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Zusatzinfo:
Kleiner Stellplatz auf Asphalt zwischen Bahngleisen, Busbahnhof und einem großen Supermarkt. Fußläufig zur Innenstadt. Nicht schön, aber zweckmäßig. V/E vorhanden.
Ich bleibe heute Nacht mit Doxi und dem Womo in Verdun und beende den Tag mit einem Spaziergang durch das historische Zentrum der Stadt an der Maas.
Wie ich erfahre, war die Stadt im Osten von Frankreich im frühen Mittelalter eine blühende Fernhandelsbastion. Sie war einer der Hauptumschlagsplätze für Sklaven, die aus den Gebieten östlich der Elbe verschleppt und ins Kalifat von Córdoba exportiert wurden.
Da dort die Nachfrage nach Eunuchen groß war, wurden die betroffenen Männer in Verdun kastriert. Tausende ereilte dieses schreckliche Schicksal.
Nach dem Deutsch-Französischen-Krieg von 1871 begann man, die Befestigungsanlagen rund um die Stadt erheblich auszubauen. So entstanden die Forts, die im Ersten Weltkrieg zum Schlachtfeld wurden, auf dem annähernd 250 tausend Soldaten starben.
Die Stadt hat seit den 1960er Jahren mit einer schrumpfenden Bevölkerung zu kämpfen und das sieht man der Innenstadt in einigen Bereichen auch an. Dennoch ist das Stadtzentrum mit dem Kai an der Maas, der Kathedrale und dem Weltfriedenszentrum im ehemaligen Bischofspalast durchaus sehenswert.
Hotel an der Maas gegenüber dem Kai
Blick von der steinernen Maasbrücke Richtung Zentrum
Die acht Monate währende Schlacht von Verdun mit annähernd 250 tausend Toten auf wenigen Quadratkilometern steht symbolisch für den Irrsinn des Ersten Weltkriegs und aller Kriege.
Als geschichtsinteressierter Mensch wollte ich diesen Ort schon lange besuchen, nun stehe ich hier vor dem Museum von Verdun und drehe nach der langen Anfahrt erst einmal mit Doxi eine Runde durch den angrenzenden Wald.
Dort sind noch die Laufwege der Soldaten von 1916 als Gräben sichtbar sind und viele zerstörte Befestigungswerke im Berg. Außerdem jede Menge Granattrichter.
Heute ist hier wieder dichter Wald, genau wie vor der Schlacht im Jahre 1916. Doch im Verlauf der Kämpfe wurden alle Bäume durch Artilleriegeschosse zerfetzt, bis kilometerweit nur noch blanke, mit Blut getränkte Erde übrig war.
Das Museum zeigt sehr deutlich den Verlauf der Schlacht, die Ausrüstung der Soldaten und das Grauen der Kämpfe auf. Alle Text- und Audiobeiträge sind in Französisch, Englisch und Deutsch verfügbar.
Ich finde das alles sehr interessant, aber es bedrückt mich auch. Mehrmals ertappe ich mich, wie ich die Hände falten und für die Verstorbenen beten möchte. Was für ein Grauen.
Granattrichter im Wald
MG-Sstation der französischen Verteidiger
Tief eingegraben: Gefechtsstellungen im Wald
Bunkerreste im Wald
Denkmal für die Gefallenen
Denkmal für Andre Magoinot, dem Architekten der Maginot-Linie
Uniform eines französischen Infateristen
Artilleriegeschütz
Gulaschkanone
Französische Pistole
Diaroama mit Videoeinblendungen vom Kampfgeschehen
Tornister eines französischen Soldaten
Bajonette und Messer der verschiedenen Kriegsparteien
Verdun ist die erste französische Stadt, in der ich mich auf die Suche nach schönen alten Haustüren und Portalen gemacht habe. Und im historischen Zentrum bin ich fündig geworden. Der frühere Glanz der Häuser insbesondere im Viertel rund um die Kathedrale ist zwar längst vergangen, aber viele Türen befinden sich noch in einem guten Zustand.
Rund um die ehemaligen Schlachtfelder von Verdun gibt es rund 40 Kriegsgräberstätten für insgesamt 120.000 identifizierte Tote der verschiedenen Kriegsparteien.
Doch mehr als 130.00 Tote – Deutsche und Franzosen – konnten nicht mehr identifiziert werden, weil ihre Körper durch Sprengladungen zerfetzt wurden. Für sie wurde in den späten 1920er Jahren das imposante Beinhaus von Douaumont errichtet.
Es befindet sich auf dem Hügel, auf dem ehemals das gleichnamige Dorf angesiedelt war, und ist durch seine exponierte Lage von allen Abschnitten des ehemaligen Schlachtfelds zu sehen.
Vor dem Beinhaus befindet sich ein Friedhof mit 16.142 Gräbern französischer Soldaten. Es ist der Ort, an dem sich im September 1984 der französische Präsident François Mitterrand und der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl zu einer großen Versöhnungsfeier trafen.
Das Foto der beiden Politiker, die sich vor dem Eingang des Beinhauses an den Händen halten, ging damals um die Welt.
Das Innere des 137 m langen Gebäudes bildet ein Tonnengewölbe mit 46 Seitenkammern. Diese Seitenkammern stehen symbolisch für jeden Sektor des Schlachtfeldes und enthalten jeweils mehrere Granitgrüfte mit den unsortierten Gebeinen der Gefallenen.
Lange halte ich es an diesem Ort nicht aus. Das ist alles zu schrecklich und steht auch in zu großem Kontrast zur friedlichen Stille, die heute über dem ehemaligen Schlachtfeld liegt. Was für eine ungeheure Zahl von Toten. Wofür? Für gar nichts!
Hauptportal
Rückseite
Französiche Kriegsgräberstätter vor dem Beinhaus
Bundeskanzler Helmut Kohl (r.) und Francois Mitterrand, Präsident Frankreichs, ehren (Bildnachweis: REGIERUNGonline; B 145 Bild-00012935)
Monument für die muslimischen Gefallenen, ausgerichtet nach Mecke
Aus der Erde herausragender Kanonenturm der unterirdischen Festung
Eine überaus interessante Erinnerungsstätte für die Schlacht um Verdun ist das größtenteils unterirdisch gelegene Fort Douaumont auf einer Anhöhe nördlich der Stadt.
Es war das größte und stärkste Verteidigungswerk des Fortgürtels rund um Verdun und wurde von den deutschen Truppen kurz nach Beginn der Schlacht am 25. Februar 1916 völlig überraschend erobert.
Für die Franzosen besaß es eine hohe symbolische Bedeutung, weshalb sie alles daran setzen, die Stellung zurückzuerobern. Viele tausend Soldaten verloren dabei ihr Leben.
Das Fort trägt seinem Namen nach einem benachbarten Dorf, das im Laufe der Schlacht vollständig zerstört wurde. Die Anlage wurde zu großen Teilen aus Beton errichtet und erwies sich dadurch in den folgenden Kämpfen als außerordentlich widerstandsfähig gegenüber fast allen Artillerieangriffen.
Schätzungen zufolge trafen im Verlauf des Krieges mehr als 400.000 Granaten das Fort. Davon hatten jedoch lediglich die mehr als eine Tonne schweren Granaten der französischen 400-mm-Haubitze die Kraft, die Betondecke bei einem Volltreffer zu durchschlagen.
Während der Besetzung durch die Deutschen kam es am 8. Mai 1916 kamen zu einer Explosion eines Granaten- und Flammenwerferdepots, bei der mehrere Hundert deutsche Soldaten ums Leben kamen.
Die meisten Leichname wurden in eine Kasematte im Untergeschoss der Festung gebracht, die anschließend zugemauert wurde. Dieser Ort ist heute der sogenannte „Deutsche Friedhof“ im Fort.
Nach harten Kämpfen über den gesamten Sommer starteten die Franzosen im Oktober 1916 auf breiter Front eine erneute Großoffensive vor Verdun. Dabei wurden auch 15 tonnenschwere Granaten auf das Fort abgefeuert, von denen sechs die Decke durchschlugen und die deutschen Besatzer letztlich zwangen, das Fort aufzugeben. Für die Franzosen bedeutete dies einen großem Triumph.
Heute ist das Fort eine Erinnerungsstätte, die besucht werden kann. Ich durfte sogar Doxi mit in unterirdischen die Kasematten nehmen. Ein unheimlicher Ort, der in seiner Rauheit symbolisch für die Grausamkeiten des Krieges steht.
Plan des Forts
Zugang zum Forts
Oberirdische Mschinengewehr- und Atrtilleriestellung
Durch Artilleriebeschuss zerstörte Teile des Forts
Durch Artilleriebeschuss zerstörte Teile des Forts
Feucht und kalt ist es hier unten
Schlafsal
Pissoir
Brunnen
Gefechtsturm
Modell des Gefechtsturms
Überall ist es feucht. Wo Licht hinkommt, wachsen unterirdisch Moose
Waschraum
Deutscher „Friedhof“ im Untergeschoss
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