Puh, da hatte ich mir wohl etwas viel vorgenommen: Als Morgenwanderung wollte ich mit Doxi von Andernach nach Neuwied laufen und mir dort die Innenstadt anschauen. Ich hatte für den Hin- und Rückweg mit 12 Kilometern gerechnet. Dass es am Ende fast zwanzig werden sollen, das hätte ich nicht gedacht.
Aber es war eine interessante und abwechslungsreiche Tour. Vom Womo-Stellplatz am Rhein in Andernach ging es zunächst durch den Hafen von Andernach mit seinen Verladeanlagen, Container-Terminals und dem großen Stahlwerk Thyssenkrupp Rasselstein.Dahinter laufen wir am Rheinufer entlang, immer mit Blick auf die Skyline von Neuwied auf dem gegenüber liegenden Flussufer. Dort mündet auch die Wied nach 102 Flusskilometern in den Rhein.
Kurz vor dem Erreichen von Weißenthurm überqueren wir die Mündung der Nette in den Rhein. Dahinter geht es durch den Rheinpark von Weißenthurm zur großen Raiffeisenbrücke, die hier seit 1978 den Rhein quert.
Neuwied wurde im Jahr 1653 als Planstadt mit einem rechtwinkligen Straßenraster gegründet und ab 1662 zu einer der ersten Freistätten für Religionsflüchtlinge in Deutschland.
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte Neuwied sich zu einer der frühesten Industriestädte des Landes. Die Vielfalt christlicher Konfessionen sowie zahlreiche Schulen und Industriebetriebe prägen die Stadt bis heute.
Neuwied war von seiner Gründung bis 1806 Residenzstadt der Grafschaft, seit 1784 des Fürstentums Wied, eines eigenständigen Territoriums im Verband des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Das große dreiflügelige Schloss der Fürsten, das ab 1706 errichtet wurde, befindet sich bis heute in Privatbesitz.
Das Ende der Stadt als wiedische Residenz kam mit den französischen Revolutionskriegen. In der Schlacht von Neuwied, die sogar auf dem Arc de Triomphe in Paris vermerkt ist, errangen 1797 französische Revolutionstruppen gegen die österreichische Armee den ersten größeren Sieg in den Koalitionskriegen.
Ich entdecke auf meinem Stadtrundgang viele schöne Häuser aus der Zeit zwischen 1800 und 1910. Von Barock über Biedermeier bis zu Jugendstil reicht das Spektrum. Der Rückweg zu unserem Stellplatz auf der anderen Rheinseite ist zwar lang, aber der Ausflug hat sich definitiv gelohnt.