Schloss Dyck kurz vor dem alljährlichen Weihnachtsmarkt, der Besucher von nah und fern anlockt
Sonne an einem ordinären November-Vormittag im Rheinland, das gibt’s doch gar nicht! Wer hat das denn erlaubt? Bevor mich eine passende Antwort erreicht, bin ich bereits in meine Wanderschuhe geschlüpft, habe Doxi ins Auto gepackt und bin losgefahren nach Liedberg, um eine Runde zum Schloss Dyck zu drehen.
Auf den Feldern zwischen Liedberg und Dyck erwartet mich eiskalter Wind, aber egal, Hauptsache die Sonne scheint. Mit einem Lehrbuch aus meinem Psychologie-Studium auf den Ohren drehe ich mit Doxi eine lange Runde über Wallrath, Schloss Dyck, Steinforth und wieder zurück nach Liedberg.
Auf Schloss Dyck liegen die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt in den letzten Zügen. Die Buden sind bereits aufgebaut, an den Wegrändern im Park stehen Tannenbäume und vor der malerischen Kulisse des Schlosses ist eine überdimensionale Krippe aufgebaut. Die Krippenfiguren fehlen zwar noch, aber der Wachhund ist schon schon da …
Das Aufblühen der Rheinromantik im 19, Jahrhundert hängt eng mit einer technischen Innovation zusammen: Dem Aufkommen der Dampfschiffahrt. Vorher waren die Schiffe zu klein und die Rheinbefahrung zu aufwändig, gefährlich und schwierig, als dass jemand auf die Idee gekommen wäre, dies massenhaft anzubieten. Doch mit den Dampfschiffen änderte sich alles. Davon berichtet nun eine Ausstellung im Düsseldorfer Schifffahrtsmuseum.
Die ersten Versuche mit den qualmenden Ungetümen in den Jahren 1816 und 1817 scheiterten noch aufgrund mangelnder Maschinenleistung – die Strömung war an vielen Stellen einfach zu stark.
Erst ab 1824 waren entsprechend kraftvolle Maschinen verfügbar. Daraufhin gründeten sich in Rotterdam, Köln, Mainz und Düsseldorf erste große Dampfschifffahrtsgesellschaften, mit denen der massenhafte Rheintourismus begann.
Zu den Rheinfahrern der ersten Stunde gehörten die Maler, Dichter und Komponisten der Romantik. Sie machten das Bild vom romantischen Rhein mit seinen Burgen, Schlössern und Geschichten – wie die der Loreley – in der westlichen Welt berühmt. Der „Mythos Rhein“ entstand.
1867 waren bereits 46 Dampfschiffe für den regelmäßigen Personenverkehr auf dem Rhein im Einsatz. Dabei war die Strecke insbesondere im populären Mittelrheintal zu dieser Zeit noch viel schwerer zu befahren als heute. Stromschnellen und Untiefen machten die Reise zu einem echten Abenteuer.
Die neuen Möglichkeiten lockten Menschen aus ganz Europa an den Rhein, insbesondere englische Touristen Schnell war der Markt umkämpft: Die Preise sanken und die Angebote an Bord wurden ausgeweitet. Doch es kam auch zu regelrechten Wettfahrten und schweren Unfällen. Später kam der Rhein ein wenig aus der Mode, doch bis heute lebt das Geschäft mit der Rheinkreuzfahrt von Basel bis Rotterdam. Nur die Schiffe sind seitdem viel moderner geworden. Und sie qualmen auch nicht mehr so.
Neu aus der KI auf meiner Festplatte: Bauwerke wie geschaffen von der genialen irakisch-britischen Architektin, Hochschullehrerin und Designerin Zaha Hadid (1950-2016).
Die im Irak geborene und im Libanon sowie in London ausgebildete Architektin erlangte mit ihrem ikonischen Baustil Weltruhm. Sie selbst bezeichnete ihn als fließend und kinetisch. Doch bis zu ihrem Erfolg hatte sie eine lange Durststrecke zu überwinden.
Viele Jahre waren ihre Projekte den Bauherren zu kühn. Die Liste ihrer gelobten, aber letztendlich nicht realisierten Entwürfe ist lang. Darunter auch der Neue Zollhof in Düsseldorf (1990), für den später Frank Gehry den Zuschlag erhielt.
Erst 1993 schaffte sie den Durchbruch und konnte ihren ersten Entwurf realisieren: das Feuerwehrhaus des vitra-Werks in Weil am Rhein. Danach ging es mit ihrer Karriere steil bergauf. Hadid realisierte bahnbrechende Projekte in vielen Ländern.
Architekturkritiker sprachen von einer „Eleganz geordneter Komplexität und den Eindruck nahtloser Fluidität“, was auch den natürlichen Systemen entspreche.
Daneben war die Künstlerin auch im Bereich Design tätig. Sie realisierte unter anderem Möbelentwürfe, Inneneinrichtungen, Messepavillons, Bühnenbilder und Gebrauchsgegenstände. Sie sagte, sie würde gerne mehr Objekte gestalten, auch weil man hier die Ergebnisse schneller sehe als in der Architektur, doch fehle ihr dafür die Zeit. 2016 verstarb sie viel zu früh an einem Herzinfarkt im Alter von nur 66 Jahren.
Neu aus der KI auf meiner Festplatte: Frisch imaginierte Bilder im Stile von Gustav Klimt (1862-1918), dem heutigen globalen Superstar des Wiener Jugendstils.
Der spätere Gründungspräsident der Wiener Secession sollte ursprünglich wie sein Vater den Beruf des Goldgraveurs erlernen. Doch kam der junge Klimt ab 1876 in den Genuss eines Stipendiums an der Wiener Kunstgewerbeschule, das ihn in eine künstlerische Richtung lenkte.
Er wurde 1891 Mitglied der Genossenschaft bildender Künstler Wiens (Künstlerhaus) und gehörte zu den Gründern der Wiener Secession. Für deren heute weltberühmtes Ausstellungshaus zwischen Naschmarkt und der Akademie der bildenden Künste entwarf Klimt die Eingangstüren.
Gustav Klimt erhielt 1894 vom k.k. Unterrichtsministeriums den Auftrag, gemeinsam mit Franz Matsch die Decke im Gebäude der neu errichteten Universität mit Motiven der verschiedenen Fachdisziplinen auszugestalten. Doch seine Bilder waren dem konservativen Zeitgeist zu progressiv, erst recht, nachdem sein Motivbild „Philosophie“ bei der Pariser Weltausstellung mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde.
1902 schuf Klimt aus Anlass der 14. Secessions-Ausstellung für den linken Seitensaal des Wiener Secessionsgebäudes den Beethovenfries. 1907–1908 entstand sein berühmtestes Gemälde, „Der Kuss“.
Klimt unterhielt enge Beziehungen zu einigen seiner Auftraggeber, die vornehmlich aus dem assimilierten jüdischen Wiener Großbürgertum stammten. Intime Beziehungen pflegte er insbesondere zu seinen Modellen aus großbürgerlichen Kreisen. Er galt für seine Zeit als bemerkenswert fortschrittlich, weil er den Frauen in der Sexualität eine aktive Rolle zugestand.
Viel zu früh verstarb Gustav Klimt Anfang 1918, nachdem er sich zunächst einen Schlaganfall und kurz darauf eine Lungenentzündung zugezogen hatte.
Im dritten Jahr besuche ich das Lichtfestival Glow, das immer Mitte November tausende von Menschen ins Zentrum von Eindhoven lockt. Für eine Woche sind dort an mehr als 20 Spielorten Lichtinstallationen aufgebaut – von gigantisch groß bis ganz klein. An einigen Stationen ist auch Musik Teil der Inszenierung.
Ich bin fasziniert, dass es den Machern gelingt, immer wieder andere Orte einzubinden, in diesem Jahr für mich erstmals auch nördlich des Bahnhofs.
Der logistische Aufwand ist enorm: Straßen müssen gesperrt werden, Ordner den Verkehr regeln und die Besuchermassen lenken.
Eindhoven ist keine kleine Stadt, aber ich habe den Eindruck, mittlerweile kenne ich mich ein wenig im Zentrum aus.
Das Ganze läuft total friedlich ab, Betrunkene sieht man kaum. Dafür wird ordentlich gekifft. Immer wieder laufe ich durch dicke Nebelschwaden mit einem ganz markanten Duft.
Mehr von den Glow-Festivals der vergangenen Jahre gibt es hier im Blog.
Um mich herum höre ich gerade ganz oft: „Der November schlägt mir aufs Gemüt“. Ich glaube, jetzt hat es auch mich ein wenig erwischt. Ist aber auch einfach brutal grau und trist zurzeit.
Da ist man dankbar für jeden Sonnenstrahl, der der Landschaft wieder etwas Farbe verleiht. So wie heute auf meiner Feldrunde mit Doxi. Nur leider währte diese Episode kaum zehn Minuten.
Das alles erinnert mich an eine Strophe aus einem Gedicht von Erich Kästner: „Ach, dieser Monat trägt den Trauerflor. Dir Wind ritt johlend durch das Land der Farben. Die Bäume weinten und alle Farben starben. Nun sind die Tage grau wie nie zuvor, und der November trägt den Trauerflor.“
Na, vergeht auch wieder.
Ein warmes gelb-orange, bitte mehr davon
Überall fallen gerade die Blätter
Der Traum vom Herbsbunt lebt – für einen Augenblick
Ahorn-Laub am Boden nach einer kalten Nacht
Rot, Gelb, Grün: Vergänglich wie eine Ampel-Koalition
Diese Website benutzt Cookies. Wenn du die Website weiter nutzt, gehen wir von deinem Einverständnis aus.OK