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Hof hat mich überrascht, denn die Stadt hat deutlich mehr schöne Türen zu bieten, als ich aufgrund der Bausubstanz vermutet hätte. Hier meine interessantesten Entdeckungen in der drittgrößten Stadt Oberfrankens.
Tag
8Heute habe ich einen etwas größeren Abstecher von meiner Saale-Tour unternommen, um Onkel und Tante in Erfurt zu besuchen – 50 km westlich von meiner aktuellen Station in Jena.
Ich versuche eigentlich immer, das einmal im Jahr zu schaffen. Doch wg. Corona liegt mein letzter Besuch nun schon drei Jahre zurück. Und dann ist auch noch mein Cousin Ralle nach langer, schwerer Krankheit vor zwei Monaten verstorben. Auch deshalb wurde es in diesem Jahr ein ganz besonderes Wiedersehen.
Ich hatte auf meiner Frankreich-Tour im Februar in der Kathedrale von Amiens eine geweihte Kerze für Ralle gekauft. Die steht nun auf einem kleinen Schrein, den meine Tante für ihren verstorbenen Sohn aufgestellt hat.
Am Abend bin ich dann von Erfurt wieder zurück in Richtung Osten, sogar ein wenig über die Saale hinaus, nach Gera an der weißen Elster.Mit 95.000 Einwohnern ist Gera die drittgrößte Stadt Thüringens. Doch am Ende eines komplett verregneten Wochenendes ist an diesem Sonntagabend kein Mensch mehr auf der Straße. Auch die wenigen geöffneten Restaurants – menschenleer.
Aber das hat auch etwas für sich, denn so kann ich Doxi auch in der City ohne Laune laufen lassen.
Und die Innenstadt ist architektonisch durchaus sehenswert, weil es in Gera so viele prächtige Gründerzeitvillen gibt, die den Zweiten Weltkrieg und 40 Jahre DDR überstanden haben.
Seit der Wende wurden viele davon liebevoll restauriert und erstrahlen wieder in ihrem alten Glanz. Sie zeugen von der Zeit, als Gera am Ende des 19. Jahrhunders aufgrund der prosperierenden Textilindustrie zu den wohlhabendsten Städten Deutschlands zählte.
Schön zu erleben auch die großen Parks, die zur Bundesgartenschau 2007 entstanden sind, und das historische Viertel Gera-Untermhaus unterhalb des ehemaligen Schlosses an der weißen Elster. Eine wirklch sehenswerte Stadt.
Tag
7Von Naumberg kommend, sind wir der Bundesstraße 88 durch das idyllische Saaletal nach Jena gefolgt, Jena ist nach Erfurt die zweitgrößte Stadt Thüringens und eine richtige Großstadt. Anders als in Naumburg ist hier auch im Dauerregen richtig was los.
Die Stadt liegt im engen Saaletal und wird von mehreren markanten Bergkuppen umrahmt.
Überragt wird die Stadt vom 144 Meter hohen Jentower, einem 1972, also noch zu DDR-Zeiten, errichteten Hochhaus, das damals das höchste Gebäude in ganz Deutschland war. Noch heute ist es das höchste Gebäude in den neuen Bundesländern.
Jena ist ein wichtiger Forschungs-, Hi-Tech und Universitätsstandort. Die Universität Jena besteht seit dem Jahre 1558. 1815 wurde in Jena die Urburschenschaft gegründet, welche die Farben Schwarz-Rot-Gold als Zeichen der angestrebten Einheit eines demokratisierten Deutschen Bundes führte.
Jena ist die Stadt, in der 1957 der Plattenbau eingeführt wurde. So wollte die DDR nach den großflächigen Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges schnell und kostengünstig modernen Wohnraum schaffen.
Erneut zu Weltruhm kam die Stadt, nachdem hier im Mai 2010 auf dem Marktplatz von Jena der bis heute größte Kartoffelkloß der Welt zubereitet wurde. Natürlich in einem Glaskochtopf von Schott. Der Kloß wog stattliche 365 Kilogramm. Und ohne Klöße geht in Thüringen bekanntermaßen nichts 🙂
Tag
7Puh, heute und in den nächsten Tagen ist für den Osten Deutschlands Dauerregen angesagt. Schon seit der Nacht regnet es an unserem Stellplatz in Weißenfels unaufhörlich. Als sich am Mittag immer noch keine Besserung einstellen will, beschließe ich, weiterzufahren.
Unsere nächste Station an der Saale ist Naumburg. Die hübsche Stadt mit ihrem Weltkulturerbe-Dom ist ein touristischer Anziehungspunkt.
Tatsächlich sind selbst an diesem total verregneten Samstagnachmittag einige wenige tapfere Touristen in der Innenstadt unterwegs – aber sonst auch wirklich niemand.Sogar Doxi ist es zu nass. Deshalb beschränke ich unsere Stadterkundung auf 90 Minuten.
Naumburg liegt im südlichen Zipfel von Sachsen-Anhalt, 40 km südlich von Halle und 30 km nördlich von Jena.
Die Altstadt entwickelte sich aus zwei mittelalterlichen Siedlungskernen: Im Nordwesten rund um den Dom als Bischofsstadt und im Südosten als Rats- und Bürgerstadt. Die beiden Pole sind heute durch eine Allee, den Lindenring, verbunden.
Im Spätmittelalter war Naumburg ein bedeutender Handelsplatz an der Via Regia, besonders wegen der ab 1278 dokumentierten Naumburger Messen. Etwa ab dem Jahr 1500 lief ihm Leipzig jedoch den Rang als Messestadt ab.
Die Geschichte Naumburgs ist eng mit Martin Luther und der Reformation verknüpft. Luther predigte erstmals 1521 auf seinem Weg zum Wormser Reichstag in Naumburg. 1542 weihte der Reformator in der Stadt den ersten evangelischen Bischof überhaupt.
Naumburg ist auch die Stadt, in der der Philosoph Nietzsche den größten Teil seiner Kindheit und Jugend verbrachte. Nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch 1889 wurde er von seiner Mutter in deren Haus gepflegt.
Gerne hätte ich mir das Nietzsche-Haus mit Dokumentationszentrum angeschaut, aber das war heute nicht der richtige Tage dafür. Muss ich wohl irgendwann noch einmal wiederkommen, nach Naumburg.