Zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren war ich heute auf der wunderschönen Vier-Täler-Runde bei Vossenack in der Rureifel unterwegs. Erstmals bin ich die Tour im Frühling gelaufen, was noch einmal ganz andere Impressionen liefert.
Auf der 12 km langen Wanderung geht es immer am Wasser entlang durch die malerischen Täler des Bosselbachs, des Richelsbachs, der Kall und des Tiefenbachs. Im Laufe der Jahrtausende haben sich die Bäche tief in das weiche Schiefergestein eingeschnitten und an ihren Rändern steile bewaldete Hangflanken entstehen lassen.Einige davon sind in jüngster Zeit großflächig abgeholzt worden. Ausschließlich die artfremden Fichten und Kiefern hat man entfernt – ich vermute, um auf den frei gewordenen Flächen wieder vermehrt einheimische Laubhölzer anzupflanzen.
Wir begegnen diesen Kahlflächen zunächst im Tal des Bosselbachs, dem Heike und ich über mehrere Kilometer folgen. Biber haben den Bach an mehreren Stellen aufgestaut und so kleine Tümpel entstehen lassen. Teilweise sucht sich das Wasser bereits neue Wege um die künstlichen Staumauern herum.
Im zweiten Abschnitt führt der Weg parallel zum mäandernden Tiefenbach durch ein schönes Tal mit Feuchtwiesen.
Weiter geht es im dritten Abschnitt entlang der Kall zur alten Mestrenger Mühle. Das Haupthaus in traumhafter Lage stammt aus dem Jahr 1633. Leider ist die beliebte Außengastronomie wegen der Corona-Pandemie derzeit geschlossen.
Genau an dieser Stelle im Hürtgenwald fand zwischen Ende 1944 und Anfang 1945 die längste und erbittertste Schlacht des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden statt. Mehr als 20.000 deutsche und amerikanische Soldaten ließen dabei ihr Leben. Erst danach war der Weg der US-Armee zum Rhein frei.
Nahe der Mestrenger Mühle erinnert auf der Kallbrücke eine Gedenkskulptur an verwundete US-Soldaten, die von einem deutschen Sanitätsoffizier behandelt und gerettet wurden. Ein seltener Ausdruck von Menschlichkeit in einer erbarmungslosen Schlacht, die fast vier Monate währte.
Im letzten Abschnitt verlassen wir schließlich die Kall und wandern durch das vierte Tal des Richelsbaches zurück zu unserem Ausgangspunkt in Vossenack an der Kirche.
Auf dem Heimweg besuchen wir noch den deutschen Soldatenfriedhof beim Dorf Hürtgen. Erschütternd, wie viele Menschen hier begraben liegen und wie viele davon namenlos geblieben sind, weil ihre Körper vollkommen entstellt waren.
Rührend das Ehrenmal am Eingang zum Friedhof, das amerikanische Veteranenverbände 1994 für einen deutschen (!) Soldaten errichtet haben. Der Leutnant Friedrich Lengfeld war beim Versuch, einen schwerverletzten amerikanischen Soldaten aus einem deutschen Minenfeld zu retten, selbst getötet worden.
Wieder einmal denke ich, in was für einer glücklichen Zeit wir doch heute leben. Corona ist ein Witz dagegen – auf jeden Fall.