Zehn Tage war ich in der Lausitz unterwegs, vom Dreiländereck D / PL / CZ ganz im Südosten der Neuen Bundesländer bis hinauf in den Spreewald, 60 km vor Berlin. Hier kommen die schönsten Türen und Portale, die ich auf meiner Reise durch diese uralte Kulturlandschaft entdeckt habe.
Tag 10Wüste in Deutschland? Ja, die gibt es! Nicht nur die berühmt-berüchtigte Service-Wüste, sondern echte anfassbare Wüste, wo einfach nichts mehr gedeiht. Weil der Mensch alles plattgemacht hat.
Die Lieberoser Wüste liegt beim gleichnamigen Ort am östlichen Rand des Spreewalds. In dem flachen Gelände existierte über Jahrhunderte eine große lebendige Heidefläche, bis die Nazis die Vegetation abfackelten, um Platz für einen Truppenübungsplatz zu schaffen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die Nationale Volksarmee der DDR und andere Staaten des Warschauer Paktes das Gelände weiter. Das schwere militärische Gerät riss die dünne Erdkrumme auf, und der Wind tat sein übriges, um den aufgebrochenen Humus hinfort zu tragen.
Zurück bleib eine sandige, nährstoffarme Fläche von mehr als fünf Quadratkilometern, auf der außer anspruchslosem Steppengras praktisch nichts mehr wächst. Das nennt man Wüste. Zwar siedeln von den Rändern her einzelne Kiefern ein. Doch die bleiben klein, und es dürften Jahrhunderte vergehen, bis sich erneut eine tragfähige Humusschicht gebildet hat. Ein kurioser Anblick, mitten in Deutschland.
Am Rande des Areals, bereits im Bereich der unberührten Lieberoser Heide, existiert bis heute ein künstlich aufgeschütteter „Generalshügel“, auf dem hohe Militärs früher die Truppenmanöver beobachteten. Dort hat auch schon Erich Honecker gemeinsam mit Leonid Breschnew gestanden. Und heute wir, Doxi und ich 🙂
Rekonstruktion einer bronzezeitlichen Slawenburg mit Museum
Hier haben wir gestanden:
Stellplatz:
Parkplatz an der Slawenburg
Ort:
Raddusch
Geo-Koordinate:
51.80246N, 14.02981E
Preis pro Nacht:
kostenlos / kein Strom verfügbar (Daten vom 19.03.2025)
Zusatzinfo:
Große Obstbaumwiese neben der Slawenburg. Keine Infrastruktur. Autobahn nur wenige hundert Meter entfernt, aber Nachts nicht laut.
Tag 9In der Zeit der slawischen Besiedlung ab dem 6. Jahrhundert n. Chr., gab es an vielen Stellen der Lausitz sogenannte „Slawenburgen“. Die massiven, Ringwall-artigen Anlagen sollten den Menschen und ihrem Vieh aus den umgebenden Dörfern bei Gefahr Schutz bieten.
Die viele Meter dicken Schutzwälle dieser Zufluchten waren nicht aus Stein, sondern aus Baumstämmen, Erde, Sand und Geröll geformt. Zumeist gab es in der Fluchtburg auch mindestens einen Brunnen, damit man nicht auf Wasser von außen angewiesen war.
Rund um diese Anlagen hat man viele Artefakte der frühzeitlichen Besiedlung gefunden: Stein- und Bronzewerkzeuge, Begräbnisstätten, Totenbeigaben, Schmuck, Alltagsgegenstände.
Nicht wenig davon ist bei dem in der Lausitz allgegenwärtigen Braunkohletagebau zum Vorschein gekommen. Anderes haben Forscher wie der berühmte Virologe Virchow entdeckt, der in den 1880er Jahren als Erster das Verständnis einer bronzezeitlichen slawischen Kultur in der Lausitz prägte.
Viele Fundstücke und Erkenntnisse über das frühere Leben in der Region werden in der Slawenburg Raddusch und dem darin enthaltenen Museum präsentiert. Die Burg ist eine getreue Rekonstruktion auf Basis der an vielen Stellen gefundenen Grundrisse und Überbleibsel. Eine beeindruckende und wirklich bemerkenswerte Präsentation einer bereits hoch entwickelten Kultur, mehr als 1.500 Jahre vor unserer Zeit.
Schwäne auf einer der vielen Wasserflächen im Wald rund um Schlepzig
Tag 9Heute bin ich mit Doxi tief in die wasserdurchzogenen Wälder des Inneren Unterspreewaldes hinein gewandert. Beim kleinen Dörfchen Schlepzig sind wir den urigen Naturlehrpfad „Buchenhain“ gelaufen, der stellenweise schwierig zu gehen ist.
Auf schmalen Pfaden zwischen Wasserflächen liegen dort immer wieder umgestürzte Bäume, denen man kaum nach links oder rechts ausweichen kann, weil man sonst gleich im Wasser steht.
Die Tour vermittelt einen Eindruck, wie undurchdringlich der Spreewald früher gewesen sein muss, als die ersten Siedler kamen, um das Land urbar zu machen.
In der warmen Jahreszeit kommt ein weiteres Hindernis dazu, weil man aufgrund der vielen stehenden Wasserflächen ständig von hungrigen Mückenschwärmen umgeben ist. Doch das war für uns heute bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt glücklicherweise kein Problem. Geht aber bestimmt bald wieder los, sobald der Frühling Fahrt aufnimmt 🙂
Tag 9Am Westrand des Spreewals liegt die Stadt Luckau, die im Mittelalter zu den wohlhabendsten und bedeutendsten Städten der Niederlausitz zählte. Die Stadt selbst war halb deutsch, halb sorbisch, doch in den umliegenden Dörfern wurde ausschließlich sorbisch gesprochen.
Weil die Stadt im Zweiten Weltkrieg nur wenig zerstört wurde, verfügt sie über ein gut erhaltenes Zentrum rund um den historischen Marktplatz mit dem Rathaus von 1675 und der Georgenkapelle mit dem Hausmannsturm.
Rund um den Marktplatz gruppieren sich einige sehenswerte Barockhäuser, sowie klassizistische Verwaltungs- und Wohnhäuser mit teils prachtvoll herausgearbeiteten Fassaden.
In unmittelbarer Nachbarschaft existierte seit 1291 ein Dominikanerkloster, das nach dem Weggang der Mönche ab 1747 als Gefängnis genutzt wurde und heute ein Kulturzentrum beheimatet.
Zwischen 1916 und 1918 war in dem Bau u.a. der sozialistische Politiker Karl Liebknecht inhaftiert, einer der historischen Helden der späteren DDR. Daran erinnert eine Bronzestatue des Bildhauers Theo Balden, die bis zur Wende auf dem Marktplatz stand und danach an die Stadtmauer im Bereich des Gefängnisses umgesetzt wurde.
Der im 13. Jahrhundert errichtete „Rote Turm“ der Luckauer Stadtbefestigung
Gotische St.-Nikolai-Kirche
Das ehemalige Kloster, später Gefängnis
Denkmal für den in Luckau inhaftieren Karl Liebknecht
Tag 8In der flachen Landschaft des Spreewalds ist das kleine Dorf Straupitz aufgrund einer markanten Landmarke weithin sichtbar: Den beiden hoch aufragenden Türme der Dorfkirche, die nach Plänen des berühmten preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel erbaut wurde.
Mit ihrer auf Fernwirkung angelegten Doppelturmfassade und der vollständig erhaltenen ursprünglichen Ausstattung stellt sie ein hochrangiges Baudenkmal von überregionaler Bedeutung dar. In einem Ort mit knapp eintausend Einwohnern würde man ein solches architektonisches Kunstwerk Bauwerk gar nicht vermuten.
Doch ab dem 17. Jahrhundert entwickelte sich Straupitz zu einem blühenden Marktflecken am nördlichen Rand des Spreewaldes. Zwischen 1795 und 1798 lies Willibald von Houwald dort sogar ein Schloss im Barockstil errichten, das heute als Grundschule dient.
Außerdem gibt es im Ort eine perfekt restaurierte Holländerwindmühle aus dem Jahre 1850. Sie entstand, nachdem die alte Bockwindmühle bei einem Brand zerstört worden war. Heute wird die Straupitzer Mühle wieder als Korn-, Säge- und Ölmühle betrieben. In ihrer Dreifachfunktion ist sie die einzige Mühle dieser Art in Europa, die noch in Betrieb ist.
Frontseite der Schinkelkirche
Welch ein beeindruckender Bau
Orgelempore (Foto Nadi2018| http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)
Blick in das Kirchenschiff (Foto Angela M. Arnold, Berlin | http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)
Holländerwindmühle Straupitz
Wird als Korn-, Säge- und Ölmühle betriebeben
Der Alte Kornspeicher zwischen Kirche und Schloss
Schloss Strauputz, heute Grundschule
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