türen von Angermünde
Angermünde, 6. Juni 2024

Ungleiches Duo

Tag
5
Angermünde hat nur knapp 14.000 Einwohner, ist aber flächenmäßig so groß wie Bremen oder Dresden. Und gut erhalten, wie die vielen schönen Türen und Portale erahnen lassen.

( MITI )

Die Wanne ist voll

Die Wanne ist voll
Schiffshebewerk Niederfinow, 6.06.2024

Altes Schiffshebewerk Niederfinow

Tag
5
Ein Besuchermagnet erster Güte im Osten von Brandenburg ist das Schiffshebewerk Niederfinow, das größte in Europa. Das alte Hebewerk stammt aus dem Jahre 1934, das neue, noch größere, aus dem Jahre 2022. Sogar die größten Binnenschiffe können damit in riesigen Stahlwannen um 34 Meter angehoben bzw. abgesenkt werden.

Dadurch wird die Überfahrt von der tiefer liegenden Oder in den Berlin-Kanal möglich, der das höher gelegene Hochplateau des Barnim Rihtung Westen durchquert. Der Ostseeraum erhält dadurch Anschluss an das bundesdeutsche Wasserwegenetz bis hin zum Rhein.

Die Anlage beeindruckt durch ihre schiere Größe und die Menge an verbautem Stahl und Beton. Sie gilt als historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland.

Spannend finde ich, dass gar nicht so viel Kraft aufgewandt werden muss, um die vielen hundert Tonnen schwere Tröge (Schiffe plus Wasser) zu bewegen. Wie bei Seilbahnen nutzt man das Prinzip der Gegengewichtskopplung.

Dazu sind die Wannen über Stahlseile mit riesigen Gewichten verbunden, die beinahe ein Gleichgewicht der Kräfte herstellen. Bei der alten Hebebrücke reichen dann vier Motoren mit jeweils nur 55 PS, um die Gewichtsdifferenz auszugleichen und die Wanne zu bewegen.

( MITI )

Abends in Eberswalde

Abends in Eberswalde
Eberswalde, 5.06.2024

Markplatz mit dem neu gestalteten Wasserspiel, im Volksmund „Pissrinne“ genannt

Tag
5
Ich verbringe die Nacht in Eberswalde. Dort gibt es einen großen kostenlosen Womo-Stellplatz rund 4 km außerhalb des Zentrums.

Überhaupt gibt es in der brandenburgischen Industriestadt genug Platz, weil vieles im Zweiten Weltkrieg zerstört und von der DDR nie wieder richtig aufgebaut wurde.

Zwar fanden sich nach der Wende Investoren, die einige Brachen wieder bebaut haben, dennoch blieben rund um das Zentrum zahlreiche Freiflächen erhalten.

Weil Eberswalde inmitten großen Waldflächen liegt, hat sich der inoffizielle Beiname „Waldstadt“ eingebürgert. Auch in der Stadt findet man viele Grünflächen, die größtenteils auf die Zerstörung der Wohnbebauung durch einen Luftangriff im April 1945 zurückgehen.

Weil der Weg von unserem Stellplatz ins Zentrum wenig attraktiv und außerdem weit erscheint, sattle ich zum ersten Mal auf dieser Tour mein E-Bike – und komme prompt in einen heftigen Regen.

Aber dank meines Elektropferdchens kann ich mir auch noch die weniger kriegszerstörten Stadtteile rund ums Zentrum anschauen. Ich entdecke zahlreiche schöne Häuser aus der Zeit kurz nach 1900, als die Stadt durch die Industrialisierung aufblühte. Gut, dass ich nicht zu Fuß unterwegs war, das wäre mir sonst alles zu weit geworden.

( MITI )

Grenzfähre im Nirgendwo

Grenzfähre im Nirgendwo
Güstelieser Loose, 5.06.2024

Jenseits der Oder liegt Polen

Tag
4
Wenn man so gemütlich mit dem Wohnmobil unterwegs ist, mal hier mal dort halt macht, wo es etwas Interessantes zu sehen gibt, kann man leicht das Ziel aus den Augen verlieren. Ich bin in den Osten Brandenburgs gekommen, um den Orderbruch zu entdecken. Also, los geht’s!

Oderbruch („Bruch“ im Sinne von „Feuchtgebiet“) bezeichnet die Niederung direkt an der polnischen Grenze. Die flache Landschaft ist als Hohlform in der letzten großen Eiszeit vor rund 15.000 Jahren entstanden.

Bis ins 18. Jahrhundert schlängelte sich die Oder in mehreren Armen durch diese Niederung. Mehrmals im Jahr wurden großen Teile vom Hochwasser überflutet, wodurch sich auch der Verlauf und die Bedeutung der Oderarmen änderte. Die Landschaft ähnelte dem heutigen Spreewald nur mit weitaus mehr Dynamik in ihrem Wandel.

Ab 1753 begannen die Preußen, die Oder über Durchstiche bisheriger Schleifen zu begradigen, um ein einheitliches Flussbett zu schaffen und die Auenflächen für die landwirtschaftliche Nutzung trockenzulegen. Seitdem fließt der Fluss am Ostrand der Niederung, an die sich auf polnischer Seite Hügelland anschließt.

Damit das jährliche Hochwasser Raum hat sich auszudehnen und das weiter nördlich gelegene Stettin verschont, hat man landeinwärts in ein bis zwei Kilometer Entfernung Deiche errichtet. Davor erstrecken sich in Richtung Oder endlose Wiesenflächen, die im Sommer bei Niedrigwasser als Weideraum dienen.

Einen Eindruck von dieser Landschaft konnte ich mir heute östlich von Bad Freienwalde verschaffen. Bei Güstelieser Loose kann man über den Deich bis ans Oderufer fahren. Dort sollte eigentlich eine Fähre hinüber nach Polen verkehren, doch von der war heute weit und breit nichts zu sehen.

Die Landschaft wirkt tatsächlich sehr naturbelassen – endlose Wiesen, hier und da eine Kuhherde, weites Land. Die nächste Brücke ist dutzende von Kilometern entfernt. Man spürt, dass hier der Fluss regiert und der Mensch nur Gast ist

( MITI )