Die Löcher der Lausitz

Die Löcher der Lausitz
Weißwasser, 18. März 2025

Blick über die Rekultivierungsflächen des Tagebaus Nochten bis zum Kraftwerk Boxberg

Die Lausitz ist voll mit riesigen Löchern, die der Braunkohletagebau hinterlassen hat, insbesondere die Niederlausitz rund um Cottbus.

Diese Flächen sollen zukünftig entweder vollständig rekultiviert oder in riesige Seenlandschaft verwandelt werden. Das verbindet die Lausitz mit meiner Heimatregion am Rande des Rheinischen Braunkohlereviers.

Teilweise bereits wieder als Heidelandschaft präsentiert sich Tagebau Nochten bei Weißweiler, den ich am Sonntag besucht habe. Er wird von der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) betrieben. Von einem Aussichtsturm am Rand des Geländes hat man einen tollen Blick auf die rekultivierten Flächen mit dem Kraftwerk Boxberg am Horizont. Daneben befindet sich das riesige Loch, in dem weiterhin gearbeitet wird.

Dort werden bis zu 18 Millionen Tonnen Braunkohle pro Jahr gefördert, wobei die Kohle unter einer mächtigen Deckschicht aus Sanden und Schluffen aus der Zeit des höheren Mittelmiozän verborgen liegt. Dadurch müssen für eine Tonne Braunkohle sieben Kubikmeter Abraum bewegt werden, sodass die riesigen Bagger ganz schön viel zu tun haben.

Ostsee Cottbus

Bereits in eine Wasserfläche verwandelt hat sich der Braunkohletagebau Cottbus-Nord. Dort befindet sich nun der Cottbuser Ostsee, der zu einem riesigen Freizeit- und Wassersportareal entwickelt wird. Sogar ein komplett neues Stadtquartier soll seenah entstehen. Auf dem See werden schwimmend mehr als 51.000 Solarmodule installiert, die den Strombedarf von 8.000 Haushalten decken sollen.

Die Flutung mit Spreewasser begann im April 2019 und erreichte im Dezember 2024 nach fünf Jahren den Nominalpegel von 62,5 Metern Normalhöhe über dem Meer. Mit 18,8 Quadratkilometern ist er der größte künstliche See Deutschlands. Auch hier gibt es einen Aussichtsturm, von dessen Spitze man sich einen Eindruck über die unglaubliche Größe des Areals machen kann.

Von den in Cottbus gewonnenen Erfahrungen wird man sicherlich auch im Rheinland profitieren können, wenn ab 2030 für etwa 40 Jahre (!) Rheinwasser in die Tagebaue Hambach und Garzweiler geleitet werden soll. Die beiden entstehenden Seen werden bis zu 190 m tief sein, zusammen eine Fläche von 23 Quadratkilometern besitzen und eine Füllmenge von 2 Milliarden Kubikmeter Wasser aufweisen. Auch dies ein echtes Mammutprojekt, deutlich größer noch als der Ostsee von Cottbus.

( MITI )

Bezaubernder Branizer Park

Bezaubernder Branizer Park
Cottbus, 17. März 2025

Blick in den Branitzer Park

Fürst Hermann von Pückler-Muskau hat in der Niederlausitz weitreichende Spuren hinterlassen. Nachdem die Familie ihr Schloss und die großzügigen Parkanlagen in Muskau 1845 aufgrund finanzieller Probleme verkaufen musste, legte Pückler einen weiteren, zuächst etwas kleineren englischen Landschaftsgarten südlich von Cottbus beim Dorf Branitz an.

1852 bezog der Fürst und die Fürstin Lucie das umgebaute und erweiterte Schloss Branitz inmitten des neu erschaffenen Landschaftsparks.

Der heute zur Stadt Cottbus gehörende Branitzer Park wuchs über die Zeit auf eine stattliche Größe von mehr als 620 ha an.

Der Park befindet sich heute in kommunalem Besitz und gilt als der größte und schönste Park der Region Cottbus. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel, in dem sich zu jeder Jahreszeit wunderbar flanieren lässt.

Pückler selbst gilt mit seinem Vermächtnis heute als Altmeister der deutschen Gartenkunst. Er entwickelte das Konzept des „englischen Gartenstils“ weiter und prägte damit die Landschaftsgestaltung im Europa des 19. Jahrhunderts.

( MITI )

Im Herzen der Niederlausitz

Im Herzen der Niederlausitz
Cottbus, 17.03.2025

Blick über den Altmarkt

Auf meinem Weg durch die Niederlausitz bin ich nach Cottbus gekommen, der zweitgrößten Stadt des Landes Brandenburg (nach Potsdam).

Die Stadt an der Spree südlich des Spreewalds gilt als politisch-kulturelles Zentrum der Sorben in der Niederlausitz, auch wenn diese in Cottbus nur eine Minderheit darstellen.

Gemessen an der Stadtgröße und der Einwohnerzahl von knapp 100.000 gibt es verhältnismäßig viele Park- und Grünanlagen wie den Branitzer Park des Fürsten Pückler.

Eine reine Schönheit ist das überwiegend protestantische Cottbus dennoch nicht. Dafür wurde im Zweiten Weltkrieg zu viel zerstört und anschließend mit liebloser DDR-Architektur wieder aufgebaut. Trotzdem entdecke ich bei meinem Bummel durch das Zentrum zahlreiche sehenswerte Ecken und Zeugnisse der Vergangenheit.

Cottbus wurde 1156 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und war seit dem 15. Jahrhundert beinahe durchgängig brandenburgisch bzw. preußisch. Zuvor lebten hier die im 8. Jahrhundert eingewanderten Lusitzi, ein westslawischer Stamm, der der Region ihren Namen verliehen hat und dadurch in gewisser Weise bis heute präsent ist.

( MITI )

Kulturerbe Fürst-Pückler-Park

Kulturerbe Fürst-Pückler-Park
Bad Muskau, 17. März 2025

Das Alte Schloss (links) und das Neue Schloss links der Neiße im Deutschen Teil des Parks

Erneut bin ich zur Deutsch-Polnischen Grenze an der Neiße gefahren, diesmal nach Bad Muskau in der Oberlausitz. Dort befindet sich der größte Landschaftspark Zentraleuropas im englischen Stil, geschaffen ab 1815 von Graf (später Fürst) Hermann von Pückler-Muskau,

Ein Drittel des 830 Hektar umfassenden Parkgeländes befinden sich links der Neiße auf heutigem Deutschen Staatsgebiet, zwei Drittel rechts der Neiße auf Polnischem.

Beide Nationen geben sich viel Mühe mit der Pflege und Erhaltung ihres Parkanteils, denn die gesamte Anlage zählt seit 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Park selbst gibt es mehrere Holzbrücken, auf denen Besucher mühelos von der einen Seite der Grenze auf die andere wechseln können.

Im Deutschen Teil befindet sich das Alte Schloss gleich neben dem prächtigen Neuen Schloss mit seinen umfangreichen Nebenanlagen. Das in Rot und Weiß gehaltene dreiflügelige Neue Schloss ist hervorragend restauriert und ein echter Hingucker.

In starkem Kontrast dazu steht der Polenmarkt mit zahllosen Verkaufsständen unter dem Dach einer klapprigen Wellblechhalle, keine 30 Meter vom Parkrand auf polnischer Seite entfernt. Als ich mit Doxi einen kurzen Abstecher auf den Markt unternehme, öffnen gerade die ersten Stände. Ich könnte der erste Kunde des Tages sein. „Jacke kaufen?“, „Knoblauch-Gurken kaufen?“, „Zigaretten kaufen?“ hallt es mir entgegen. Ich winke ab.

( MITI )

Die Kultur der Sorben

Die Kultur der Sorben
Oberlausitz und Niederlausitz, 16.03.25

Vielfältige Festtagstracht der Sorben im Sorbischen Museum in Bautzen

Die Lausitz, die ich gerade mit dem Wohnmobil bereise, ist das traditionelle Siedlungsgebiet der Sorben. Die Wenden, wie sie auf Deutsch genannt werden, gehören zu den vier anerkannten und geschützten Minderheiten in der Bundesrepublik (neben Dänen, Friesen, sowie Sinti und Roma). Sie haben ihre eigene Sprache, eine offiziell anerkannte Flagge und sogar eine Hymne.

Die ursprünglichen Siedlungsgebiete der westslawischen Sorben lagen nördlich der Karpaten. Von dort kamen sie in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts n. Chr. in die Lausitz und daran angrenzende Gebiete.

Diese Landstriche waren seit der Abwanderung germanischer Stämme im Zuge der Völkerwanderung nahezu unbewohnt, verbliebene germanische Restbevölkerung wurde assimiliert.

Durch die mittelalterliche Deutsche Ostsiedlung und Eroberung gerieten die Sorben im 10. Jahrhundert unter deutsche Herrschaft. Auch wenn die Sorben heute in aller Regel deutsche Staatsangehörige sind, haben sie ihre ganz eigene Kultur und Sprache über die Jahrhunderte und vielfach wechselnde Herrschaften bewahren können.

In den deutschen Medien tauchen die Sorben regelmäßig vor allem aufgrund ihrer besonderen historischen Festtagstrachten auf, die besonders bei den Niedersorben in der Niederlausitz (Spreewald) noch intensiv gepflegt werden.

Die Kultur der Sorben

Die Nazis warben zunächst um die Sorben, wollte sie dann aber vertreiben

Tatsächlich gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Sorben in der Oberlausitz und der Niederlausitz – sprachlich, kulturell und religiös (protestantisch vs. katholisch). Bautzen gilt dabei als das gemeinsame politische und kulturelle Zentrum der Sorben.

Als ich beim Besuch des sehr informativen Sorbischen Museums in Bautzen nachfrage, wie sehr sich die beiden sorbischen Dialekte unterscheiden, erfahre ich, dass sich Oberlausitzer und Niederlausitzer Sorben teilweise einfacher in Deutsch verständigen können, als auf Sorbisch.

Als Niederrheiner, der lange dachte, bei uns in der BRD gäbe es ursprünglich nur Deutsche und alle anderen wären Holländer :-), finde ich das Thema sehr spannend.

( MITI )

Andrii Sharan: Ewige Reise

Andrii Sharan: Ewige Reise
16. März 2025

Märchenhaftes Bautzen

Das Sorbische Museum in Bautzen zeigt derzeit eine sehenswerte Ausstellung des ukrainischen Künstlers Andrii Sharan (*1966). Der in Polen lebende Schriftsteller und Maler ist studierter Jurist. In der Ukraine arbeitete er als Ermittler bei der Staatsanwaltschaft und als Rechtsanwalt.

Seine Werke werden unter dem Titel „Pantomime der Worte und Farben“ zusammengefasst. Er verarbeitet darin schöpferisch seine teils traumatischen Lebenserfahrungen verschiedener Identitäten, den Krieg, der Flucht und dem Leben in einem fremden Land.

Sharans poetische Sprache, die zugleich das Literarische und Malerische in sich vereint, ermöglicht es, die individuelle Erfahrung auf die Ebene einer Erzählung über das gemeinsame Schicksal Europas zu heben. Stets bleibt Sharan dabei ein ukrainischer Künstler.

( MITI )