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Auf dem Kolonnenweg bei Heldburg

Heldburg im südlichsten Zipfel von Thüringen, auf drei Seiten von Bayern umschlossen
Heldburg, 6.04.2016

Heldburg im südlichsten Zipfel von Thüringen, auf drei Seiten von Bayern umschlossen

Tag
6
Wir sind im südlichsten Zipfel von Thüringen unterwegs. Das Heldburger Land liegt zwischen den Flüssen Helling, Kreck und Rodach. Es wird an drei Seiten umschlossen von den nördlichen Gebieten der bayerischen Bezirke Unter- und Oberfranken.

Nach der deutschen Teilung führte dies dazu, dass das Gebiet vollständig in die 1952 geschaffene Sperrzone an der innerdeutschen Grenze geriet.

Die isolierte Lage behinderte Bewohner, Wirtschaft und Verkehr massiv, zumal die DDR in den Jahren 1952 und 1961 Zwangsaussiedlungen von „politisch unzuverlässigen Personen“ vornahm.

Über der Stadt erhebt sich ein 406 Meter hoher markanter Berg mit der Veste Heldburg, einer hochmittelalterlichen Höhenburg, die im 16. Jahrhundert als Schloss im Stil der Renaissance umgebaut wurde.

Aufgrund ihrer exponierten Lage ist sie auch „Fränkische Leuchte“ bekannt, als Pendant zur „Fränkischen Krone“, der in Sichtweite und nur rund 15 Km entfernten Veste Coburg. Auf der Veste Heldburg soll in diesem Jahr das Deutsche Burgenmuseum eröffnet werden. Im Moment wird dort aber noch gebaut.

Sehenswert ist aber auch die Altstadt von Heldburg mit ihren restaurierten Fachwerkbauten aus der Frühen Neuzeit. Sie ist von einer Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert umgeben.

Wir wandern auf dem Lutherweg zunächst hinauf zur Veste Heldburg und dann durch den Wald in Richtung der Nachbargemeinde Bad Colberg. Dabei folgen wir über mehrere Kilometer auf dem sogenannten Kolonnenweg der ehemaligen innerdeutschen Grenze.

Im Gegensatz zum Rest der Grenzanlage ist der Kolonnenweg auch heute noch weitgehend erhalten, da er aus einheitlichen, verwitterungsbeständigen Betonteilen hergestellt wurde.

Auf dem Kolonnenweg bei Heldburg

Erinnerung an das von der DDR geschleifte Dorf Billmuthausen

Zu DDR-Zeiten diente der Kolonnenweg den DDR-Grenztruppen dazu, jeden Punkt der Grenze möglichst schnell mit Fahrzeugen zu erreichen. Zwischen dem Kolonnenweg und der eigentlichen Grenze befand sich dann noch der Kontrollstreifen und der eigentliche Grenzzaun.

Auf dem Weg passieren wir Billmuthausen, eine Gemeinde direkt an der innerdeutschen Grenze, die zwischen 1961 und 1978 von den DDR-Behörden nach und nach zerstört wurde. Heute erinnert eine Gedenkstätte an den Untergang des Ortes.

Oberhalb ist noch ein ehemaliger Grenzwachturm der DDR erhalten, der in den letzten Jahren vom Bund für Umwelt- und Naturschutz für die Überwinterung von Fledermäusen hergerichtet wurde.

Für mich ist es ein ganz besonderes Gefühl, hier auf dem ehemaligen Grenzstreifen unterwegs zu sein, da meine Familie viele Jahre durch die Grenze getrennt wurde. Wie schön, heute zu erleben, dass über die Deutsch-Deutsche-Teilung im wahrsten Sinne des Wortes Gras gewachsen ist.

( MITI )

Rund um Seßlach

Rothenberger Stadttor an der mittelalterlichen Brücke über die Rodach
Seßlach, 5.04.2016

Rothenberger Stadttor an der mittelalterlichen Brücke über die Rodach

Tag
5
Langsam nähere ich mich der ehemaligen Deutsch-Deutschen-Grenze zwischen Bayern und Thüringen. Heute bin ich in Seßlach, einem echten Bilderbuchstädtchen, das mich in seiner mittelalterlichen Struktur an Rothenburg ober der Tauber erinnert, nur alles ein wenig kleiner.

Es gibt eine komplett erhaltene Stadtmauer, mehrere Stadttore und zahlreiche gut erhaltene Fachwerksbauten.

Seßlach beherbergt eines der wenigen noch aktiven Gemeindebrauhäuser. Das Reinheitsgebot sicherte über Jahrhunderte hinweg die bürgermeisterliche Anordnung „Es darf nicht mehr in den Bach geschissen werden, morgen ist Brautag.“

Heute wird in dem 1892 errichteten Kommunalbrauhaus immer freitags braunes Landbier und saisonbedingt auch Bockbier hergestellt. 1300 bis 1500 Hektoliter werden jährlich gebraut und als Hausbräu unter anderem an zwei Gasthöfe abgegeben.

Am Abend drehe ich mit Doxi eine 12 Km-Runde durch Wiesen und Wälder rund um Seßlach. Dabei passieren wir zahlreiche Grenzsteine aus dem 18. Jahrhundert, die früher die Einflussbereiche der Bischöfe von Würzburg und der Herzöge von Coburg trennten. Außerdem begegnen wir verschiedenen Pilgerskulpturen auf den Wegabschnitten, die zu der rund 20 Kilometer entfernten Basilika Vierzehnheiligen führen.

( MITI )

Staffelberg, Vierzehnheiligen, Kloster Banz

Der Staffelberg oberhalb von Bad Staffelstein
Bad Staffelstein, 5. April 2016

Der Staffelberg oberhalb von Bad Staffelstein

Tag
5
Bad Staffelstein, im „Gottesgarten am Obermain“ gelegen, hat in seiner näheren Umgebung viele Sehenswürdigkeiten zu bieten: Dazu zählen der nahe Staffelberg, die von Balthasar Neumann erbaute Basilika Vierzehnheiligen, sowie das Kloster und Schloss Banz. Diese drei Orte haben wir heute im Rahmen einer 21 Km langen Wanderung besucht.

Zunächst ging es hinauf auf den Staffelberg, den 539 m ü.N.N. hohen Hausberg von Bad Staffelstein. Sein Name leitet sich von den ausgeprägten Geländestufen („Staffeln“) ab, die einen aufschlussreichen Einblick in die Erdgeschichte geben.

Von der Jungsteinzeit (um 5000 v. Chr.) bis zur römischen Kaiserzeit (ca. 350 bis 420 n. Chr.) war der Berg mehrfach besiedelt, u. a. von den Kelten.

Heute befinden sich dort die Staffelbergklause mit Biergarten sowie die 1653 errichtete Aldegundiskapelle. Vom Gipfelplateau aus hat man einen wunderbaren Blick auf Bad Staffelstein und das gesamte umliegende Maintal.

Weiter ging es entlang der Mainhöhen zur Basilika Vierzehnheiligen, einem bedeutenden Wallfahrtsort, mit bis zu einer halben Million Besuchern im Jahr. Das ab 1743 errichtete Gotteshaus ist ein Prachtstück barocker Architektur.

Sie ist den heiligen vierzehn Nothelfern geweiht. Nach der Sage erschien dem Schäfer des Klosters Langheim anno 1445 das Jesuskind im Kreise anderer Kinder, halb rot, halb weiß gekleidet. Diese stellten sich als die vierzehn Nothelfer vor und verlangten, dass für sie eine Kapelle gebaut würde – und so geschah es.

Von den vierzehn Nothelfer wurden zwölf als Figuren in einen beeindruckenden Rokoko-Altar („Gnadenaltar“) integriert, der in der Mitte des Langhauses frei im Raum steht. Zwei weitere Nothelfer stehen an den beiden seitlichen Altären.

Die Fassade der Basilika orientiert sich an der des Klosters Banz, das rund 6 Kilometer weiter auf der anderen Mainseite auf einem Hügel thront. Dorthin führte uns der weitere Weg und von dort wieder zurück über den Main nach Bad Staffelstein. Eine wirklich außergewöhnliche Wanderung bei herrlichem Wetter.

( MITI )

Zu Hause bei Adam Riese

Blick vom Staffelberg hinunter auf Bad Staffelstein
Bad Staffelstein, 5.04.2016

Blick vom Staffelberg hinunter in das Maintal auf Bad Staffelstein

Tag
5
Adam Riese, wer kennt ihn nicht? Aber wer weiß schon, woher der große deutsche Mathematiker des Mittelalters stammt? Aus Bad Staffelstein in Oberfranken, wie ich jetzt gelernt habe.

Hier ist alles Adam Riese: Die Adam-Riese-Halle, der Adam-Riese-Gasthof, Adam-Riese gehauen in Stein am Rathaus und Adam Riese als Bronzefigur in der Fußgängerzone

Ich bin hier gelandet, weil ich gerne die Obermain-Therme mit Saunalandschaft besuchen wollte. Und ich muss sagen: Ich bin schwer beeindruckt.

Eine so große und schöne und moderne Anlage habe ich lange nicht gesehen: Diverse Saunen mit halbstündigen Aufgüssen, ein Solebad, ein Naturschwimmteich, sogar ein richtiger kleiner Bach mit hübschen Bäumen, der durch das Gelände verläuft. Toll! Hier komme ich gerne wieder hin.

( MITI )

Zwischen Steigerwald und den Haßbergen

Eltmann am Main von der Wallburg aus gesehen
Eltmann, 4.04.2016

Eltmann am Main von der Wallburg aus gesehen

Tag
4
Wir sind weitergefahren nach Eltmann und stehen mit dem Womo direkt am Main, der die Grenze zwischen dem Steigerwald und den nördlich anschließenden Haßbergen bildet. Weinfranken trifft hier auf Bierfranken. An unserem Womo vorbei ziehen abwechselnd Frachtschiffe und Passagierschiffe vorbei.

Am Morgen unternehmen wir eine 18 Km-Wanderung oberhalb des Maintals und durch die angrenzenden Wälder.

Von Eltmann steigen wir zunächst über eine endlos erscheinende mittelalterliche Treppenanlage hinauf zur Wallburg, die über Eltmann thront. Der alte Burgturm bietet einen herrlichen Blick über das Maintal, ist heute aber leider verschlossen.

Über Dippach wandern wir weiter stetig auf und ab bis Roßbach auf den Mainhängen und passieren dabei die größte Brutkolonie von Graureihern in Bayern.

Hinter Roßbach biegen wir Richtung Lembach in den nördlichen Steigerwald ab. Über Weisbrunn kehren wir durch ein ausgedehntes Waldgebiet nach Eltmann zurück.

Die Waldwege hier sind total vermatscht, weil gerade schwere Waldfahrzeuge am Werke sind. Gut, dass ich mit Wandergamschen unterwegs bin. Sonst wäre meine Hose total dreckig 🙂

( MITI )

Im Herzen des Steigerwalds

Osterdeko ist in den Orten hier überall präsent
Ebrach, 3.04.2016

Osterdeko ist in den Orten hier überall präsent

Tag
3
Heute haben wir eine schöne 20 Km-Runde um Ebrach gedreht. Der kleine Ort im Herzen des Steigerwalds gilt aufgrund seiner opulent mit Stuck und Heiligenfiguren ausgestatteten Michaelskapelle als barocke Perle des Steigerwalds.

Die Kapelle gehört zum ehemaligen Kloster Ebrach, das 1127 als erstes rechtsrheinisches Zisterzienserkloster in Deutschland gegründet wurde.

1803 wurde die Abtei Ebrach im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Seit 1851 dienen die ehemaligen Klostergebäude als Justizvollzugsanstalt. Hinter der barocken Fassade befindet sich heute ein Gefängnis für straffällige Jugendliche.

Wir starten unsere ausgedehnte Wanderung an unserem Stellplatz zwischen dem Naturfreibad und dem Fußballplatz von Ebrach. Zunächst geht es in das schöne Naturschutzgebiet Weiherseetal, das durch zahlreiche Fischteiche geprägt ist.

Wir folgen den Wiesenwegen nach Kleingressingen. Über Hof erreichen wir anschließend Großbirkach mit seiner sehenswerten Kirche.

Unweit des Ortes befindet sich der alte Dreifrankenstein, der bis zur Gebietsreform im Jahre 1972 den Schnittpunkt der drei Regierungsbezirke Ober-, Mittel- und Unterfranken markierte.

Weiter geht es durch schönen Wald zum Winkelhof, dem ehemaligen Fischhof des Klosters Ebrach. Die dortigen Teiche und ihr Umfeld sind heute ein echtes Froschparadies, wie wir beobachten können.

Von dort geht es über eine wenig befahrene Asphaltstraße zur kleinen Rochuskirche und zum Ort Großgressingen. Wie auch in den anderen Orten auf unserem heutigen Weg ist der Dorfbrunnen dort liebevoll österlich geschmückt.

Nach wenigen Kilometern gelangen wir zurück nach Ebrach, wo wir die Kirche und ihr Umfeld besuchen. Die barocke Pracht ist wirklich beeindruckend. Von außen erwartet man das gar nicht. Ein schöner Abschluss für diese abwechslungsreiche Wanderung.

( MITI )