Schlagwort-Archive: tourFrankreich2023

Abends in Le Havre

Abends in Le Havre
Le Havre (F), 22. Februar 2023

Sonnenuntergang über dem Fischereihafen bei Ebbe

Tag
9
Als gerade die Sonne untergehen will, hört endlich der Starkregen auf. Sofort mache ich mich mit Doxi zu einer Abendrunde durch Le Havre auf. Und mit mir haben wohl viele Hundebesitzer auf diesen Moment gewartet – die Hafenpromenade ist voll mit Vierbeinern.

Heute Morgen war Flut, jetzt ist Ebbe, und ich hätte nicht gedacht, dass der Unterschied so groß ist – bestimmt fünf oder sechs Meter. Die Fischerboote im Hafen liegen beinahe auf dem Trockenen. Und die große England-Fähre ist auch verschwunden, vermutlich käme sie bei dem niedrigen Wasserstand jetzt auch gar nicht mehr weg.

( MITI )

Le Havre im Regen

Le Havre im Regen
Le Havre (F), 22.02.2023

Das von Oscar Niemeyer errichtete Kulturzentrum, umgangssprachlich bekannt als „le volcan“

Tag
9
Jetzt bin ich so richtig am Wasser angekommen, in Le Havre an der Mündung der Seine – hier 5 km breit – in den Ärmelkanal. Leider ist heute ein absolut grauer und verregneter Tag, aber das gehört auf einer längeren Reise natürlich auch dazu.

Um die Deutsche Wehrmacht aus der Stadt zu vertreiben, wurde das Stadtzentrum von Le Havre im Zweiten Weltkrieg von Alliierten Bomberstaffeln in Schutt und Asche gelegt. Deshalb musste ein riesiges Areal im Herzen der Stadt nach dem Krieg neu aufgebaut werden.

Man übertrug diese Aufgabe dem Architekten Auguste Perret, der mit einem Team von 60 Architekten eine markante farbige Betonarchitektur entwickelte, die es neben Brasilia als einziges Stadtensemble des 20. Jahrhunderts auf die Liste des UNESCO-Welterbes gebracht hat.

Richtig amsprechend wirken die Bauten auf mich nicht, sondern ein wenig wie die DDR in ihren besten und tatsächlich gelungenen Wiederaufbauprojekten (z.B. in Neubrandenburg).

Aber man muss das Ganze natürlich vor dem Hintergrund seiner Zeit sehen: Die Mittel waren beschränkt, es musste schnell gehen und im Vergleich zum Überkommenen war das Neue im Hinblick auf Komfort, Geräumigkeit und Helligkeit der Wohnungen ein riesiger Fortschritt. Es wirkt nur ein wenig uniform.

Le Havre im Regen

Container-Skulptur an der Hafenpromenade

Tatsächlich war später auch einer der maßgeblichen Architekten von Brasilia an diesem Projekt beteiligt. In den 1970er Jahren wurde von Oscar Niemeyer ein Kulturzentrum errichtet, das in seiner bionischen Form an einen abgeschnittenen Vulkankegel erinnert. Bei den Einwohnern der Stadt ist es deshalb als „le volcan“ bekannt.

Weil der einzige offizielle Womo-Stellplatz von Le Havre weit außerhalb des Zentrums liegt, habe ich mir einen schönen kostenfreien Parkplatz im Hafengebiet gesucht. Keine 5 Fußminuten von der City entfernt, stehe ich direkt am Wasser.

Der Hafen von Le Havre ist der zweitgrößte in Frankreich (nach Marseille) und der fünftgrößte in Europa. Neben dem Containerumschlag spielt die Petrochemische Industrie eine wichtige Rolle. Am Rande des Hafens reihen sich kilometerweit große Ölspeicher aneinander.

Mein Blick aus dem Womo geht in den Fischerei- und Fährhafen zur „Normandie“, einem riesigen Fährschiff von Brittany Ferries, das regelmäßig die Strecke Southampton – Le Havre befährt. 160 Meter lang, 10 Stockwerke hoch und mit Platz für 600 Autos und mehr als 2000 Passagiere, macht der Pott ordentlich was her. Vor allem, wenn der Kapitän die Schiffssirene erklingen lässt – das brummt vielleicht.

( MITI )

Wo Jeanne d’Arc brannte

Wo Jeanne d’Arc brannte
Rouen (F), 21.02.2023

Große Uhrarkade aus dem 16. Jahrhundert in der Rue du Gros Horloge

Tag
8
In Frankreich lernt jedes Schulkind, wo Jeanne d’Arc 1431 verurteilt und hingerichtet wurde: in Rouen. Die Hafenstadt an der Seine liegt rund 110 Kilometer nordwestlich von Paris und 68 Kilometer südöstlich von Le Havre.

Rouen ist die Hauptstadt der Region Seine-Maritime und ein wenig maritim fühlt sich die Stadt auch an.

Obwohl die Mündung der Seine in den Ärmelkanal noch fast 80 Kilometer entfernt ist, kann man hier bereits den Tidenhub der Nordsee spüren. Deutlich ist an vielen Ecken der Stadt außerdem das Geschrei von Möwen vernehmbar.

Schiffe von bis zu 260 Meter Länge und 150.000 Tonnen Gewicht können im Hafen der Stadt anlegen. Es ist der größte europäische Getreidehafen und der größte französische Hafen für Mehl und Düngemittel.

Im späten Mittelalter war Rouen mit etwa 40.000 Einwohnern eine Großstadt. Bis heute haben sich zahlreiche kirchliche und profane Bauten aus dieser Zeit erhalten.

Besonders auffällig sind die prächtigen Kirchen im historischen Zentrum, allen voran die Kathedrale von Rouen, die Basilika Saint-Maclou, sowie die ehemalige Abteikirche Saint-Ouen.

Die Kathedrale, die Claude Monet zu einem berühmten Bilderzyklus inspirierte, wird seit einigen Jahren umfassend saniert. Die Arbeiten am Butterturm sind bereits abgeschlossen, seitdem erstrahlt er wieder in seinen ursprünglichen hellen Steinfarben.

Mit Doxi laufe ich mehr als zwei Stunden durch das Zentrum. Es gibt viel zu sehen hier und die historische Größe ist immer noch spürbar. Die Fahrt hierhin von Paris war nicht ohne, weil am frühen Morgen fast drei Stunden komplett durch dichten Nebel. Aber das hat sich gelohnt.

( MITI )

Das Fachwerk von Rouen

Das Fachwerk von Rouen
Rouen (F), 21. Februar 2023

Mittelalterlich schmale Häuschen mit ortstypischem Fachwerk

Tag
8
Die Altstadt von Rouen ist reich an historischem Fachwerk, das nicht überall, aber doch zu einem großen Teil gut erhalten ist. In einigen Straßenzügen sind sogar noch die oberirdischen Abwasserkanäle vorhanden. Hübsch sieht das aus, finde ich.

( MITI )

Die Türen von Rouen

Die Türen von Rouen
Rouen (F), 21. Februar 2023
Tag
8

Wir sind wieder in der französischen Provinz angekommen. Hier in Rouen sind die Türen und Portale nicht so prächtig wie in Paris und auch nicht so neu und modern. Außerdem wirkt nicht alles so geleckt wie in der Kapitale. Dafür gibt es mehr Patina – ich finde das durchaus angenehm.

( MITI )

Besuch des Armeemuseums

Besuch des Armeemuseums
Paris (F), 20. Februar 2023

Uniformen im Armeemuseum

Tag
7
Wer in den Invalidendom möchte, erwirbt mit dem Ticket auch gleich den Eintritt in das angrenzende Armeemuseum. Es handelt sich um das zentrale Museum für Militärgeschichte in Frankreich und eines der bedeutendsten weltweit.

Das Mueum wurde 1905 im Gebäudekomplex Hôtel des Invalides im 7. Pariser Arrondissement gegründet, indem es das damalige Artilleriemuseum mit dem Historischen Armeemuseum vereinigte.

Zum Gebäudekomplex gehört auch die Kirche „Cathedrale Saint Louis des Invalides“, die rückseitig an den Invalidendom grenzt, und in der „Normalsterbliche“ ihrer gefallenen Angehörigen gedenken.

Das Armeemuseum präsentiert auf 8000 m² eine riesige Anzahl von Exponaten vom Mittelalter, über die absolutischte Königszeit und die Revolutionszeit bis hin zum Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Leider werden die letztgenannten Abschnitte derzeit renoviert und sind deshalb nicht zugänglich. Eine umfangreiche Sonderausstellung widmet sich dem Leben und Wirken von Charles de Gaulle.

Insgesamt werden Waffen, Uniformen, Rüstungen, Festungen und viele weitere Aspekte der Militärgeschichte vorgestellt. Eigentlich ist das nicht so mein Thema, aber die Ausstellung ist wirklich gut und aufwändig gemacht und viele Exponate konnten auch mich beeindrucken, beispielsweise die Panzerreiter.

( MITI )