Endlich! Nach einem langen grauen Winter ist das Rheinblau wieder zurück. So leuchtend habe ich den Fluss seit Monaten nicht mehr gesehen. Bei unserer Hunderunde auf der Ölgangsinsel in Neuss, staune ich, wie weit der Frühling bereits gediehen ist, während ich zweieinhalb Wochen mit dem Wohnmobil unterwegs war. Bitte mehr davon.
Kein Kunstwerk im Spiegelteich vor der Langen Foundation – das ist selten
In meiner Umgebung rund um Düsseldorf, Neuss und Mönchengladbach gibt es einige markante Punkte, an denen man die Kirschblüte im Frühling wunderbar erleben kann.
Einer dieser Orte ist die ehemalige Raketenstation Hombroich kurz vor Neuss, wo heute die Langen Foundation beheimatet ist.
Nachmittags und am Abend drängen sich hier teilweise die Besuchermassen, doch am frühen Morgen Vormittag sind Doxi und ich noch alleine in der architektonisch sehr interessanten Anlage unterwegs.
Am Rhein im Neusser Süden kurz vor der Fleher Brücke
Nach der großen Schneeschmelze im Süden Deutschlands erreichen die Pegel von Rhein und Mosel heute ihren Höhepunkt. Die Überflutungsflächen im Neusser Süden, die flussabwärts die ufernahen Stadtteile von Düsseldorf vor starken Hochwassern schützen sollen, sind komplett vollgelaufen. Das Wasser steht am Fuße des Deiches, doch bis zur Deichkrone sind noch mehr als 2 Meter Platz, also keine Gefahr.
Ich freue mich immer, wenn ich in meiner Heimatregion noch einmal unbekannte Ecken entdecke. Heute habe ich im Neusser Süden eine solche Entdeckertour entlang des Norfbachs unternommen.
Das Gebiet liegt südlich der Erft, in die der Norfbach zwischen Norf und Gnadental einmündet. Er kommt von Butzheim, Rosellen und Allerheiligen, wo er eine sumpfige Niederung entwässert.
Das gesamte Areal war früher Teil des Urstromtals des Rheins, weshalb sich bis heute ausgedehnte Kiesbänke unter der Oberfläche erhalten haben.
Erst unter den Preußen wurde das tiefliegende Gelände ab 1845 trockengelegt und für die landwirtschaftliche Nutzung und später für die Bebauung erschlossen. Bis dahin war es von unzähligen kleinen Wasserläufen durchzogen und kaum zugänglich.
Heute wären der Norfbach und weiteren Wasserläufe der Region durch die Entwässerungsmaßnahmen im Braunkohletagebau Garzweiler (25 km westlich von hier) komplett versiegt. Die Folge: Ein massiver Artenrückgang. Nur weil Rheinbraun künstlich Wasser zuführt, gibt es an und im Norfbach noch vielfältiges Tier- und Pflanzenleben.
Wir folgen dem Norfbachdurch die Neusser Stadtteile Erfttal, Derikum und Norf bis zum Rand von Allerheiligen. Dort drehen wir um und laufen parallel zum Norfbach auf das große Gelände des Golfclubs Hummelbachaue zu.
Am Westrand des Golfplatzes folgen wir einem Trampelpfad durch den Wald bis zur Erft. Wir passieren die Wildwasserstrecke, wo sich an diesem wunderschönen Sonntagmorgen ein gutes Dutzend Paddler vergnügen. Nach knapp drei Stunden und 13 Wanderkilometern erreichen wir schließlich wieder unseren Startpunkt auf dieser interessanten Entdeckertour im Neusser Süden.
Wanderkarte unserer Tour
Der Norfbach an der Mündung in die Erft
Am Norfbach zwischen Derikum und Erfttal
Hier unterquert der Norfbach die Eisenbahnstrecke Köln-Neuss
Eingang zum Müggenburgpark am Norfbach
Mächtiger Alter Baum im Müggenburgpark
Der Norfbach im Müggenburgpark
Gedichte des lokalen Mundartdichters Willi Soumagne am Norfbach
Natur, Architektur, Kunst – damit lockt die Museumsinsel Hombroich Besucher von nah und fern in die Erftauen am Rand von Neuss. Seit zwei Jahren wird auf dem Gelände parallel zum Ausstellungsbetrieb intensiv gebaut. Neue Ausstellungspavillons entstehen und es wird energetisch saniert.
Nun ist das Labyrinth, die größte begehbare Skulptur von Erwin Heerich, nach mehr als dreijähriger Sanierung wieder geöffnet. Das eigens für das Gebäude entwickelte Glasdach schafft ein gleichmäßiges, warmes und einzigartiges Lichterlebnis.
Bevor im Herbst die Sammlung mit Werken der europäischen Moderne, fernöstlicher Kunst und archäologischen Fundstücken wieder einzieht, kann man das Labyrinth derzeit in seiner reinen skulpturalen Form zu erleben. Beeindruckend finde ich das.
Die Buhnentrenner sind bereits überflutet. 1,5 Meter mehr als sonst sind es mindestens.
Jetzt ist es unübersehbar: Das Rheinhochwasser ist da. Hat aber auch viel geregnet in letzter Zeit und ein Ende der nassen Periode ist derzeit nicht in Sicht.
Als ich heute Morgen mit Doxi von Neuss-Grimlinghausen nach Uedesheim laufe, ist der Rheinstrand an den meisten Stellen bereits überflutet, genau wie die vorgelagerten Kiesbänke.
Vielerorts reicht das Wasser schon bis an die erste Baumreihe heran, sodass man nur noch an wenigen Stellen direkt bis an den Fluss herankommt.
Wir laufen bei trockenem Wetter los, kommen auf der 9 km langen Runde aber bald schon ordentlich in den Regen. Das scheint in diesen Tagen unvermeidlich.
Und weil es dabei auch noch ordentlich stürmt, nützen auch Regenjacke und Schirm wenig: Ich werde trotzdem ordentlich nass.
Den verbliebenen Schafen und Kühen auf den rheinnahen Weiden scheint das wenig auszumachen, und Doxi ebenfalls nicht. Da will auch ich mich nicht beschweren 🙂
Wanderkarte unserer Tour
Ein kurzer Moment mit Sonne an der Fleher Brücke
Doxi auf dem Rheindeich
Blick hinüber auf Düsseldorfer Gebiet
Sogar der ausgetriebene Spargel herbstelt
Ist mir so noch nie aufgefallen
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