Hauptstadt der Oberlausitz

Hauptstadt der Oberlausitz
Bautzen, 11.03.2025

Blick vom Spreeufer hinauf zur Stadt

Nach sechsstündiger Fahrt bin ich wohlbehalten in Bautzen angekommen, der historischen Hauptstadt der heute sächsischen Oberlausitz mit knapp 40.000 Einwohnern.

Die Stadt an der noch jungen Spree ist das politische und kulturelle Zentrum der Sorben, einer westslawischen Ethnie mit eigener Sprache und Kultur. Die zumeist deutschen Staatsbürger machen etwa 5 bis 10 % der Bevölkerung aus. Alle Straßenschilder in Bautzen sind deshalb seit 1991 zweisprachig gehalten: in Deutsch und Sorbisch.

Die zweitgrößte Stadt der Oberlausitz (nach Görlitz) verfügt über einen sehenswerten historischen Stadtkern, der sich um die Ortenburg bildete, die bereits im Jahr 1002 urkundlich erwähnt wurde. 1635 kam das seit der Reformation überwiegend protestantische Bautzen gemeinsam mit dem Markgraftum Oberlausitz zum Herzogtum Sachsen.

Das Stadtbild wird durch mehrere historische Türme und Kirchen geprägt, die Bautzen schon im 19. Jahrhundert den Beinamen „sächsisches Nürnberg“ eintrugen. Einer der bekanntesten Türme ist der Reichenturm, der auch als „Schiefer Turm von Bautzen“ bezeichnet wird.

Wie man hier tief im Südosten der Republik politisch denkt, erlebe ich schon am ersten Abend. Und das gleich doppelt. Erst gelingt es mir nur nach aufwändiger Suche einen Zeitschriftenhandel ausfindig zu machen, der auch den SPIEGEL führt.

Als ich das Heft auf den Tresen lege, zieht die Verkäuferin markant die Augenbrauen hoch und murmelt sarkastisch etwas von Qualitätsjournalismus. Spontan erwidere ich: „Ein Hoch auf die Lügenpresse“, was sie aber gar nicht komisch findet.

Fünf Minuten später gerate ich in eine der letzten Montagsdemos auf deutschem Boden. Die Versammlungen der „Mahnwache Bautzen“ sind Treffpunkt für Rechtsextremisten aus ganz Ostsachsen, wie jüngst das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz berichtete.

Ich erkenne in der Dunkelheit nicht viel von den engagierten Volksgenossen, aber die mitgeführten Nationalflaggen des Kaiserreichs und des Dritten Reichs in Schwarz, Rot, Weiß sprechen für sich. Die AfD-Sachsen sieht in den wiederkehrenden Versammlungen einen anhaltenden Friedensappell. Ist klar!

( MITI )

Die Türen von Duderstadt

Die Türen von Duderstadt
Duderstadt, 10. März 2025

Prächtiges Portal

Schon lange habe ich nicht mehr so viele historische Türen und Portale zu Gesicht bekommen, wie heute in Duderstadt. Der letzte Beitrag zu diesem Thema liegt bereits mehr als sechs Monate zurück und entstand im luxemburgischen Echternach.

Passend zu dem hervorragenden Erhaltungszustand vieler Fachwerkhäuser von Duderstadt machen auch die Türen richtig was her. Ich bin begeistert.

( MITI )

Fachwerkidylle Duderstadt

Fachwerkidylle Duderstadt
Duderstadt, 10. März 2025

Das historische Rathaus von Duderstadt von 1536

Heute habe ich einen langen Weg vor mir. Von Horn-Bad Meinberg in Ostwestfalen bis in die sächsische Oberlausitz sind es mehr als 500 Kilometer. Ich schaue, ob ich auf dem Weg Richtung Osten eine interessante Stadt ausmachen kann, dich ich noch nicht kenne, und werde tatsächlich fündig.

Meine erste Station heute soll Duderstadt sein, eine Fachwerkidylle im südlichen Harzvorland an der ehemaligen Deutsch-deutschen-Grenze, kurz vor dem Übergang von Niedersachsen nach Thüringen.

Duderstadt liegt im katholisch geprägten Untereichsfeld. Wegen seiner fruchtbaren Böden wird das Umland bereits seit dem Mittelalter auch als Goldene Mark bezeichnet.

Das überwiegend mittelalterliche Stadtbild wird geprägt von rund 600 Bürgerhäusern verschiedener Stilepochen und den beiden großen Stadtkirchen St. Cyriakus und St. Servatius mit ihren mächtigen Türmen.

Unbedingt sehenswert ist auch das prächtige mittelalterliche Rathaus, und der Westerturm an der restaurierten Stadtmauer mit seiner auffällig gedrehten Spitze. Wer historische Kulissen mag, der kommt hier voll auf seine Kosten. Eine wirklich schöne Stadt im Herzen von Deutschland, am Übergang von West nach Ost.

( MITI )

Wo gibt´s denn hier den SPIEGEL?

Wo gibt´s denn hier den SPIEGEL?
Horn-Bad Meinberg, 9. März 2025

Marktplatz von Horn mit dem historischen Rathaus von 1865

Sonntagnachmittag, das Wochenendseminar bei Yoga Vidya ist vorüber. Zeit sich endlich einmal etwas zu entspannen, bevor ich am nächsten Morgen mit dem Womo in Richtung Oberlausitz weiterfahren will.

In der letzten Woche ist weltpolitisch viel geschehen, deshalb würde ich gerne den aktuellen SPIEGEL lesen. Doch das erweist sich als unmöglich, obwohl ich alle Tankstellen in Horn und Bad-Meinberg abklappere. Kioske gibt es auch nicht, und die Supermärkte öffnen erst wieder am Montagmorgen.

Das war also nix, außer vielleicht eine yogische Übung in Demut. Aber immerhin bin ich bei dem schönen Wetter ein wenig mit dem Fahrrad gecruised und habe mir die Gemeinde Horn angeschaut, die ich bislang noch gar nicht kannte.

( MITI )

Yoga für die gute Laune

Yoga für die gute Laune
Bad Meinberg, 8. März 2025

Vorne Heike, hinten links der Bernd, ganz links Seminarleiter Christian Bliedtner

Das Ende meines ersten Studiensemesters feiere ich mit einem Besuch im großen Ashram von Yoga Vidya. Kaum 60 Minuten nach der Semesterabschlussklausur sitze ich im Wohnmobil und breche nach Bad Meinberg in Ostwestfalen auf. Gemeinsam mit Heike und meinem Kumpel Bernd habe ich für dieses Wochenende ein Seminar bei Christian Bliedtner gebucht.

Der Kurs mit dem schönen Titel „Yoga für die gute Laune“ passt wie die Faust aufs Auge. Denn die letzten sieben Wochen mit totalem Fokus auf die Klausurvorbereitung waren echt ein bisschen freudlos. Da gab es nicht viel zu lachen.

Doch das wird jetzt nachgeholt. Z.B. mit Lachyoga, stimmungsvollen Kirtans und ganz viel Yoga-Praxis. Es ist schön mal wieder im Ashram zu sein, dort, wo ich auch meine Yogalehrer-Ausbildung absolviert habe. Und Christian Bliedtner ist ein wirklich netter und sehr versierter Kursleiter.

Die totale Entspannung will sich allerdings nicht unmittelbar einstellen, dafür gibt es bei einem solchen kompakten Wochenendseminar zu viele Termine. Man hetzt ein wenig zwischen Workshop, Yoga-Stunde, Satsang und den Mahlzeiten hin und her. Und Doxi will zwischendurch ja auch noch bewegt werden. Aber egal, zum Erholen habe ich in den kommenden drei Wochen der Semesterferien noch genug Zeit. Jetzt wird erst einmal ausgiebig gelacht, bis das Bauchfell schmerzt, und positive Energie getankt.

( MITI )

Meine erste Uni-Klausur

Meine erste Uni-Klausur
Büttgen, 7. März 2025

Die 15 Kapitel des Kurses „Einführung in die Psychologie“, zusammen mehr als 800 Seiten, die wir quasi auswendig können sollen.

Heute ist es soweit. Ich schreibe zum ersten Mal im Leben eine Semesterabschlussklausur. Man sagt ja gerne: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Aber hier muss es wohl heißen: Diesem Anfang wohnt ein Zittern inne.

Mehr als 750 Stunden habe ich in den vergangenen sechs Monaten für das erste Studiensemester aufgewandt und in den letzten sieben Wochen noch einmal intensiv mit meiner Studienkollegin Susanne gebüffelt. Trotzdem habe ich das Gefühl, es war nicht genug.

Aber egal, jetzt wird geschrieben. Es ist die einzige Open-Book-Klausur in diesem Studium, d.h. man darf in seinen Unterlagen nachschlagen. Bei mir sind das mehr als 1.400 Begriffe und Erklärungen aus den drei Kursen „Einführung in die Psychologie“, „Psychologie und kulturelle Vielfalt“, sowie „Forschungsmethoden der Psychologie“.

Doch was nützt das Nachschlagen, wenn dafür gar keine Zeit bleibt? 200 Fragen gilt es in 90 Minuten zu beantworten. Wenn man da nicht 80 oder 90 Prozent fast unmittelbar aus dem Kopf oder dem Bauch beantworten kann, kommt man sowieso nicht hin.

Allgemein herrscht bei meinen Kommilitonen das Gefühl vor, mit dieser Klausur soll ordentlich ausgesiebt und abgeschreckt werden. Ich bin ja sonst durchaus ehrgeizig, aber hier wäre ich einfach froh, wenn ich die Klausur bestünde. Note fast schon egal!

[Update 21.03.2025: Hurra, ich habe bestanden! Sogar ein klein wenig besser als der Durchschnitt. Da fällt mir ein Stein vom Herzen, dass ich dieses schwere Modul hinter mir habe und nicht im kommenden Semester erneut angehen muss.]

( MITI )