Das gibt es nur in Xanten am Niederrhein, dass man mit dem Kajak an einem Tag von der Nordsee zur Südsee paddeln sein kann.
Eigentlich müsste es heißen: Auf dem Nordsee und auf dem Südsee. Denn die beiden ehemaligen Baggerseenzwischen der Innenstadt von Xanten und dem Rhein sind ein beliebtes Wassersportrevier und durch einen schiffbaren Kanal verbunden.
Hier lasse ich am Vormittag mein Faltboot zu Wasser und paddele vom ruhigen Nordsee zum quirligen Südsee, wo an diesem heißen Sommer-Samstag Menschenmassen zum Strandbad strömen und die Ufer bevölkern.
Außer einer Marina und Gastronomie gibt es am See auch einen Bootsverleih, einen Freizeitpark und eine große Wakeboard-Anlage.
Neben einigen Segel- und Motorbooten sind vor allem unzählige Stand-up-Paddler auf den Wasserflächen unterwegs. Teilweise herrscht in Ufernähe richtiger SUP-Stau. Das gab es früher nicht.
Aber der See ist so groß, dass sich die meisten SUPler nicht bis zum äußeren Seerand vorwagen. Ich suche mir ein schönes, stilles Plätzchen am Südufer und lege im Schatten eine Pause ein. Herrlich ist das hier.
Hier fehlen mindestens 1,5 Meter gegenüber dem Normalpegel
Fast überall in Europa ist es derzeit ungewöhnlich heiß und regenarm. Als Konsequenz geht vielen Flüssen das Wasser aus. Auch der Rhein nähert sich erneut seinen historischen Tiefständen aus dem Trocken-Sommer 2018 und das bereits einige Wochen früher als damals.
Am Mittelrhein zwischen Köln und Mainz ist das Phänomen noch stärker ausgeprägt als hier, kurz vor der niederländischen Grenze. Dort geht fast nichts mehr.
Doch auch am Niederrhein fehlen mittlerweile mindestens 1,5 Meter gegenüber dem normalen Wasserstand. Die Frachtschiffe können deshalb nicht mehr vollständig beladen werden.
Ich bin nördlich von Xanten auf dem Rheindeich unterwegs. Eigentlich wollte ich in das Naturschutzgebiet „Reeser Schanz“ laufen, aber das geht leider gar nicht. Die Rheinwiesen sind vollständig mit Stacheldraht umzäunt und die wenigen Zugangstore verschlossen.
Einzig an der alten Fährstelle bei Vynen komme ich ans Ufer heran und kann beobachten, wie tief der Rhein bereits unter die Oberkante der Buhnendämme gefallen ist. Auch die Schiffe liegen verdächtig hoch im Wasser. Sind wohl alle nicht mehr so schwer beladen, um den Tiefgang zu reduzieren.
Ich starte an der Marina am Nordrand des Xantener Nordsses
Blick vom Rheindeich zur alten Fährstelle bei Vynen
Nach der Hitzeperiode der vergangenen zwei Wochen mit bis zu 38 Grad verspüre ich deutlichen Nachholbedarf beim Wandern. Deshalb war ich heute schon wieder mit Doxi unterwegs. Diesmal am oberen Niederrhein bei Xanten.
Wir starten im kleinen Dorf Birten, rund drei Kilometer südlich von Xanten und laufen in die Hees, eine bewaldete Hügelkette, die sich als Endmoräne während der Saaleeiszeit vor etwa 200.000 Jahren gebildet hat.
Der schöne Wald ist durchsetzt mit den Überresten von mehr als 100 gesprengten Munitionsbunkern aus dem Zweiten Weltkrieg. Überall stehen Warnschilder: Betreten verboten, Munitionsreste im Wald. Aber die Hauptwege sind längst geräumt und begehbar.
Wie ich bei der Recherche erfahre, gab es im Wald seit 1940 eine Munitionsanstalt, in der Patronen, Bomben und Granaten für die Deutsche Wehrmacht hergestellt wurden. Im November 1942 ereignetesich bei der Produktion von Bombenminen eine mächtige Explosion, die 42 Arbeiter in den Tod riss. Tonnenweise detonierte der Sprengstoff. Übrig bliebt nur ein riesiges Schuttfeld im Wald. Die Unfallursache wurde nie geklärt.
Doxi hat Hopp gemacht
Als wir den Rand der Hees erreichen, blicken wir unvermittelt auf Xanten mit dem weithin sichtbaren Dom hinab. Wir laufen in die Innenstadt bis zum Dom und treten dann unseren Rückweg nach Birten an. Da die Zeit heute ein wenig knapp ist, bewältigen wir die 12 km lange Wanderung in nur zweieinhalb Stunden.
Zwischen Xanten und Birten laufen wir durch frisch abgeerntete Kornfelder. Ich zeige auf einen der runden Strohballen, rufe Hopp, und Doxi springt tatsächlich rauf. Zwar mit etwas Anlauf, aber doch weitgehend mühelos. Ganz süß sieht das aus.
Wanderkarte unserer Tour
Fruchtbare Landschaft am Rande der Hees
Infotafel am Eingang zur Hees
Die Hees ist durchsetzt mit mehr als 100 gesprengten Munitionsbunkern
Im Wald: Überall Baumsamen
Das sind die Bäume, von denen die Samen stammen
Wir sind weitgehend alleine unterwegs im Wald
Landschaft am Rande der Hees
Blick vom Waldrand hinunter nach Xanten
Hübsche kleine Kapelle auf halbem Weg in die Innenstadt
Auf dem Weg ins Zentrum laufen wir am Friedhof von Xanten vorbei
Modell des mittelalterlichen Xanten
Kunst neben dem Dom
Hauptportal des Doms
Kreuzigungsgruppe vor dem Dom
Historisches Handelshaus neben dem Dom, heute ein Brauereiauschank
Vor ziemlich genau einem Jahr war ich zum ersten Mal in der Innenstadt von Xanten unterwegs. Die Stadt hat mir damals gut gefallen, aber es herrschte ziemlich diesiges Winterwetter und Grau war die vorherrschende Farbe. Ganz anders dagegen heute, als ich mit Doxi nach unserem Besuch im Archäologischen Park Xanten noch einen kleinen Stadtbummel unternehme: Die Sonne strahlt uns von einem blauen Himmel entgegen und lässt die Farben der Stadt so richtig zur Geltung kommen. Schön ist das.
Grundriss und Aufbau der Colonia Ulpia Traiana, des römischen Xantens
Heute habe ich mit Doxi den Archäologischen Park Xanten (APX) besucht. Der Zufall wollte es, dass wir genau den ersten Montag im Monat erwischt haben, an dem der Eintritt seit Anfang 2018 kostenlos ist. So sind wir umsonst in den Park gekommen, der sich fast auf dem gesamten Areal der früheren Römerstadt Colonia Ulpia Traiana (CUT) erstreckt.
Die Colonia Ulpia Traiana war in ihrer Blütezeit etwa 73 Hektar groß und hatte rund 10.000 Einwohner, in der Mehrzahl romanisierte Gallier und Germanen. Sie war eine der zentralen Städte der Provinz Niedergermanien. Unmittelbar an der Ostseite der Stadt lag der Rheinhafen an einem später verlandeten Seitenarm des Rheins.
Die Geschichte der Stadt beginnt im Jahre 12 v. Chr., als der römische Heerführer Drusus das Legionslager Vetera auf dem nahegelegenen Fürstenberg errichten lies.
Mit der Neuerrichtung des Lagers Vetera II im Jahr 71 n.Chr. wurde eine vorherige Siedlung der germanischen Sugamberer wieder begründet. Sie besaß einen gut ausgebauten Hafen und bestand vorwiegend aus Lehmfachwerkhäusern, deren Baumaterial aus der näheren Umgebung stammte.
Kaiserfigur am Amphitheater
Um 100 n.Chr. wurde die Siedlung von Kaiser Marcus Ulpius Traianus zur Colonia Ulpia Traiana erhoben.
Die alte Siedlung wurde vollständig planiert und eine neue Stadt mit Wasserleitung, Kanalsystem, einem rechtwinklig verlaufenden Straßennetz, Wohnhäusern, Gewerbebetrieben, Tempel, Forum, Amphitheater, Mauern und Tore errichtet – alles aus Stein.
Doch in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. verlandete der Rheinarm vor der Stadt, wodurch ein natürlicher Schutzwall wegfiel.
260 überquerten Franken den Rhein und überfielen neben Ulpia Traiana weite Teile von Germania Inferior. Bei ihrem zweiten Einfall im Jahr 275 wurde die Colonia Ulpia Traiana schließlich zerstört.
Die Stadt war durch sich rechtwinkelig kreuzenden Straßen in Insulae aufgeteilt. Diese werden von 1 bis 40 durchnummeriert. Im Zentrum der Stadt befand sich das Forum, südlich davon das Kapitol.
Der zentrale Tempel war nach Nordosten in Richtung Rhein orientiert. Nordwestlich des Forums befanden sich die Thermen, die wiederum eine ganze Insula beanspruchten. Andere wichtige öffentliche Gebäude waren das Amphitheater im Süden der Stadt und ein großer Tempel am Hafen. Unmittelbar neben dem kleinen Hafentor am Hafen befand sich die Herberge mit den Herbergsthermen.
Die einzelnen Insulae der privaten Wohn- und Gewerbebereiche waren parzelliert. Die Einzelparzellen waren dabei ca. 12 × 44 m groß. Es handelt sich meist um Streifenhäuser. Die Häuser waren zum Teil reich mit Wandmalereien dekoriert.
Ziel des Archäologischen Parks Xanten ist es, die Colonia Ulpia Traiana wieder sichtbar zu machen. Dazu wurden die römischen Insula mit Rasen bepflanzt, das römische Straßennetz soweit möglich mit Kies markiert und im Abstand der Pfeiler der Bürgersteigsüberdachung mit Bäumen bepflanzt. Darüber hinaus wurden einige Gebäude und Teile der Stadtmauer rekonstruiert, beziehungsweise Grundmauern von ausgegrabenen Gebäuden überdacht und zur Besichtigung freigegeben.
Uniform eines römischen Legionärs
Sichtbar sind heue das bereits 1887 entdeckte Amphitheater, ein Teil der Stadtmauer mit dem Osttor und dem Nordtor, die Herberge am Hafen mit ihrer Therme, der Hafentempel, Wohnhäuser, Hausgrundrisse mit einer römischen Kornmühle und einem römischen Backofen, sowie Teile eines Aquädukts und Abwasserkanäle,
Ein großes Römermuseum erzählt die Geschichte der Stadt und zeigt zahllose Alltagsgegenstände, Werkzeuge, Waffen und Uniformen aus dieser Zeit. Gleich daran schließt sich eine große Halle an, die die ausgegrabenen Fundamente der römischen Therme überdacht und dadurch vor dem weiteren Verfall bewahrt.
Fast drei Stunden war ich mit Doxi auf dem riesigen Areal unterwegs. Und da ich mich sehr für Geschichte interessiere, fand ich das alles total spannend. Ob es wohl jemand geben wird, der eines Tages unsere zivilisatorischen Hinterlassenschaften mit so viel Liebe aufbereiten wird? Ich wage es zu bezweifeln.
Aufbau des Archäologischen Parks Xanten
Blick vom Amphitheater zur Innenstadt von Xanten mit dem Dom (Foto Guido Radig | http://commons.wikimedia.org | Creative-Commons-Lizenz)
Römischer Baukran am Amphitheater
Skulptur eines römischen Reiters mit Pferd
Rekonstruierte römische Wohngebäude
Schmiede
Küche
Die „gute Stube“
Rekonstruierte Herberge am Hafentor
Luxuriöses Appartment in der Herberge
Speisezimmer
Wohnraum
Typisch römische Latrine
Becken in der Herbergstherme
Warmwasserbecken und Springbrunnen in der Herbergstherme
Überdachung der Fundamente der großen Römertherme (Foto Frank Vincentz | http://commons.wikimedia.org | Creative-Commons-Lizenz)
Kurz vor Marienbaum: Blick hinüber zum Uedemer-Hochwald
Ein großer Wald, zwei ehemalige Bahnstrecken und ein früheres Kloster, das sind die Zutaten für eine schöne Wanderung, die wir heute am nördlichen Niederrhein unternommen haben.
Bei eiskalten -4°C starten wir unter einem strahlend blauen Himmel an der Wallfahrtskirche St. Maria Himmelfahrt in Marienbaum, einem Ortsteil von Xanten.
Marienbaum beansprucht den Titel als „ältester aktiver Wallfahrtsort des Niederrheins“ für sich. Die Wallfahrtsgeschichte geht auf das Jahr 1430 Chr. zurück.
Der Sage nach soll ein gelähmter Hirtenjunge in der Krone einer treppenförmigen Eiche eine Marienfigur entdeckt haben und daraufhin gesundet sein.
Gleich hinter dem Ort beginnt der Hochwald, Teil des Niederrheinischen Höhenzugs, einem Endmoränenwall aus der Saaleeiszeit.
Im östlichen Teil des Waldes befindet sich eine weithin sichtbare militärisch Radaranlage zur Luftraumüberwachung mit einer Reichweite von annähernd 450 Kilometer.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde ein Großteil des Waldgebietes zerstört. Auch die Römer haben hier schon gekämpft.
Wir passieren die Radaranlage und laufen bis zum südlichen Waldrand, wo wir auf die Villa Reichswald treffen, einem beliebten Ausflugslokal. In östlicher Richtung reicht der Blick über die Rheinische Tiefebene bis zu den Türmen des Xantener Doms.
Wenige hundert Meter weiter treffen wir auf die ehemalige Strecke der Boxteler Bahn, die heute als Fahrrad- und Wanderweg dient. Wir folgen der Bahntrasse in Richtung Xanten.
Dann geht es mehrere Kilometer über Landstraßen bis zum Franziskaner-Kloster Mörmter am Jacobs-Pilgerweg. Hier betreiben brasilianische Franziskanermönche heute eine „Fazenda da Esperança“, ein Hilfsprojekt für drogenabhängige Jugendliche.
Beim herrschaftlichen Haus Balken stoßen wir auf die alte Eisenbahnstrecke von Xanten nach Uedem. Auch bei dieser Strecke sind die Gleise längst abmontiert und haben Platz gemacht für einen Fahrrad- und Wanderweg.
Wir folgen der ehemaligen Bahntrasse und erreichen nach 17 Wanderkilometern schließlichwieder unseren Startpunkt in Marienbaum. Sieht man einmal von den Streckenabschnitten entlang der Landstraße ab, war es eine sehr schöne Wanderung. Aber auch kalt. Ich bin trotz der Sonne ganz schön durchgefroren.
Wanderkarte unserer Tour
Die Wallfahrtskirche St. Mariä Himmelfahrt in Marienbaum
Statue der Klostergründerin Maria von Burgund
Infotafel zur Wallfahrtsgeschichte von Marienbaum
Markantes Jugendstil-Gebäude in der Nähe des alten Bahnhofs von Marienbaum
Im Uedemer-Hochwald
Das HADR-Radar der Luftwaffe im Uedemer-Hochwald
Kiefern fühlen sich auf dem sandigen Untergrund des Niederrheinischen Höhenzuges besonders wohl
Infotafel an der Villa-Reichswald
Die Villa-Reichswald
An der ehemaligen Bahntrasse der Boxteler Bahn
Pferde auf Gut Hochwald
Schnurgerade führt die ehemalige Bahntrasse der Boxteler Bahn hier Richtung Xanten
Schild an einem Campingplatz an der ehemaligen Bahntrasse
Weiden an der Willichscher Ley
Landschaft an der Willichscher Ley
Stallungen am Biebersbusch, die wie ein sakrales Gebäude wirken
Pilgerkreuz am Jacobus-Weg am Kloster Mörmter
Hauptgebäude des Klosters Mörmter
Im Hintergrund ist immer wieder der Hochwald mit dem Radarpilz zu sehen
Evangelische Kirche in der Siedlung Mörmter
Wir erreichen die alte Bahnstrecke von Xanten nach Uedem
Im Hintregrund Haus Balken nahe der ehemaligen Bahntrasse. Hier lebt heute die Industriellenfamilie Underberg.
Am Ortseingang Marienbaum
Infotafel zur Bahngeschichte in Marienbaum
Panoramablick von der Villa-Reichwald Richtung Xanten
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