Weißenfels ist die erste Stadt auf meiner Saale-Tour, in der die historische Bausubstanz abseits des schmucken Marktplatzes noch an vielen Stellen dem Verfall preisgegeben ist.
Hier kann man sich ein Bild machen, wie traurig und trist es zu DDR-Zeiten fast überall in den historischen Altstädten aussah – von einigen wenigen Leuchtturmprojekten abgesehen.
Sinnbild dafür ist auch das frühbarocke Schloss Neu-Augustusburg, das oberhalb der Saale und der Kernstadt mit rund 40.000 Einwohnern thront.Es enthält u.a. die weitgehend im Original erhaltene Schlosskirche St. Trinitatis, die von außen gar nicht als Kirche erkennbar ist. Ihr Innenraum zählt zu den schönsten frühbarocken Sakralbauten Mitteleuropas.
Der rechte Schlossflügel mit der Kirche wurde nach der Wende komplett renoviert und erstrahlt in leuchtendem Weiß. Am linken Flügel wurde hingegen wenig getan.
Er ist noch so, wie er sich zu DDR-Zeiten präsentierte: Im Detail deutlich verfallen und in trostlosem Braun. So ergibt sich in der Gegenüberstellung der beiden Flügel ein äußerst kontrastreiches Bild der Vor- und Nach-Wende-Zeit.
Und so sieht es an vielen Stellen der Altstadt von Weißenfels aus, bereits wenige Meter neben dem schmucken Markt. Hier hübsche barocke Bausubstanz, die in den letzten dreißig Jahren renoviert wurde, daneben verfallende alte Gebäude. Aber wer es Shabby-Chic mag, der ist in Weißenfels genau richtig.
Völlig unerwartet treffe ich in der Stadt an verschiedenen Stellen Verweise auf den Dichter Novlis, dessen Lyrik ich sehr schätze. Wie sich herausstellt, ist Novalis (Georg Philipp Friedrich von Hardenberg) hier in Weißenfels am 25. März 1801 verstorben.
In seinem Sterbehaus ist heute die Stadtbibliothek und ein kleines Museum untergebracht. Im unmittelbar an das Haus angrenzenden Stadtpark befindet sich das von Friedrich Schaper gestaltete Grabmal des Novalis. Wie spannend.