Nach unserer Wanderung bei Nohen unternehme ich einen kurzen Abstecher in das 15 km entfernte Baumholder. Die Stadt ist mir ein Begriff, weil dort nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine der größten US-Garnisonen auf deutschem Boden entstanden ist.
Rund 4.000 Einwohnern stehen mehr als 15.000 Angehörige des US-Militärs und deren Familien gegenüber. Sie prägen wirtschaftlich, gesellschaftlich und auch landschaftlich das Stadtbild. Ihre uniformen, weiß getünchten Mehrfamilienhäuser an den Hängen rund um die Stadt sind unübersehbar.Die Kasernen der Amerikaner heißen Smith Barracks und Wetzel Barracks. Sie grenzen an den großen Truppenübungsplatz, den die Amerikaner von der Wehrmacht übernommen haben.
Durch die Präsenz der Amerikaner erfuhr die kleine Stadt in den 1950er Jahren einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung: Es entstanden Bars, Discos und Varietés. Im Umfeld der Stadt boten unzählige Prostituierte ihre Dienste an. Bundesweit machte das sündige Nachtleben in Baumholder Schlagzeilen. Die Bundesregierung bezeichnete die Region damals sogar als „moralisches Notstandsgebiet“.
Davon ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Bei meinem Spaziergang durch das Zentrum begegnet mir vor allem Tristesse. Hübsch ist der kleine Stadtweiher mit Spielplatz, Skateranlage, Bootsverleih und Wohnmobilstellplatz. Aber den Rest muss man nicht unbedingt gesehen haben.