Als Kulturhauptstadt Europas zieht Chemnitz, das frühere Karl-Marx-Stadt, in diesem Jahr viel Aufmerksamkeit auf sich. Auch mich hat das in die Stadt am Fluss Chemnitz gelockt.
Ich bin zwei Stunden mit dem Fahrrad durch das Zentrum von Chemnitz gecruised, vom Schlossberg über die Innenstadt zum Bahnhof und rüber in die Viertel hinter den Gleisen, wo sich die Stadt aus dem Talkessel erhebt.
Chemnitz ist vielfältig und bunt, das stimmt. Allerdings habe ich nur wenig von Aufbruch und Aktion und der hochgelobten Subkultur wahrgenommen. Doch vielleicht habe ich einfach an den falschen Stellen geschaut. Und vielleicht hätte ich länger bleiben müssen. Aber nach einem halben Tag Chemnitz hatte ich irgendwie genug.
Dieser schöne Flecken Deutschlands hat mir noch gefehlt: die Lausitz,vom Südosten der Neuen Bundesländer an der Grenze zu Polen und Tschechien hinauf bis etwa 60 Km vor Berlin. Es ist das Land der Sorben, westslawischer Stämme, die im 6. Jahrhundert nach Christus in die Region kamen, nachdem die vormals dort siedelnden germanischen Stämme Richtung Westen weitergezogen waren.
Ab dem 10. Jahrhundert kam das Land unter deutsche Herrschaft, doch die Sorben blieben – bis heute. Es war der Stamm der Lusitzi, der der Region ihren Namen gab.
Zuerst war ich mit Doxi in der Oberlausitz, jener Mittelgebirgsregion, die sich von der tschechischen Grenze bei Zittau im Süden bis etwa Hoyerswerda im Norden erstreckt. Das schöne Bautzen an der Spree bildet das Zentrum dieser Region.
Anschließend ging es weiter nach Norden in die flachere Niederlausitz, die stark vom Braunkohletagebau geprägt ist und den riesigen Löchern, die dieser hinterlassen hat. Diese Region erstreckt sich bis zum Nordrand des Spreewalds, mit Cottbus als Zentrum.
Es ist ein kulturreiches Land, mit Klöstern, Schlössern, Parks und interessanten Städten. Das gilt auch für den Spreewald, den ich auf dieser Tour noch einmal ganz neu erlebt habe, inklusive einer richtigen kleinen Wüste.
In den zehn Tagen haben wir an rund 20 Orten Station gemacht, darunter Bautzen, Zittau, Görtlitz, Löbau, Schirigswalde, Herrnhut, Kloster Marienstern, Hoyerswerda, Bad Muskau, Cottbus, Peitz, Lübben, Schlepzig, Luckau, Raddusch und Lieberose.
Bis auf wenige Ausnahmen hatten wir sehr viel Glück mit dem Wetter. Kalt und sonnig war es und überall schön wenig los, weil die Tourismussaison erst in wenigen Wochen beginnt. Eine äußert erlebnisreiche Tour, für die ich meine Semesterferien bis Anfang April gut nutzen konnte.
Alle Fotos und Beiträge von dieser ereignisreichen Tour gibt es hier.
Tour-Kalender
Impressionen von dieser Reise
Sumpfige, undurchdringliche Wasserflächen
Blick in das Kirchenschiff (Foto Angela M. Arnold, Berlin | http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)
Einfahrt in den Spreehafen
Kraftwerk Jänschwalde
Da hat der Biber noch einiges vor
Seltenes Exemplar: Ein Trabant-Cabrio
Die architektonisch prämierte Universitätsbibliothek
Im Herzen der Dreilfügeligen Anlage
Grenzbrücke im Park
Blick vom Aussichturm nach Osten
Plattenbau in Hoyerswerda-Neustadt
Herrnhuter Sterne in der Dresdner Frauenkirche (Foto 1971markus@wikipedia.de | http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)
Stellplätze auf dieser Tour
1.) Bautzen / Schützenplatz Bautzen Großer Parkplatz. Im vorderen Bereich asphaltiert, im hinteren Bereich Schotter. Keine Infrastruktur. Tagsüber gut frequentiert, nachts leer und ruhig. Stellenweise toller Blick auf die Altstadt und die Ortenburg. (kein offizieller SP) GPS = 51.18589N, 14.4226E 2.) Schirigswalde-Kirschau / Wanderparkplatz an der Hauptspree Wanderparkplatz am Aufstieg zu den Kälbersteinen, unmittelbar an der Hauptspree. Keine Infrastruktur. Nicht gut geeignet für Womos über 6 Meter. (kein offizieller SP) GPS = 51.070921N, 14.4297137E 3.) Hoyerswerda / Parkplatz am Lausitzbad Schöner Stellplatz für fünf Wohnmobile mit Blick auf den Gondelteich und das Lausitzbad. Komplette Infrastruktur. (0 € / Strom verfügbar) GPS = 51.4324218N, 14.25156E 4.) Cottbus / Waldparkplatz nähe Zoo & Branizer Park Waldparkplatz in unmittelbarer Nähe zum Branizer Park. Keine Infrastruktur. Tagsüber gut frequentiert. Nachts leer und ruhig. Ca. 3 km bis zur Altstadt. (kein offizieller SP) GPS = 51.738255N, 14.35888E 5.) Peitz / Parkplatz am Hütten- und Fischereimuseum Kleiner Parkplatz direkt am Wasser mit fantastischem Blick auf die Teichlandschaft. Keine Infrastruktur. (kein offizieller SP) GPS = 51.848582N, 14.423656E 6.) Lübben / Parkplatz in Wohnsiedlung Großer Parkplatz zwischen Kleingartenverein und in Wohnsiedlung. Nicht weit vom Zentrum entfernt. Nachts nicht voll. Auch einige LKW parken hier. (kein offizieller SP) GPS = 51.94738N, 13.8867E 7.) Raddusch / Parkplatz an der Slawenburg Große Obstbaumwiese neben der Slawenburg. Keine Infrastruktur. Autobahn nur wenige hundert Meter entfernt, aber Nachts nicht laut. (0 € / kein Strom) GPS = 51.80246N, 14.02981E
Zehn Tage war ich in der Lausitz unterwegs, vom Dreiländereck D / PL / CZ ganz im Südosten der Neuen Bundesländer bis hinauf in den Spreewald, 60 km vor Berlin. Hier kommen die schönsten Türen und Portale, die ich auf meiner Reise durch diese uralte Kulturlandschaft entdeckt habe.
Wüste in Deutschland? Ja, die gibt es! Nicht nur die berühmt-berüchtigte Service-Wüste, sondern echte anfassbare Wüste, wo einfach nichts mehr gedeiht. Weil der Mensch alles plattgemacht hat.
Die Lieberoser Wüste liegt beim gleichnamigen Ort am östlichen Rand des Spreewalds. In dem flachen Gelände existierte über Jahrhunderte eine große lebendige Heidefläche, bis die Nazis die Vegetation abfackelten, um Platz für einen Truppenübungsplatz zu schaffen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Nationale Volksarmee der DDR und andere Staaten des Warschauer Paktes das Gelände weiter. Das schwere militärische Gerät riss die dünne Erdkrumme auf, und der Wind tat sein übriges, um den aufgebrochenen Humus hinfort zu tragen.
Zurück bleib eine sandige, nährstoffarme Fläche von mehr als fünf Quadratkilometern, auf der außer anspruchslosem Steppengras praktisch nichts mehr wächst. Das nennt man Wüste. Zwar siedeln von den Rändern her einzelne Kiefern ein. Doch die bleiben klein, und es dürften Jahrhunderte vergehen, bis sich erneut eine tragfähige Humusschicht gebildet hat. Ein kurioser Anblick, mitten in Deutschland.
Am Rande des Areals, bereits im Bereich der unberührten Lieberoser Heide, existiert bis heute ein künstlich aufgeschütteter „Generalshügel“, auf dem hohe Militärs früher die Truppenmanöver beobachteten. Dort hat auch schon Erich Honecker gemeinsam mit Leonid Breschnew gestanden. Und heute wir, Doxi und ich
Rekonstruktion einer bronzezeitlichen Slawenburg mit Museum
Hier haben wir gestanden:
Stellplatz:
Parkplatz an der Slawenburg
Ort:
Raddusch
Geo-Koordinate:
51.80246N, 14.02981E
Preis pro Nacht:
kostenlos / kein Strom verfügbar (Daten vom 19.03.2025)
Zusatzinfo:
Große Obstbaumwiese neben der Slawenburg. Keine Infrastruktur. Autobahn nur wenige hundert Meter entfernt, aber Nachts nicht laut.
In der Zeit der slawischen Besiedlung ab dem 6. Jahrhundert n. Chr., gab es an vielen Stellen der Lausitz sogenannte „Slawenburgen“. Die massiven, Ringwall-artigen Anlagen sollten den Menschen und ihrem Vieh aus den umgebenden Dörfern bei Gefahr Schutz bieten.
Die viele Meter dicken Schutzwälle dieser Zufluchten waren nicht aus Stein, sondern aus Baumstämmen, Erde, Sand und Geröll geformt. Zumeist gab es in der Fluchtburg auch mindestens einen Brunnen, damit man nicht auf Wasser von außen angewiesen war.
Rund um diese Anlagen hat man viele Artefakte der frühzeitlichen Besiedlung gefunden: Stein- und Bronzewerkzeuge, Begräbnisstätten, Totenbeigaben, Schmuck, Alltagsgegenstände.
Nicht wenig davon ist bei dem in der Lausitz allgegenwärtigen Braunkohletagebau zum Vorschein gekommen. Anderes haben Forscher wie der berühmte Virologe Virchow entdeckt, der in den 1880er Jahren als Erster das Verständnis einer bronzezeitlichen slawischen Kultur in der Lausitz prägte.
Viele Fundstücke und Erkenntnisse über das frühere Leben in der Region werden in der Slawenburg Raddusch und dem darin enthaltenen Museum präsentiert. Die Burg ist eine getreue Rekonstruktion auf Basis der an vielen Stellen gefundenen Grundrisse und Überbleibsel. Eine beeindruckende und wirklich bemerkenswerte Präsentation einer bereits hoch entwickelten Kultur, mehr als 1.500 Jahre vor unserer Zeit.
Schwäne auf einer der vielen Wasserflächen im Wald rund um Schlepzig
Heute bin ich mit Doxi tief in die wasserdurchzogenen Wälder des Inneren Unterspreewaldes hinein gewandert. Beim kleinen Dörfchen Schlepzig sind wir den urigen Naturlehrpfad „Buchenhain“ gelaufen, der stellenweise schwierig zu gehen ist.
Auf schmalen Pfaden zwischen Wasserflächen liegen dort immer wieder umgestürzte Bäume, denen man kaum nach links oder rechts ausweichen kann, weil man sonst gleich im Wasser steht.
Die Tour vermittelt einen Eindruck, wie undurchdringlich der Spreewald früher gewesen sein muss, als die ersten Siedler kamen, um das Land urbar zu machen.
In der warmen Jahreszeit kommt ein weiteres Hindernis dazu, weil man aufgrund der vielen stehenden Wasserflächen ständig von hungrigen Mückenschwärmen umgeben ist. Doch das war für uns heute bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt glücklicherweise kein Problem. Geht aber bestimmt bald wieder los, sobald der Frühling Fahrt aufnimmt
Viele schöne alte Bäume hat es hier
Schmaler Pfad zwischen den Tümpeln
Aussichturm zur Beobachtung der Wasservögel
Sumpfige, undurchdringliche Wasserflächen
Stauwehr im Wald
Auch das ein Spreewald-Fließ
Kirche in Schlepzig
Kahnhafen von Schlepzig
Weidendome, winterlich kahl
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